Der forcierte Ausbau der Windkraft in Österreich wird von Politik und Energielobby als alternativlos dargestellt. Doch bei genauer Betrachtung wird deutlich: Abseits weniger geeigneter Regionen handelt es sich zunehmend um ein hochsubventioniertes, ineffizientes und folgenschweres Unterfangen – sowohl ökonomisch als auch ökologisch.

Ein Gastbeitrag von Lothar Renz

Windkraft in Österreich: Schwache Winde, starke Subventionen

Österreich ist – abgesehen von kleinen Ausnahmen wie dem Nordburgenland – überwiegend ein Schwachwindland. In weiten Teilen des Landes, insbesondere in Oberösterreich, der Steiermark und Salzburg, liegen die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten in 100 Metern Höhe bei gerade einmal 4–6m/s. Zum Vergleich: In den Offshore-Gebieten der Nordsee wehen die Winde konstant mit 8–10m/s.

Warum ist das wichtig? Die Leistung einer Windkraftanlage steigt mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit. Das bedeutet: Schon ein kleiner Unterschied in der Windstärke führt zu drastischen Einbußen bei der Stromerzeugung. In Schwachwindgebieten erreichen Windkraftanlagen oft nur 20–25% Kapazitätsfaktor – gegenüber 40–50% in Hochwindgebieten wie der Nordsee.

Die Folge: Der wirtschaftliche Betrieb von Windrädern in großen Teilen Österreichs ist nur dank massiver staatlicher Subventionen möglich. Investitionszuschüsse, fixe Einspeisetarife und Marktprämien pumpen Steuergelder und Zwangsumlagen in Projekte, die sich aus eigener Kraft nicht rechnen würden. Jeder Österreicher zahlt über seine Stromrechnung oder das Staatsbudget mit – selbst dann, wenn die Anlagen ineffizient Strom liefern.

Subventionsfreie Realität: Teurer Windstrom ohne Förderung

Ohne jegliche Subventionen würden Windkraftwerke – insbesondere in Schwachwindgebieten – einen erheblich höheren Strompreis benötigen, um wirtschaftlich bestehen zu können.
Die Stromgestehungskosten (Levelized Cost of Electricity, LCOE) zeigen das deutlich:

Kraftwerkstyp Stromgestehungskosten (ungefördert, €/MWh)
Windkraft (Schwachwindgebiet) 90–120 €/MWh
Windkraft (Hochwindgebiet) 45–70 €/MWh
Wasserkraft (Laufkraftwerk) 30–60 €/MWh
Gaskraftwerk (GuD-Anlage) 50–80 €/MWh
Kohlekraftwerk (ohne CO₂-Abgabe) 40–70 €/MWh
Kernkraftwerk (neu) 70–110 €/MWh

(Quelle: Fraunhofer ISE 2023)

Windstrom aus österreichischen Schwachwindgebieten ist somit eine der teuersten Energieformen überhaupt – deutlich teurer als z.B. Wasserkraft, moderne Gaskraftwerke oder sogar Kohle (wenn man CO₂-Abgaben außer Acht lässt).

Und während andere Kraftwerke rund um die Uhr planbar produzieren können, ist Windstrom fluktuierend und auf teure Backup-Systeme angewiesen (Speicher, Netzausbau, flexible Kraftwerke).

Ohne die staatlich abgesicherten Einspeisetarife oder Marktprämien könnten viele Windräder in Österreich keinen wirtschaftlich tragfähigen Strom liefern. Der Preis pro Kilowattstunde wäre so hoch, dass kein Marktteilnehmer ihn freiwillig zahlen würde – ein klarer Hinweis auf die fundamentale Ineffizienz dieser Technologie unter hiesigen Bedingungen.

Ressourcen- und CO₂-Bilanz: Der lange Schatten der Windkraft

Die oft bemühte Vorstellung, Windkraft sei „klimaneutral“, hält einer genaueren Betrachtung nicht stand. Die Errichtung eines Windrades verschlingt enorme Mengen an Stahl, Beton, Kunststoffen und seltenen Metallen:

  • 1 Windrad (3MW) benötigt rund 1.200 Tonnen Beton, 300 Tonnen Stahl, 40 Tonnen Glasfaser und Kunststoffe sowie seltene Erden für Generatoren und Steuerung.
  • Die Produktion dieser Materialien – insbesondere Stahl und Beton – ist extrem energieintensiv und verursacht hohe Mengen an CO₂-Emissionen.

Eine Studie der Fraunhofer-Gesellschaft schätzt, dass ein typisches Windrad erst nach 1,5 bis 3 Jahren Betrieb seine eigene CO₂-Bilanz amortisiert – unter optimalen Windbedingungen.
In Schwachwindgebieten, wo die Stromausbeute weit geringer ist, kann sich diese Amortisationszeit jedoch auf 4–6 Jahre oder mehr verlängern. Das bedeutet: Ein erheblicher Teil der Lebensdauer eines Windrads wird zunächst benötigt, um lediglich den ökologischen Fußabdruck seiner Errichtung zu kompensieren.

Hinzu kommen:

  • Regelmäßige Wartungen (meist mit Schwerlasttransporten)
  • Rückstände wie Fundamente, die im Boden verbleiben
  • Problematische Entsorgung der Rotorblätter, die bisher kaum recycelt werden können

Ein nachhaltiges, “grünes” Energiesystem sieht anders aus.

Mikroklimatische Veränderungen: Unterschätzte Risiken für Landwirte und Umwelt

Wenig beachtet, aber zunehmend belegt: Große Windparks beeinflussen das Mikroklima in ihrer Umgebung.

Bekannte Effekte:

  • Reduktion der Windgeschwindigkeit im Lee der Anlagen („Wake-Effekt“) über mehrere Kilometer
  • Erhöhung der bodennahen Temperaturen um 0,5–1,5°C, insbesondere nachts
  • Veränderung der Luftfeuchtigkeit und Verdunstung
  • Beeinflussung von Niederschlagsmustern

Konkrete Auswirkungen für Landwirte und Betriebe:

  • In Norddeutschland klagen Landwirte über veränderte Bodenfeuchtigkeit und beschleunigte Austrocknung ihrer Felder im Windschatten großer Parks.
  • In Texas (USA) dokumentierten Studien messbare Verschiebungen von Temperatur- und Niederschlagsmustern um Windparks, was sich negativ auf Ernten und Viehzucht auswirkte.
  • Schleswig-Holstein: Bauern berichten über schlechtere Bodenfeuchte und geringere Ernteerträge im Einflussbereich großer Windparks.

Für ein landwirtschaftlich geprägtes Land wie Österreich sind diese Effekte hochrelevant:
Ein trockenerer Boden, Temperaturveränderungen und veränderte Feuchtigkeitsbedingungen können Ernteausfälle, größere Dürreanfälligkeit und Bodenqualitätseinbußen verursachen – eine Bedrohung für Bauern, die ohnehin unter Klimawandel und Preisdruck leiden.

Fazit: Windkraft in Österreich – Ein teures, riskantes Experiment

Die nüchterne Bilanz:

  • In vielen Regionen Österreichs ist Windkraft physikalisch ineffizient und wirtschaftlich nicht tragfähig ohne hohe Subventionen.
  • Der Ressourcenverbrauch und die CO₂-Emissionen relativieren das Image der Windkraft als “klimaneutrale” Energiequelle erheblich.
  • Mikroklimatische Veränderungen durch Windparks können Landwirtschaft und Ökosysteme negativ beeinflussen.
  • Die Kosten dieses ineffizienten Ausbaus tragen letztlich die Steuerzahler und Stromkunden – bei fragwürdigem Nutzen für Klima und Versorgungssicherheit.

Eine echte Energiewende sollte auf Effizienz, Technologieoffenheit und regionaler Eignung beruhen – nicht auf Symbolpolitik und milliardenschweren Subventionen für eine Technologie, die an vielen Orten fehl am Platz ist.

Quellen:

  1. Miller, L. M., & Keith, D. W. (2018). Climatic Impacts of Wind Power. Joule, 2(12), 2618–2632. [DOI:10.1016/j.joule.2018.09.009]
  2. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Lokale mikroklimatische Effekte durch Windkrafträder (2020) – bundestag.de
  3. Fraunhofer IWES (2012): Ökobilanzierung von Windenergieanlagen
  4. Science Media Center: Folgen von Windschatten durch Windparks erstmals berechnet – sciencemediacenter.de
  5. Blackout-News: Studien über Klimaerwärmung durch Windräder – blackout-news.de
  6. E-Control Austria, OeMAG-Daten: Förderkosten und Mechanismen für Windkraftanlagen in Österreich
  7. Fraunhofer ISE: Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien (2023) – ise.fraunhofer.de



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Von Veritatis

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