Die geopolitische Lage in der Arktis wird zunehmend zum Schauplatz internationaler Machtkämpfe. Während die Welt den Aktivitäten der Großmächte folgt, bereitet sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf einen ungewöhnlichen Schritt vor: Am 15. Juni plant er als erster europäischer Staatschef seit Donald Trump Grönland zu besuchen. Dieser Schritt erscheint auf den ersten Blick als diplomatischer Besuch, spiegelt jedoch tieferliegende europäische Unsicherheiten wider. Im Zuge der Spannungen mit den USA, die auf die Rohstoffvorkommen in Grönland zielen, zeigt Macron Europas Wunsch, in diesem strategisch wichtigen Gebiet eine stärkere Rolle einzunehmen.
EU will auch mal
Grönland besitzt enorme Ressourcen, darunter Seltene Erden, Uran und andere strategisch relevante Mineralien. Für die USA, die in der Region ihre Interessen durch militärische Präsenz und Einfluss zu sichern versuchen, ist die Kontrolle über die Insel von großer Bedeutung. US-Präsident Trump hatte bereits öffentliches Interesse an einer Übernahme geäußert und auch militärische Optionen ins Spiel gebracht. Diese Entwicklungen offenbaren die wachsende strategische Bedeutung der Arktis, in der sich die Interessen von Russland, China und den USA überschneiden.
Europa steht bei diesem Spiel um Einfluss und Ressourcen jedoch vor erheblichen Schwächen. Die EU verfügt weder über die militärischen Mittel noch über den politischen Willen, um den USA Paroli zu bieten. Die vielbeschworene strategische Autonomie bleibt bislang eine leere Versprechung, während Europa in der globalen Ordnung zunehmend machtlos wirkt. Macrons Besuch in Grönland ist somit auch ein Zeichen der europäischen Verunsicherung angesichts der neuen geopolitischen Realitäten.