Der Rücktritt des Karl Mahrer als ÖVP-Chef in Wien war nach dieser Wahlschlappe unausweichlich. Die Gründe, warum er und seine Partei ins Bodenlose stürzten, sind vielfältig.
Nur noch 9,7 Prozent der Wiener wählten am vergangenen Sonntag die Volkspartei. Das ist ein Verlust von 10,8 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2020, als die ÖVP noch 20,4 Prozent gewählt hatten. Das bedeutet für die Schwarzen das größte Minus in der Bundeshauptstadt überhaupt.
Schwammiger Zick-Zack-Kurs
Mahrers Waterloo am 27. April hat zum Großteil er selbst zu verantworten. Auf exxpress.at wird sein Desaster so beschrieben: “Schwammiger Zick-Zack-Kurs, keine klare Festlegung auf Themen oder Strategien, beratungsresistent und skurrile Personalentscheidungen für Leiter-Positionen der Landespartei.”
Wegen des Verdachts der Untreue angeklagt
Gar nicht erwähnt wurde dabei, dass Mahrer als von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen des Verdachts der Untreue Angeklagter ins Rennen um den Wiener Bürgermeister gegangen war und sich dabei bei jeder Gelegenheit der SPÖ als Koalitionspartner anbiederte.
Bezirksrats-Kandidatin wider Willen
Im Wahlkampf selbst lief auch nicht alles rund: Eine Dame aus Wien-Donaustadt, die auf der ÖVP-Bezirksratsliste stand, wollte dies nach eigenen Angaben überhaupt nicht. Unzensuriert berichtete. Zudem machten Bilder die Runde, die Mahrer vor einem Plakat mit der Aufschrift „Bald nicht mehr da“ zeigten.
Partei ist zerrissen
Jetzt ist Mahrer wirklich weg. Aber die Probleme bleiben. Denn nur nach langem Hängen und Würgen wurde gestern, Montag, der Großneffe des legendären Bundeskanzlers Leopold Figl, Markus Figl (er ist Bezirksvorsteher in Wien-Innere Stadt), zum Nachfolger des krachend gescheiterten Mahrer gewählt. Die Kampfabstimmung um den neuen Wiener ÖVP-Chef – beim ersten Wahlgang gab es ein Patt von 12:12 – zeigte einmal mehr die Zerrissenheit der Partei.
Viele wenden sich von der ÖVP ab
Neben den hausgemachten Problemen der Schwarzen in Wien kommt auch noch dazu, dass sich viele konservative Wähler nach den langwierigen Koalitionsverhandlungen im Bund von der immer mehr nach links gerückten ÖVP abwandten. Viele durchschauten die Schein-Verhandlungen mit den tatsächlich konservativen Freiheitlichen, vielen wurde klar, dass es der ÖVP mehr um die eigene Macht als um das Volk geht. Und vielen wurde beim vermutlich absichtlichen Verstecken des wahren Ausmaßes des Budget-Defizits kurz vor der Nationalratswahl vor Augen geführt, dass Ehrlichkeit nicht gerade eine Charaktereigenschaft der Personen in der Kanzlerpartei ist.