Paul Craig Roberts
Putins angekündigter dreitägiger Waffenstillstand, der in acht Tagen beginnen soll, hat nach Einschätzung des Autors nichts mit den laufenden Verhandlungen über die Ukraine zu tun. Vielmehr diene er dem Gedenken an den 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland – einen Sieg, so Roberts, bei dem Russland die Hauptlast trug, während die Beiträge der USA, Großbritanniens und Frankreichs im Verhältnis marginal gewesen seien.
In diesem Zusammenhang zieht Roberts eine provokante Parallele: Das Dritte Reich sei in Deutschland nie ganz verschwunden – denn heute würden dort nicht nur Wahrheitssprecher, sondern auch Kritiker Israels und selbst Gegner des Covid-Impfstoffs strafrechtlich verfolgt, wie Reiner Füllmich.
Die westlichen Medien und Experten, so Roberts, übersehen dabei ein zentrales Detail: Russlands Außenminister Lawrow habe den Zweck etwaiger Friedensgespräche ausdrücklich als Beseitigung der Grundursachen des Konflikts definiert. Und diese Ursache sei keineswegs Russlands Intervention, sondern – wie selbst ein Artikel der New York Times zugegeben habe – der gezielte Versuch Washingtons, einen Konflikt zu initiieren, der Russland destabilisieren sollte.
Roberts legt dar, dass es:
- Washington war, das die demokratisch gewählte Regierung der Ukraine stürzte, während Putin zusah;
- Washington war, das die ukrainische Armee zur Rückeroberung des Donbas ausbildete und aufrüstete, während das Minsk-Abkommen nur als Täuschung diente, um Russland zu wiegen;
- Putin und Lawrow waren, die noch zwischen Dezember 2021 und Februar 2022 bei der NATO, der EU und den USA um ein gegenseitiges Sicherheitsabkommen baten – vergeblich.
Letztlich, so Roberts, sei Russland zum Eingreifen gezwungen worden, um das Massaker an der russischen Bevölkerung im Donbas zu verhindern – einer Bevölkerung, die mehrheitlich für den Anschluss an Russland gestimmt hatte, nachdem sie zuvor durch Entscheidungen sowohl sowjetischer Führer als auch der USA von Russland abgeschnitten worden war.
Roberts kritisiert Putins zögerliches Vorgehen in der Ukraine – insbesondere im Vergleich zur Schnelligkeit der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg. Die Ausweitung des Konflikts, die Einmischung der NATO und die Lieferung westlicher Waffensysteme seien vorhersehbar gewesen – und dennoch habe Putin abgewartet. Eine mögliche Erklärung sieht Roberts im tiefen Wunsch vieler Russen (und auch Putins) nach Versöhnung mit dem Westen – ein Wunsch, der die Realität der US-Hegemonialpolitik verkenne.
Die amerikanische Außenpolitik, wie sie seit 1991 durch die sogenannte Wolfowitz-Doktrin geprägt sei, kenne nur ein Ziel: die Weltherrschaft der USA. Kein US-Präsident – auch nicht Trump – habe diese Doktrin jemals widerrufen. Daraus folge: Ein echter Frieden mit Russland, China oder dem Iran sei nur durch deren Kapitulation möglich – oder durch Krieg.
Roberts fragt zum Schluss:
- Wird Putin kapitulieren?
- Wird China sich unterwerfen?
- Wird der Iran aufgeben?
Wenn nicht, so seine düstere Prognose, sei Krieg unsere Zukunft. Nur wenn Trump und der US-Kongress öffentlich der Hegemonie abschwören, könne noch Hoffnung auf Frieden bestehen.
Wir warten, so Roberts, auf diese Absage an die amerikanische Hegemonie.