Normalerweise machen wir so etwas nicht – aber vielleicht sollten wir eine entsprechende Kategorie neben Junk Science einführen, eine Kategorie, die dem Schindluder gewidmet ist, das im Internet mit so genannten Persönlichkeitstests und dergleichen getrieben wird, weitgehend nutzlosem Mist, der nur dazu da ist, die Unmengen von Werbung, denen der Absolvent eines solchen Tests ausgeliefert wird, zu legitimieren.
Ausgangspunkt diesen Posts ist ein Hinweis, den ein Leser auf unserem Telegram-Kanal hinterlassen hat, ein Hinweis auf IDRlab und einen dort vorfindbaren angeblichen Rassismustest, ein Test, der letztlich nur zeigt, wie totalitär, meinungsfeindlich und menschenfeindlich diejenigen sind, die damit andere auf „Rassismus“ testen wollen.
Übrigens: Ich bin gemessen an diesem Bullshit Test ein Rassist:
Damit Sie sehen, wie schnell man heute mit Bullshit zum Rassisten gestempelt werden kann, evaluieren wir an dieser Stelle alls 20 Aussagen, die zum oben gezeigten Ergebnis führen. Die idiotische Unterscheidung in vier angebliche Formen von Rassismus lassn wir außen vor.
Aussagen immer im roten Kasten. Anschließend meine Bewertung.
„Es ist in Ordnung, nicht-weiße Charaktere in Fernsehsendungen so darzustellen als würden sie schlechtes Deutsch sprechen.“
a) Es gibt „nicht-weiße“, die schlecht deutsch sprechen. b) Es handelt sich um eine Darstellung im Fernsehen, also um einen Film, FICTION – wir sind also im Bereich der künstlerischen Freiheit. c) Nur ein verbohrter Rassist kann aus einer Einzeldarstellung im Fernsehen eine Übertragung auf alle „nicht-Weißen“ vornehmen. Der Testersteller ist offenkundig ein solcher verbohrter Rassist.
„Es ist beleidigend, nicht-Weißen zu sagen, dass sie „so gut Englisch“ sprechen.“
a) Sprechen wir in Deutschland nach wie vor Deutsch. b) Abgesehen davon, ist es nicht beleidigend, die Sprachkenntnisse anderer zu loben und ein normaler Mensch kommt auch nicht auf die Idee, dieses Lob mit der Hautfarbe in Verbindung zu bringen.
„Rassismus in westlichen Ländern gehört zum größten Teil der Vergangenheit an.“
Das ist, nach allem, was die historische Forschung bereitstellt, in der Tat so. Dass es heute schick ist, auf dem vermeintlichen Rassismus anderer herumzutanzen, um sich selbst als Tugendwächter zu inszenieren und sich ein Auskommen zu sichern, hat nichts damit zu tun, dass es zu kaum einem Zeitpunkt in der neueren Geschichte weniger Rassismus gegeben hat als heute.
„Es ist beleidigend, nicht-Weiße zu fragen, wo sie wirklich herkommen.“
a) Wenn in einem Land, das nun einmal von weißen Menschen begründet und geprägt wurde, nicht-Weiße auftauchen, dann ist die Frage nach der Herkunft zunächst einmal eine Frage, die Interesse bekundet und ein Gespräch einleitet. Wer daran Anstoß nimmt, ist offenkundig der Ansicht, man müsse seine eigenen Wahrnehmungen und die Mehrheitsverhältnisse im eigenen Land verleugnen. b) Gerade in Ländern, in denen Pluralismus per Mobilität geschaffen wird, sind derartige Frage eine Art Volkssport, zumal man an der Sprache – NICHT AM AUSSEHEN – schnell merkt, dass derjenige, mit dem man es gerade zu tun hat, nicht z.B. in Wales geboren wurde.
„Weiße Menschen haben die Pflicht, sich über rassistische Handlungen ihrer Vorfahren aufzuklären.“
Insofern in westlichen Gesellschaften Freizügigkeit und freie Meinungsäußerung garantiert werden, hat niemand eine solche Pflicht und nur totalitär-verbohrte Missionare können überhaupt von einer solchen „Pflicht“ faseln.
„Es ist beleidigend anzunehmen, dass alle Menschen, die derselben Ethnis angehören, gleich aussehen“.
Ob es beleidigend ist, muss man im Einzelfall entscheiden. Aber offensichtlich können sich die einfältigen Macher dieses Tests nicht vorstellen, dass man jemanden – trotz anderer Hautfarbe – positiv wahrnimmt. In jedem Fall ist es so dumm, dass es nur denen einfallen kann, die abdurde Rassismus-Tests entwickeln, denn außer diesen Leuten gibt es niemanden, der auf die Idee kommt, alle Menschen einer Ethnie würden gleich aussehen.
„Es ist in Ordnung, nicht-Weiße in Werbespots so darzustellen, als würden sie sich gegenüber Weißen unterwürfig verhalten“.
Es ist nicht in Ordnung, irgend jemand in einer unterwürfigen Pose darzustellen. Abgesehen davon, kenne ich keinen Werbespot, in dem Schwarze oder Asiaten in einer „unterwürfigen Pose“ dargestellt würden. Aber ich kenne einige, in denen Weiße oder weiße Männer auf diese Art gedemütigt werden.
„Es ist in Ordnung, nicht-Weiße zu fragen ob sie einen ihrer Freunde, Kollegen oder Klassenkameraden kennen, der derselben Rasse angehört wie sie.“
Es ist in Ordnung. Es herrscht Meinungsfreiheit.
„Es ist beleidigend, nicht-Weiße zu fragen, ob sie Ihnen Sportarten beibringen können, in denen Menschen ihrer Rasse traditionell schon immer gut sind.“
Ziemlicher Rassismus, anderen eine Sportart verordnen zu wollen, in der sie „traditionell schon immer“ gut sind. Rassistischer Rassismustest … von Legasthenikern. Davon abgesehen ist es nicht beleidigend und etwas, was zwischen zwei Menschen ausgehandelt werden muss, den großen guten Bruder also nichts angeht. Abgesehen davon ist das Deutsch der meisten zur Abstimmung gestellten Aussagen grauslig.
„Es ist legitim, dass westliche Länder Menschen aus nicht-weißen Ländern strengere Einwanderungsbeschränkungen auferlegen, als sie es für Einwanderer aus weißen Ländern tun.“
Kennen Sie eine entsprechende Regelung, die Schwarze bei Einwanderung schlechter stellt als Weiße? Wir nicht. Gäbe es sie, wäre sie zwar rassistisch, aber dennoch legitim. Tatsächlich werden Leute, die diesen „Test“ absolvieren, mit dieser Aussage hinters Licht geführt, sie werden mehr oder minder gegen eine Regelung aufgehetzt, die für „nicht-weiße Länder“ als bestehend deklariert wird, die es aber in dieser Weise nicht gibt.
„Es ist OK davon auszugehen, dass die Küchen in Restaurants, die nicht-Weißen gehören, im Allgemeinen schmutziger sind als Küchen in Restaurants, die Weißen gehören.“
Bei solchen Aussagen wir sehr deutlich, mit welcher Art von Meinungstotalitaristen man es hier zu tun hat. Es ist vollkommen OK, eine Meinung, wie oben formuliert, zu haben. Es herrscht nach wie vor Meinungsfreiheit. Ob man mit dieser Meinung der Realität nahe kommt oder Gewalt antut, ist eine andere Frage.
„Es ist in Ordnung, Minderheiten in Werbespots so darzustellen, als würden sie schlecht Deutsch sprechen.“
a) Die Aussage ist zum Füllen, eine Variante einer bereits zur Beurteilung gestellten Aussage. b) Es ist in der Tat in Ordnung. Meinungsfreiheit und in diesem Fall noch Kunstfreiheit garantieren das. c) Tatsächlich sprechen etliche Angehörige von Minderheiten eine Variante von Deutsch, die man – je nach Hochdeutschverliebtheit – als „schlecht“ bewerten kann. Einmal mehr eine Frage von Meinungsfreiheit, die es bei Rassismus-Fanatikern offenkundig nicht geben darf.
„Es ist in Ordnung davon auszugehen, dass Menschen meist Freunde haben, die ihrer eigenen ethnischen Herkunft angehören.“
a) Es ist in der Tat in Ordnung, denn: Meinungsfreiheit. b) Ob die Ansicht empirisch zutrifft, ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. c) Wer in einer Wohngegend mit vielen Asylbewerbern wohnt, wird mit der Annahme sicher richtig liegen.
„Westliche Geschichtsbücher sollten die Beiträge von Nicht-Weißen zur westlichen Zivilisation hervorheben.“
Hervorheben muss man nur, was man für außergewöhnlich, nicht normal, bemerkenswert hält, weil man es demjenigen, denjenigen nicht zugetraut hättte. Die Frage zeigt den Rassismus und die Dummheit derjenigen, die diesen Schrott entwickelt haben, in der bislang deutlichsten Weise.
„Ich glaube nicht wirklich, dass Minderheiten historisch gesehen das Opfer rassistischer Handlungen geworden sind“.
Doch, das glaube ich, weil es durch Berichte und Erzählungen und Dokumente belegt ist: Araber haben Schwarze versklavt, Weiße haben Schwarze versklavt, Schwarze haben Weiße versklavt, Araber haben Weiße versklavt …
„Manchmal kann es für westliche Regierungen notwendig sein, nicht-Weiße für Handlungen festzunehmen oder zu untersuchen, die, wenn sie von Weißen durchgeführt wurden, keinen Verdacht erregen würden.“
Es gilt Gleichheit vor dem Gesetz. Die entsprechende Notwendigkeit gibt es also nicht. Ansonsten ist das Deutsch der IDRlabs weiterhin grauslig.
„Es ist in Ordnung, nicht-Weiße in westlichen Filmen nach Vorlage rassistischer Stereotype darzustellen (z.B. Araber als gewaltbereit…)“
Einmal mehr gilt Meinungs- und Kunstfreiheit. Einmal mehr zeigt sich, dass die Macher des Tests keine Ahnung haben, wovon sie sprechen. Stereotype sind Kurzformen von Erfahrungen, die Handlungsentscheidungen erleichtern. Sie sind insofern auf Handlungen bezogen und können richtig oder falsch, aber nicht rassistisch sein.
„Es ist beleidigend, nicht-Weißen vorzuschlagen, dass sie wie Prominente aussehen, die ihre ethnische Zugehörigkeit teilen.“
Wer könnte auf einen Vergleich mit Omar Sharif böse reagieren? Nein, es ist nicht beleidigend. Es ist einmal mehr eine Frage von Meinungsfreiheit und zwischenmenschlicher Kommunikation, die die Rassismus-Missionare nichts angeht. Und das Deutsch ist nach wie vor grauslig.
„Es ist in Ordnung davon auszugehen, dass nicht-Weiße Ihren Stereotypen gerecht werden.“
In der Tat, es ist in Ordnung. Ob es auch richtig ist, ist eine empirische Frage.
„Es ist in Ordnung, Witze über das Essen zu machen, das in Restaurants serviert wird, die nicht-Weißen gehören“.
Ich wiederhole mich: Meinungsfreiheit.
Es ist erschreckend, welche Art von Bullshit unter dem Signum, es handle sich dabei um Tests, die „peer-reviewed“ und „Ergebnis wissenschaftlicher Forschung“ seien, verbreitet wird. Es gibt viel Bullshit im akademischen Bereich, aber der Mist, den wir hier auseinander genommen haben, spielt in einer eigenen Klasse.
IDRlab ist übrigens ein Unternehmen, bei dem man nicht weiß, wer dahinter steht. Das Unternehmen wurde von Seier Capital angeschoben und dient der Generierung von Gewinn. Es hat seinen Sitz in Schwarzenbach, wobei sich unterschiedliche Seiten darüber streiten, ob nämliches Schwarzenbach in Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu finden ist.
In jedem Fall kann man festhalten, dass der „Rassismus-Test“ keinerlei wissenschaftliche Basis hat, aber in erschreckendem Maß offenbart, wie rassistisch die Leute sind, die diesen „Test“ entwickelt haben.
Bleiben Sie Seiten wie IDRlab fern!
Einen wissenschaftlichen Text zum Thema „Rassismus“ finden Sie hier, für den Fall, dass Sie sich dafür interessieren, was es mit Rassismus tatsächlich auf sich hat: Diefenbach, Heike (2015). Rassismus und Rassismuskritik.
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