Den Flammkuchen mit oder ohne Speck? Seit Jahren fragt man mich das, wenn ich in meinem Lieblingsladen im Berliner Wedding bin. Klar, mit Speck! Nur wenn ich ein Date habe, bleibe ich vegetarisch. Irgendetwas in mir findet Fleischessen maximal unästhetisch. Vor meinem geistigen Auge erscheinen dann mittelalte Männer mit dicken Bäuchen, die sich den ganzen Tag auf ihre fränkische Schlachtplatte abends im Wirtshaus freuen. Wie so einer will ich nicht rüberkommen beim Date. Wie so ein Markus Söder, der gefühlt keine Woche vergehen lässt, ohne stolz ein Bild mit Rostbratwürstchen zu posten. Ich würde mir dabei so unfassbar unattraktiv vorkommen. Allerdings bin ich mit dieser Meinung noch in der Minderheit.
Australische Forscher haben herausgefunden: Wenn man 268 Studenten die Fotos von attraktiven Frauen zeigt, bekommen neun von zehn danach Appetit auf Rindfleisch. Das muss man sich mal reinziehen: Typen denken an die nackten Körper von Frauen und ihre erste Assoziation ist willenloses Fleisch! Lässt sich das Patriarchat besser symbolisieren? Dabei konnte man schon vor Zehntausenden Jahren vegetarisch leben und trotzdem Mann sein.
Wissenschaftler glaubten lange, dass der Neandertaler deswegen muskulöser war als der moderne Mensch, weil er sich mehr tote Tiere reingeschoben hat als wir. Aber eine Studie, die 2017 im Fachmagazin Nature erschienen ist, belegt, dass sich die in Nordspanien lebenden Neandertaler nicht etwa von Wollnashörnern ernährten, sondern von Nüssen, Pilzen und Wildpflanzen. Erst die Moderne hat uns beigebracht, dass Fleischessen ein Statussymbol ist. Wir denken dabei an die reich gedeckten Tafeln von Königshäusern und Adelsgeschlechtern. So was finden besonders Männer anziehend. Wahrscheinlich hauen sie sich deswegen statistisch gesehen doppelt so viele tote Kalorien rein wie Frauen: Fleischkonsum ist eine Form von Dominanz. Über das tote Tier. Über die armen Schlucker, die es sich angeblich nicht leisten können. Und über Frauen, deren Körper die Männer damit gleichsetzen. Zeit für eine Gegenbewegung!
Vegetarier riechen besser
Im „Vegetariat“, das ich jetzt hier mal ausrufe, gibt es einen Sex-Boykott gegen Fleischesser. Die Tierschutzorganisation PETA hat so was letztes Jahr vorgeschlagen. Zumindest auf Dates wäre ich absolut für diese Regel. Alle würden profitieren: Forschende der Uni Prag haben 2021 herausgefunden, dass Vegetarier sogar besser bei Frauen ankommen. Dafür wurden Studenten zwei Wochen lang vor allem Kartoffeln mit geschmolzenem Käse vorgesetzt, während die Kontrollgruppe täglich rotes Fleisch aufgetischt bekam. Nach dem Experiment wurden den Teilnehmenden aus den Achselhöhlen Schweißproben entnommen und 30 heterosexuellen Frauen unter die Nase gehalten.
Ergebnis: Die Frauen empfanden den Geruch der vegetarisch ernährten Männer als „weniger beißend“ und schätzten sie als attraktiver ein als die anderen. Vegetarische Ernährung beeinflusst offenbar die Pheromone, also jene Signalstoffe, die mit darüber entscheiden, ob wir jemanden anziehend finden.
Auf der anderen Seite: Im Vegetariat wäre das mit Abstand schönste Date meines Lebens womöglich anders verlaufen. Es begann bei Currywurst und Pommes am Bahnhof Zoo, später waren wir in einer Charlottenburger Kneipe, da aß ich eine Brotstulle mit Schweineschmalz nach der anderen. Auch ein ziemlich ekliges Essen für ein romantisches Date? Absolut. Aber es war halt die richtige Frau, in der richtigen Nacht.