In der dritten Sitzung des sächsischen Corona-Untersuchungsausschusses haben die Virologen Detlev Krüger, ehemaliger Leiter des Instituts für Virologie an der Charité, und Alexander Kekulé, Mikrobiologe aus Halle, mit zentralen staatlichen Maßnahmen der Corona-Politik in Deutschland abgerechnet. Ihre Kritik an Kontaktverboten, Impfpflicht und dem Umgang mit Kindern lässt aufhorchen.

Detlev Krüger – Vorgänger von Christian Drosten an der Berliner Charité – warf der Politik grundlegende Versäumnisse vor. Die jahrelang aufrechterhaltenen Kontaktnachverfolgungen seien bereits ab Mitte 2020 „sinnlos“ gewesen, da das Virus zu diesem Zeitpunkt schon weit verbreitet gewesen sei. Die dafür aufgewendeten Ressourcen hätte man besser auf den Schutz von Alten- und Pflegeheimen konzentrieren sollen​. 

Krüger: Maßnahmen „inhuman“, Maskenpflicht für Kinder „Geiselhaft“

Konzepte wie „No Covid“, die sich zum Ziel gesetzt hatten, das Coronavirus völlig zu eliminieren, bezeichnete er als wissenschaftlich unhaltbar und völlig unrealistisch. Die Vorstellung, ein Virus durch politische Maßnahmen ausrotten zu können, sei von Beginn an illusorisch gewesen.

Deutlich wurde Krüger auch bei der Beurteilung der Maßnahmen für Kinder: Masken seien eine „Qual“ gewesen. Die Kinder habe man damit nicht weniger als „in Geiselhaft genommen“. Die Altersstruktur der Todesfälle sei früh bekannt gewesen – COVID-19 war für Kinder weniger gefährlich als Influenza, so Krüger. Daher seien sowohl Masken- als auch Impfpflichten bei Kindern wissenschaftlich zu keinem Zeitpunkt gerechtfertigt gewesen​.

Auch die 2G-Regel kritisierte Krüger scharf. Aus seiner Sicht habe diese, ebenso wie die zwischenzeitliche Verkürzung des Genesenenstatus auf drei Monate, lediglich dem Zweck gedient, „Menschen zur Impfung zu drängen“. Die Impfstoffe lobte er zwar grundsätzlich, stellte gleichzeitig aber klar, dass sie nur einen begrenzten Eigenschutz und keinen Fremdschutz geboten hätten. Das Narrativ von den „unsolidarischen Ungeimpften“, das seinerzeit als Grundlage für die gesellschaftliche Ausgrenzung von Millionen Menschen diente, bezeichnete er als völlig falsch​.

Krüger plädierte zudem für eine Reform des RKI und mehr Unabhängigkeit von politischen Weisungen. Das Institut sei fachlich kompetent – was die internen Diskussionen in den freigeklagten RKI-Protokollen belegen –, habe während der Pandemie aber nicht frei agieren können.

Kekulé: Impfpflicht spätestens mit Delta sinnlos

Auch Alexander Kekulé übte teils deutliche Kritik an der Corona-Politik. Die Maßnahmen in Deutschland hätten „einen großen Aufwand für zu wenig Schutz“ verursacht. Die Impfstrategie sei unrealistisch gewesen, da eine Herdenimmunität angesichts der Mutationen – insbesondere ab der Delta-Variante – nicht mehr erreichbar gewesen sei. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe es kein einziges Argument mehr für eine Impfpflicht gegeben​.

Zudem warf Kekulé der Fachwelt schwerwiegende Fehlbeurteilungen vor. Viele Anordnungen seien widersprüchlich gewesen und hätten Vertrauen in der Bevölkerung zerstört. Ein Schuldeingeständnis der Verantwortlichen wäre seiner Meinung nach ein erster Schritt, um gesellschaftliche Gräben zu schließen​.

Während Krüger Maskenpflichten im Nachhinein fast vollständig ablehnte, sprach Kekulé sich in bestimmten Situationen für den Maskeneinsatz aus, da dieser wissenschaftlich belegbaren Schutz biete – sowohl für den Träger als auch für andere. Die Abstandsregel von 1,5 Metern hingegen hielt er für unzureichend, da SARS-CoV-2 über die Luft übertragbar sei​.

Auch die Lockdowns bewertete Kekulé ambivalent. Zwar seien sie anfangs wirksam gewesen, später hätten sie jedoch erhebliche soziale und wirtschaftliche Kollateralschäden verursacht. Besonders kritisierte er, dass in der Frühphase der Pandemie ein Zeitfenster zur Eindämmung des Virus verpasst worden sei​.

Zur Debatte um Impfschäden sagte Kekulé, Post-Vac sei „extrem selten“, räumte aber ein, dass es hier noch viele offene Fragen gebe. Belastbare Daten – etwa aus Krankenkassen und dem Paul-Ehrlich-Institut – liegen zu dieser Frage allerdings bis heute nicht vor​.

Einig waren sich die beiden nacheinander angehörten Wissenschaftler in der Forderung nach mehr Transparenz, einer weisungsunabhängigen Wissenschaft und einer ehrlichen Aufarbeitung der politischen Fehlentscheidungen. 

Der Untersuchungsausschuss, der mit Stimmen von AfD und BSW auf den Weg gebracht wurde, hat Anfang März seine Arbeit aufgenommen. Mit Hendrik Streeck, Detlev Krüger und Alexander Kekulé haben sich nun schon drei prominente Virologen den Fragen der Abgeordneten gestellt – und, wie die Äußerungen von Krüger zeigen, durchaus brisante Antworten gegeben. Noch bis 2027 will das Gremium mit einer Reihe weiterer Sachverständiger die politischen Entscheidungen und deren Auswirkungen kritisch beleuchten.

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Von Veritatis

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