Es muss nicht unbedingt Uran sein. In der Wüste Gobi hat China den weltweit einzigen Thoriumreaktor als Testreaktor in Betrieb genommen – und er funktioniert. Eine deutlich sicherere Alternative für Atomstrom, da Kernschmelzen unmöglich sind.
Weil Thoriumreaktoren, vor allem sogenannte LFTRs (Liquid Fluoride Thorium Reactors), das leicht verfügbare Element Thorium-232 nutzen, welches durch Neutroneneinfang in Uran-233 verwandelt werden kann, gelten sie als wichtige Zukunftstechnologie in Sachen Stromerzeugung. Insbesondere auch deshalb, weil solche Reaktoren keine Kernschmelzen verursachen können. Ein “Super-Gau” wie in Tschernobyl ist genauso wenig möglich wie die anhaltenden Folgen des Tsunamis in Fukushima, welcher das gleichnamige Atomkraftwerk beschädigte. Gleichzeitig bieten sie eine stabile, grundlastfähige Stromversorgung.
Der aktuelle Durchbruch in China, welches einen solchen Thorium-Testreaktor in der Wüste Gobi in Betrieb nahm, stellt nun einen Meilenstein dar. Auch wenn der technologische Reifegrad noch unter jenem konventioneller Atomkraftwerke liegt, könnte dies der erste Schritt hin zu einer neuen Ära sein. Der Testreaktor liefert derzeit eine thermische Leistung von 2 Megawatt (was einer elektrischen Leistung von rund 600 Kilowatt entsprechen dürfte). Damit könnte man zwar nur rund 1.500 Haushalte mit Strom versorgen, doch was im Kleinen gelingt, ist auch nach oben hin skalierbar.
In China selbst weist man darauf hin, dass die Thoriumreserven im Land ausreichen würden, um die nationale Stromversorgung theoretisch für tausende Jahre zu sichern. Und das mit deutlich weniger Atommüll als die derzeit genutzten Uranreaktoren produzieren. Mehr noch basieren die chinesischen Versuche auf öffentlich zugänglichen Forschungen der Amerikaner aus den 1960er-Jahren, wobei sie die alten Experimente nachstellten und diese Technologie weiterentwickelten.
Ein weiterer, größerer Thorium-Schmelzsalzreaktor mit einer Produktionskapazität von 10 Megawatt Strom ist bereits in Bau. Dieser soll bereits im Jahr 2030 in Betrieb gehen. Und wer weiß – vielleicht werden solche Reaktoren bereits im Jahr 2050 bis zu zwanzig Prozent des globalen Strombedarfs decken können. Und das ganz ohne wetterabhängige Schwankungen wie bei Wind- und Solarkraftwerken.
Für das Reich der Mitte wäre diese Technologie jedenfalls ein Schritt hin zur Autarkie in Sachen Stromerzeugung. Man wäre nicht mehr so sehr auf Energieimporte angewiesen wie bisher, sondern könnte einfach die eigenen Thoriumreserven anzapfen. Und die Europäer? Die bauen weiter Wind- und Solarkraftwerke und überlassen ihre Stromerzeugung zunehmend dem Wetter.