Eine scheinbar unbedeutende Nachricht hat Aufsehen bei Taiwan-Analysten ausgelöst. Am 5. April wurden die Vorschriften für medizinische Vorratshaltung beim chinesischen Militär aktualisiert.

Experten des taiwanischen Instituts für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung (INDSR) äußerten am 15. April, dass dies Teil der seit Langem schon von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) betriebenen Kriegsvorbereitung sei. Ein unmittelbarer Angriff auf Taiwan sei jedoch nicht zu befürchten, da der jetzige Zeitpunkt für Peking noch zu riskant sei.

Die vom Regime erlassene neue Regelung soll zum 1. Juni in Kraft treten und verbietet die Verwendung von medizinischen Vorräten der Streitkräfte für die zivile Nutzung. Eine Ausnahme von dieser Regelung ist nur für einen schweren Katastrophenfall, Epidemien und andere Notlagen vorgesehen.

Vorbereitungen auf einen Abnutzungskrieg

Shen Ming-Shih, Forschungsstipendiat am INDSR in Taipeh, betonte gegenüber der Epoch Times, dass die neue Regelung die jüngste einer Reihe von Maßnahmen der KPCh zur Vorbereitung auf einen Abnutzungskrieg sei – ähnlich dem Ukraine-Krieg.

Shen erklärte, dass die Verwaltung medizinischer Vorräte im Krieg entscheidend sei, da das Militär große Mengen an Medikamenten, Blut, Antibiotika und anderen medizinischen Vorräten benötige. „Um Engpässe zu vermeiden, muss [die Volksbefreiungsarmee (PLA)] vor jedem Krieg gut ausgestattet sein“, so der Verteidigungsexperte.

Chinas Militärmanöver vor Taiwan nur Politshow?

Stehen solche Aussagen, die eine mögliche Invasion Chinas in Taiwan in die Ferne rücken, nicht im Gegensatz zu den aktuellen Ereignissen in der Straße von Taiwan, wie regelmäßige chinesische Militärmanöver und Verletzungen der taiwanischen Luftraumüberwachungszone durch chinesische Kampfjets?
Am 1. April erklärte die PLA, dass man gemeinsame Militärmanöver von Streitkräften der chinesischen Marine, Luftwaffe und des Heeres rund um Taiwan abhalte, um die sogenannten „separatistischen Kräfte der Unabhängigkeit Taiwans“ zu warnen und abzuschrecken.
Die zweitägigen Manöver fanden unmittelbar nach dem Besuch von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth im Indopazifik statt, bei dem er seinen Verbündeten die Entschlossenheit der USA zusicherte, in der Region eine wirksame Abschreckung wiederherzustellen.

Yu Tsung-chi, ein pensionierter taiwanischer Generalmajor, sagte, die von der PLA veröffentlichten Videos seien offenbar in letzter Minute zusammengeschustert worden, was darauf schließen lasse, dass die Übungen nicht im Voraus geplant waren.

Militärkommentator Shen Zhou sagte, dass China möglicherweise „alte Videos für Werbezwecke verwendet“ hatte. „Die Bilder zeigten Ziele an Land, nicht auf See“, sagte er gegenüber der Epoch Times und fügte hinzu, dass das „sogenannte Kriegsspiel immer noch politischer Natur ist“.

Droht früher oder später ein Taiwan-Krieg?

Seit dem Amtsantritt des taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te im Mai 2024 hat die KPCh ihre Rhetorik gegenüber der Insel weiter verschärft. Das Regime droht gar „eingefleischten“ Unterstützern der Unabhängigkeit Taiwans mit dem Tode. Chinas Einschüchterungsversuche in der Taiwanstraße durch Patrouillenaktivitäten von Flugzeugen und Schiffen der PLA finden fast täglich statt.

Im Februar bezeichnete Admiral Samuel J. Paparo, Kommandeur des US-Indo-Pacific Command, derartige Militärübungen der PLA rund um Taiwan in einer Grundsatzrede beim Honolulu Defense Forum als „Proben für die erzwungene Vereinigung“ und nicht als „Übungen“.

Im Jahr 2023 machte der damalige CIA-Direktor William Burns von Geheimdienstinformationen publik, die zu dem Schluss kamen, dass Staats- und Parteichef Xi Jinping dem chinesischen Militär befohlen habe, bis 2027 für eine Invasion Taiwans bereit zu sein.
Yuan Hongbing, ein ehemaliger Rechtsprofessor an Chinas renommierter Peking-Universität mit Verbindungen in die oberen Ränge der KPCh, bestätigte im vergangenen Jahr gegenüber der Epoch Times, dass den Parteiführern geraten worden sei, eine Strategie zur „Lösung der Taiwan-Frage bis 2027“ zu entwickeln, um dem 21. Nationalkongress der KPCh eine „politische Garantie“ zu geben. Der Parteitag der KPCh findet turnusmäßig alle fünf Jahre statt. Der vorherige im Oktober 2022 ging mit einer beispiellosen Machtkonsolidierung Xi Jinpings einher.
Einige Experten bezweifeln derzeit die Bereitschaft und Fähigkeit Pekings zu einem Angriff auf Taiwan, insbesondere auch angesichts der offensichtlichen Säuberungen innerhalb des chinesischen Militärs. Andere hingegen äußern den Glauben, dass das Regime einen solchen Schritt früher als erwartet unternehmen könne.
Unter Staatschef Xi Jinping begann an diesem Mittwoch der Nationale Volkskongress, der eine Woche dauern wird.

Chinas Staatschef Xi Jinping beim Nationalen Volkskongress in Peking.

Foto: Ng Han Guan/AP/dpa

Würde Taiwan jetzt für Xi zur Falle werden?

Yu, der frühere taiwanische Generalmajor, erklärte gegenüber der Epoch Times, dass die Verhaftungen von Xis „treuesten Anhängern in der Armee“ zwar Anzeichen einer Schwächung seiner Macht sein könnten, es aber auch die Möglichkeit gebe, dass es sich bei den offensichtlichen Säuberungen nur um Täuschungsmanöver handele, die die Vorbereitungen für einen echten Angriff auf Taiwan vertuschen sollen.

Hung Tzu-Chieh, stellvertretender Direktor der Abteilung für chinesische Politik, Militär und Kriegsführungskonzepte des INDSR, sagte, die PLA habe sich auf einen Krieg vorbereitet, unter anderem durch Übungen in der Taiwanstraße und die Regulierung ihrer medizinischen Versorgung. Dennoch scheine sie noch nicht für eine Invasion Taiwans in diesem Jahr bereit zu sein.

„Xi Jinping legt großen Wert auf die Stärkung der Kriegstüchtigkeit der PLA, aber der Fokus liegt nicht ausschließlich auf Taiwan“, sagte er gegenüber der Epoch Times. Er merkte zudem an, dass Xi eine stärkere Armee brauche, um seine Macht zu erhalten und den „Traum [der KPCh] von einem starken Land und einem starken Militär“ zu fördern.

„Angesichts der Korruption innerhalb der Volksbefreiungsarmee ist die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs auf Taiwan in sechs Monaten äußerst gering“, sagte Hung.

Hung bezog sich mit dieser Aussage auf einen Artikel vom 9. April auf „19FortyFive“, einer US-Plattform, die sich mit globalen Sicherheitsfragen und geopolitischen Entwicklungen beschäftigt. In besagtem Beitrag wurden anonyme Geheimdienstquellen zitiert, die davon ausgehen, dass eine Invasion innerhalb der nächsten sechs Monate stattfinden könne.

Im März hatte sich Peking auf die neue US-Zollpolitik reagierend dazu bereit erklärt, einen „Handelskrieg oder Krieg jeglicher Art“ zu führen.

Vor diesem Hintergrund erklärte Wang Shiow-Wen, Forschungsstipendiatin der Abteilung für chinesische Politik, Militär und Kriegsführungskonzepte des INDSR, dass dies für China kein guter Zeitpunkt für einen Angriff auf Taiwan sei, da es von den USA besiegt werden würde.

Wenn der Druck der Trump-Regierung die KPCh dazu zwinge, Taiwan anzugreifen, könne Peking „direkt in eine amerikanische Falle tappen“, sagte sie und ist sich sicher: „Wenn sie meinen, dass die Zeit gekommen ist, werden sie aktiv.“

Trübt der Ukraine-Krieg Chinas Blitzkrieg-Ambitionen?

Taiwans Militär ist angesichts der chinesischen Bedrohung nicht untätig und übt seine Verteidigungsfähigkeiten und Reaktionen auf eine mögliche chinesische Invasion oder Blockade. Insbesondere ist man wachsam, sollte sich eine offensichtliche chinesische Übung rund um die Insel zu einem Blitzkrieg entwickeln. Bereits im Oktober 2024 hatte die Insel Pläne zur Aufrechterhaltung der Lebensmittelversorgung Taiwans im Fall einer chinesischen Blockade angekündigt.

Auch heute noch ist die Rolle Chinas im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg unklar. Dieser hatte wenige Tage nach Putins Besuch bei Xi anlässlich der Eröffnung der Winterolympiade in Peking begonnen.

Wie Shen erklärte, hat China vom Krieg zwischen Russland und der Ukraine offenbar gelernt, dass die Wahrscheinlichkeit eines schnellen siegreichen Überfalls auf die Insel eher gering erscheint, weil Truppenbewegungen von Geheimdiensten erkannt werden könnten. Shen hält nach einem Angriff Chinas auf Taiwan einen eher „langwierigen Krieg“ als „zunehmend wahrscheinlich“.

„Aus diesem Grund hat die KPCh ein Amt für Verteidigungsmobilisierung eingerichtet, ihre Goldreserven erhöht und [angeblich] hochrangigen Funktionären verboten, Vermögenswerte im Ausland zu halten, um den Auswirkungen von Sanktionen zu entgehen“, sagte Shen.

Su Tzu-yun, Leiter der Abteilung für Verteidigungsstrategie und -ressourcen am INDSR, erklärte gegenüber der Epoch Times, dass auch eine Blockade für die KPCh riskant wäre. Denn eine langfristige Blockade würde wahrscheinlich eine Intervention provozieren, da „kein Land“ es tolerieren würde, dass China eine der verkehrsreichsten Schifffahrtsrouten der Welt blockiere.



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Von Veritatis

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