Während die Gewinne der deutschen Autobauer massiv unter Druck geraten, erlebt die Rüstungsindustrie einen historischen Höhenflug. Um von diesem Boom zu profitieren und die Verluste im angeschlagenen Kerngeschäft abzufedern, prüft Porsche nun einen Einstieg in den Verteidigungssektor.

von Hannes Märtin

Für Porsche verlief das Geschäftsjahr 2024 alles andere als zufriedenstellend. Die schleppende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und die konjunkturelle Schwäche auf dem chinesischen Markt schlagen sich in der Bilanz nieder. Zwar blieb der Umsatz mit 40,1 Milliarden Euro nahezu auf Vorjahresniveau und verzeichnete lediglich ein leichtes Minus von 1,1 Prozent – doch hinter den stabilen Erlösen verbirgt sich ein massiver Gewinneinbruch. Das Ergebnis vor Steuern sank um beachtliche 22,6 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Noch dramatischer stellt sich die Entwicklung beim Nettogewinn dar. Hier blieb dem Konzern ein Jahresüberschuß von nur noch 3,6 Milliarden Euro. Es ist ein Rückgang um satte 30 Prozent gegenüber den 5,2 Milliarden Euro im Jahr 2023.

Mit Blick auf den Mutterkonzern Volkswagen zeigt sich ein ähnliches Bild. Trotz eines um ein Prozent auf 324,7 Milliarden Euro gestiegenen Umsatzes fiel der Nettogewinn 2024 deutlich. Mit 12,4 Milliarden Euro liegt er rund 31 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Angesichts der anhaltenden Krise in der Automobilbranche fordern die Eigentümerfamilien des Stuttgarter Sportwagenherstellers, Porsche und Piëch, nicht nur konsequente Sparmaßnahmen. Sie drängen zudem auf eine Neuausrichtung, um die wirtschaftliche Abhängigkeit vom schrumpfenden Kerngeschäft zu verringern.

Porsche sieht keine moralischen Hindernisse

In diesem Kontext prüft Hauptaktionär Porsche SE offenbar konkrete Schritte eines Engagements in der Verteidigungsindustrie. Wie das Management der Beteiligungsgesellschaft in einer Analystenkonferenz anläßlich der Präsentation der Jahreszahlen erklärte, befindet man sich aktuell in einer Evaluierungsphase möglicher Investitionen im Rüstungssektor. Ein konkretes „Zielunternehmen‟ wurde bislang nicht benannt.

Auch innerhalb des Konzerns stößt dieser Kurs auf Zustimmung. Porsche-Manager Lutz Meschke äußerte gegenüber dem Handelsblatt, daß „effektive Verteidigungsmöglichkeiten ein wichtiges Instrument“ seien „zur Verteidigung unserer Werte“. Moralische Bedenken in einem finanziellen oder strategischen Engagement in diesem Bereich sieht man nicht.

Bereits 2024 hatte die Porsche SE ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Die Beteiligungsgesellschaft investierte einen zweistelligen Millionenbetrag in das bayerische Technologieunternehmen Quantum Systems. Der bayerische Drohnenspezialist gilt als einer der führenden Anbieter im Bereich Luftaufklärung. Kürzlich kündigte das Unternehmen zudem den möglichen Erwerb eines weiteren europäischen Drohnenherstellers an.

Porsches militärisches Erbe

Die Verbindung zwischen Porsche und der Rüstungsindustrie reicht weit zurück. Bereits in den frühen Jahren des Unternehmens war die Marke militärisch engagiert. Gegründet wurde Porsche im Jahr 1931 von Ferdinand Porsche. Damals pflegte das Unternehmen enge Kontakte zur Politik – insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus. In dieser Phase entwickelte Porsche mehrere Panzerfahrzeuge für die Wehrmacht und war Bestandteil der deutschen Rüstungsindustrie im Zweiten Weltkrieg.

Ein bekanntes Beispiel für Porsches Rolle im Panzerbau ist der schwere Jagdpanzer „Ferdinand“, der später unter dem Namen „Elefant“ in die Geschichte einging. Auch militärische Nutzfahrzeuge wie der Kübelwagen sowie Komponenten für Flugzeugmotoren wurden von Porsche mitentwickelt.

Auch nach 1945 blieb der militärische Sektor für Porsche relevant, insbesondere während der Aufrüstung der Bundesrepublik. Unter der Leitung von „Ferry“ Porsche, dem Sohn des Firmengründers, beteiligte sich das Unternehmen an der Konstruktion westdeutscher Militärfahrzeuge. Darunter befanden sich etwa der amphibische „Jagdwagen“, ein spezieller Bergepanzer sowie Porsches Beitrag zur Entwicklung des prominenten Kampfpanzers „Leopard 1“.

Deutschland rüstet auf

Die jüngsten Gewinneinbrüche in der Automobilbranche werfen Fragen nach den strukturellen Ursachen auf – ebenso nach den Motiven für neue strategische Ausrichtungen, wie sie nun bei Porsche zu beobachten sind. Insbesondere das Interesse an Beteiligungen im Verteidigungssektor verweist auf einen wirtschaftspolitischen Wandel.

Ein zentraler Faktor ist die geopolitische Lage: Anhaltende Konflikte, etwa in der Ukraine oder im Nahen Osten, haben zu einem deutlichen Anstieg der Verteidigungsausgaben vieler Staaten geführt. Für die Rüstungsindustrie eröffnet sich dadurch ein Wachstumsmarkt. Auch in Deutschland wird zunehmend auf Aufrüstung gesetzt.

Die Darstellung Rußlands als zentrale Bedrohung für ganz Europa sowie die wachsenden Zweifel an der Verläßlichkeit Donald Trumps als transatlantischer Partner haben die Bundesregierung zu einem Kurs der umfassenden militärischen Aufrüstung veranlaßt. Zumindest wird die Aufrüstung in der Bundesrepublik dadurch gerechtfertigt. Diplomatische Lösungsansätze scheinen kaum mehr eine Rolle zu spielen.

Rüstung auf Pump finanziert

Parallel dazu wird während der laufenden Koalitionsverhandlungen über eine Neuaufstellung des Haushalts diskutiert. Künftig könnte die Schuldenbremse im Verteidigungsetat aufgehoben werden. Geplant ist, Rüstungsausgaben über ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts hinaus über neue Kredite zu finanzieren. Der CDU-Chef und designierte Bundeskanzler Friedrich Merz hat angekündigt, diese Änderung parlamentarisch durchsetzen zu wollen.

Während die Rüstungsbranche auf Pump finanziert wird und Konzerne wie Rheinmetall profitieren, geraten klassische Industriebranchen unter wachsenden Druck. Regulierungen wie die Umstellung auf klimaneutrale Produktionsverfahren, die CO2-Bepreisung sowie zunehmende Bürokratie belasten die Wettbewerbsfähigkeit von Automobil-, Stahl-, als auch Chemiebranche. Es fehlen konkrete Entlastungen in Form von Steuersenkungen oder energiepolitischen Maßnahmen.


Seit Wladimir Putin im Sommer 1999 als weitgehend Unbekannter wie aus dem Nichts heraus auf der Weltbühne erschienen ist, rätselt man im Westen über seine wahren Absichten. Im Zuge der Ukraine-Krise erreichte das Rätselraten einen neuen Höhepunkt. In den Massenmedien wurde immer wieder von Journalisten, Osteuropa-Experten und Politikern eingestanden, dass keiner wisse, was Putin wirklich will, und dass »alle am Rätseln« seien. Dabei sagt Wladimir Putin in seinen Reden ziemlich klar, wie er die Welt sieht, was ihm an der internationalen und insbesondere an der Politik der USA missfällt, für welche Werte er steht und wo für ihn rote Linien verlaufen.

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Von Veritatis

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