Wenige Tage vor der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien sind die Fronten klar abgesteckt. Die regierende SPÖ wird trotz Verlusten mit Michael Ludwig weiterhin den Bürgermeister stellen, eine wiedererstarkte FPÖ wird als stärkste Oppositionskraft ins Rathaus einziehen und drei Kleinparteien machen sich Hoffnung, vom Bürgermeister als billiger Mehrheitsbeschaffer ausgewählt zu werden.
SPÖ wird Federn lassen
Es wird am Sonntag für Bürgermeister Ludwig und die SPÖ voraussichtlich kein gutes Wahlergebnis geben. In einer am Osterwochenende von der Lazarsfeld Gesellschaft für oe24 erhobenen Umfrage liegen die Sozialdemokraten bei 37 Prozent. Das wäre ein Minus von 4,62 Prozentpunkten und ein klares Verfehlen der angestrebten 40-Prozent-Marke. Angesichts der zunehmend desolaten Situation, in der sich die Stadt dank des roten Bürgermeisters befindet, sind 37 Prozent immer noch ein hoher Wert, der nur schwer zu erklären ist.
Blaue Welle rollt weiter
Eines scheint bereits sicher zu sein: Die FPÖ wird als großer Gewinner aus dem kommenden Wahlsonntag hervorgehen. Entgegen aller Unkenrufe aus den Reihen des linken Establishments befindet sich die FPÖ weiterhin im Aufwind. 23 Prozent weist das Umfrageergebnis für die Blauen aus. Ein Plus von 15,89 Prozentpunkten, was einer Verdreifachung der Wählerstimmen im Vergleich zur letzten Wien-Wahl 2020 gleich käme. Damit hat Parteichef Dominic Nepp in den letzten Jahren viel vom verlorenen Wählervertrauen zurückgewonnen, das von seinem Vorgänger verspielt wurde. Spannend wird es im Bezirk Simmering. Dort hat der in der Bevölkerung beliebte Spitzenkandidat Paul Stadler gute Chancen, den verlorenen Bezirksvorsteher-Sessel von der SPÖ zurückzuerobern.
Wiener ÖVP vor totalem Absturz
Was ist die Stadt-ÖVP ohne den seinerzeitigen Hype um Ex-Kanzler Sebastian Kurz und seinen Wien-Statthalter Gernot Blümel noch wert? Nicht mehr viel, denn den Schwarz-Türkisen steht ein gewaltiger Absturz bevor. Nur noch elf Prozent weist das Wahlbarometer des Umfrageinstituts für die Stadtpartei aus. Mit einem Minus von 9,43 Prozentpunkten wird sich damit die ÖVP im Vergleich zur letzten Wahl wohl nahezu halbieren. Ein unter Anklage stehender Spitzenkandidat Karl Mahrer dürfte dann das Seine zum Debakel beigetragen haben.
Grüne und Neos schwach
Mit 13 Prozent könnten es die Grünen trotz eines eher schwachen Wahlergebnisses in eine Zweier-Koalition mit der SPÖ schaffen. Ob sich Bürgermeister Ludwig die aufmüpfigen Öko-Sozialisten als Regierungspartner antun will, scheint aber fraglich.
Schlechte Karten für eine Weiterführung der Regierungsbeteiligung in Wien haben die Neos. Sollte sich ihr Umfragewert von neun Prozent am Sonntag bestätigen und die SPÖ, wie prognostiziert, verlieren, ginge sich für die Parteien keine Zweier-Koalition mehr aus. Womit neben den Grünen sogar bizarrer Weise eine vom Wähler total abgestrafte ÖVP Chancen auf einen Sitz in der Stadtregierung hätte. Das Rennen der drei Parteien um einen Platz am Futtertrog dürfte also noch spannend werden.