In der Europäischen Union gibt es zu wenig Leute, die Erfahrung in der Wirtschaft haben – und das sei das Grundübel jener Situation, in der sich die EU jetzt befindet.

Klar und deutlich wie selten zuvor machte Antje Hermenau am Donnerstag in der ServusTV-Sendung „Talk im Hangar-7“ auf die Problematik aufmerksam, mit der die EU jetzt zu kämpfen habe. Hermenau war 25 Jahre lang eine Grünen-Ikone im deutschen Bundesland Sachsen. Der Wochenzeitung Die Zeit sagte sie: „Mein Versuch, mich an die Grünen anzupassen, ist gescheitert“. Sie halte den Kurs der Partei für falsch und fühle sich „politisch heimatlos“. Für die Grünen ist Hermenau seit ihrem Ausscheiden aus der Partei zum Feindbild geworden, vor allem nach ihrem Ausspruch in der taz, in der sie meinte, es sei „historisierend und weltfremd“, zu behaupten, die Pegida-Demonstranten stünden alle auf der falschen Seite.

“Europa hat zum Kalten Krieg seinen Beitrag geleistet”

Jetzt ist Hermenau sehr erfolgreich in der Privatwirtschaft tätig und hat politisch viel zu sagen, wie sie einmal mehr auf ServusTV unter Beweis stellte. Die Europäer hätten in den letzten Jahren sehr viel dazu beigetragen, dass wir wieder in eine Kalte-Krieg-Situation kommen würden. Sie fände das völlig falsch. „Ich komme aus dem Osten Deutschlands, ich habe zum Kalten Krieg eine klare Meinung, ich bin 60 Jahre alt, ich weiß, wovon ich spreche“.

Neos-Brandstätter mit einem Satz mundtot gemacht

Den EU-Abgeordneten Helmut Brandstätter von der „Kriegstreiber“-Partei Neos sprach sie direkt an:

Herr Brandstätter, denken Sie, Putin würde warten, bis wir aufgerüstet haben, wenn er wirklich die Absicht hätte, Europa anzugreifen? Ich glaube, das tut er nicht.

Europa weicht in die Moral aus

Auf die Frage von ServusTV-Moderator Michael Fleischhacker, warum Europa in der Situation sei, in der es jetzt ist, sagte Hermenau: Europa habe zu wenig Leute in der Verwaltung und in der Politik, die Erfahrung mit Wirtschaft haben. Europa rede herum oder gehe in die Moral, das seien Ausweich-Diskussionen. „Ich mag das einfach nicht mehr hören“, so Hermenau. Die Amerikaner würden das in einer unkonventionellen, erfrischenden – mitunter auch, was die Manieren betrifft, erschreckend wirkenden Art machen. „Aber sie diskutieren es ins Detail, in der Härte. Europa schafft es nicht, die Realitäten auf den Tisch zu legen“. Deshalb weiche Europa oft in die Moral oder in die Kollektiv-Verantwortung aus. Wörtlich sagte sie:

Also wenn alle Affen in Gibraltar in eine Richtung gucken, dann ist das noch lange keine gemeinsame Veranstaltung.

Eigenartige Verteidigung des Grünen für Brüsseler Bürokratie

Welche Logik manche Politiker in Sachen Wirtschaft vertreten, stellte dann in erschreckender Weise der Wirtschaftssprecher der Grünen, Jakob Schwarz, zur Schau: Er gab zwar zu, dass die Unternehmer über die Bürokratie in Brüssel jammern und sich über den immensen Aufwand beschweren würden, aber – so Schwarz – wörtlich:

Geschäftsführer sagen mir, dass sie in den letzten Jahren sehr viel investiert haben, um diese Berichtspflichten zu erfüllen. Die haben das Personal ausgebildet, die Software umgestellt und so weiter. Und wenn das jetzt wieder zurückgenommen wird, dann hat man das ganze Investment umsonst gemacht, und man muss die Leute wieder umschulen. Maßnahmen zurücknehmen wäre nicht im Sinne der Industrie.

Unternehmer widerspricht grünem Wirtschaftssprecher

Martin Ohneberg, Vorarlberger Unternehmer, konnte diese Aussage nicht fassen. Er meinte: Was er nicht verstehe, sei, dass, wenn ein Unternehmen eine Strategie verfolge und auf dem Weg zum Ziel feststellen müsse, dass das Ziel möglicherweise nicht erreichbar sei, dann müsse man zugestehen, dass man die Strategie adaptiere. Man könne doch nicht sagen:

Jetzt haben wir uns eingestellt auf die Bürokratie. Jetzt lassen wir doch die Bürokratie. Ich bin glücklich mit meiner Planungssicherheit, wenn Sie mir die Bürokratie abschaffen.

“Warum kann man Fehler nicht eingestehen?”

Ein anderes Thema sei doch, so Ohneberg, dass man erkannt habe, dass das schnelle Abschalten der Atomenergie am Ende des Tages nur dazu geführt habe, dass man die Atomenergie in vielen Bereichen jetzt importieren müsse, anstatt sie selber zu produzieren. Wörtlich sagte er:

Da sind einfach Fehler passiert. Warum kann man nicht eingestehen, auch in Ihrer Partei zu sagen, und die Wahlen haben es ja gezeigt, dass Fehler passiert sind.

“Hausverstand ist dümmlichste Form des Verstandes”

Die erneuerbaren Energien müsse man mit Hausverstand vorantreiben, sagte Ohneberg. Darauf Schwarz von den Grünen:

Ja, was ist denn Hausverstand? Der Hausverstand ist die dümmlichste Form des Verstandes. Es geht um Sachverstand.

Zu blöd zum Wählen

ServusTV-Moderator Fleischhacker nahm diese Wortmeldung auf und sagte:

Herr Schwarz, wenn Sie sagen, dass der Hausverstand die dümmlichste Form des Verstandes ist, dann steckt da drinnen, dass es viele Bürger und Wähler in den letzten Jahren ein bisschen unwohl gemacht hat, dass man ihnen immer gesagt hat, ihr mit eurem Hausverstand seid eigentlich zu blöd.

Es sei die Art, wie diese auch bei den Regierungsbildungen in Österreich und Deutschland zum Vorschein gekommen sei, dass man gesagt habe, „ihr habt zwar gewählt, aber ihr seid Hausverstand-Wähler, wir machen es anders“, meinte Fleischhacker in Richtung des grünen Wirtschaftssprechers.



Source link

Von Veritatis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert