Die populäre Serie „The Last of Us“ geht in die zweite Runde. Diesmal kämpft Pedro Pascal aber weniger gegen die Infizierten, vielmehr kommt die Bedrohung von Innen und lässt bei Endzeitstimmung tief in menschliche Abgründe blicken.


Von Zombies erzählt The Last of Us 2 mittlerweile kaum noch. Stattdessen umso mehr von menschlichen Monstern

Foto: Cinema Publishers Collection/Imago


Die große Lüge kann einen sein Leben lang verfolgen. Oder wenigstens eine gefühlte Ewigkeit. Fünf Jahre sind vergangen, seit der traumatisierte Misanthrop Joel (Pedro Pascal) und seine renitente Weggefährtin Ellie (Bella Ramsay) am Ende der HBO-Horrorserie The Last of Us auf dieser kleinen Anhöhe standen, auf das rettende Dorf hinabblickten und eine alles entscheidende Frage mit einem falschen Schwur beantwortet wurde. Seither muss Joel mit seinem Meineid leben, und da spielt es keine Rolle, dass er Ellie das Leben gerettet und sie tausende Kilometer bis zu dieser von einer riesigen Holzpalisade geschützten Siedlung geschleppt hat.

The Last of Us war eine der populärsten und dennoch besten Serien der vergangen Jahre. Eine bessere Post-Covid-Serie konnte man sich gar nicht vorstellen. Eine postapokalyptische Erzählung über die Freundschaft zweier ungleicher Charaktere, obendrein aus verschiedenen Generationen. Die Geschichte über ein Mädchen und einen Mann auf dem Weg durch ein dystopisches Amerika.

Zwischen den beiden passte alles, gerade weil sie sich wie im klassischen Abenteuerfilm erst zusammenraufen, Gefahren überstehen und sich immer wieder gegenseitig nicht nur vor infizierten Horden, sondern auch vor anderen Menschen beschützen mussten, die es mit der Menschlichkeit nicht mehr so genau nahmen. Die erste Staffel endete schließlich präzise an derselben Stelle wie das zu recht gerühmte gleichnamige Videospiel, das Showrunner Craig Mazin (Chernobyl) und Spieleentwickler Neil Druckmann adaptierten: vor den schneebedeckten Bergen Wyomings.

Für The Last of Us 2 (sieben Episoden, Sky) genügt zum Auftakt dieser kurze Rückblick über einen – wie sich zeigen wird – langen Abschied, um trotz des Zeitsprungs nahtlos an die erste Staffel anzuschließen. Joels Massaker an den „Fireflys“, jener über das ganze Land verstreuten militanten Rebellenmiliz, ist inzwischen Geschichte. Mit bis in die Gegenwart dieser Staffel reichenden Folgen, denn die rachsüchtigen Verfolger sind Joel bereits auf der Spur. Und während der merklich gealterte Mann nun mit Lesebrille die Stromleitungen von Jackson Hole instandhält, lastet das schlechte Gewissen gegenüber Ellie tonnenschwer auf ihm.

Weniger Roadtrip, mehr Festungskampf

Die eingezäunte Siedlung, in der Joels Bruder Tommy (Gabriel Luna) das Kommando übernommen hat, wirkt wie ein Fort aus einem alten Western. Innerhalb der eingeschlossenen Gemeinde kommt es zu Dynamiken, die sich fast zu leicht in Bezug auf aktuelle Realitäten setzen lassen: So stellt sich angesichts der stetig steigenden Einwohnerzahl durch Flüchtlinge die Frage nach einem „Zuwanderungsstopp“. Und das zarte Liebespflänzchen zwischen Ellie und ihrer Freundin Dina (Isabela Merced) stößt im Fort auf reaktionäre Ressentiments. Dass die zombieähnlichen Infizierten, wie in World War Z plötzlich sehr schlau geworden, die Siedlung stürmen würden, war wiederum nur eine Frage der Zeit.

Die andere Schlüsselszene dieser neuen Staffel ist im Prinzip schon seit Veröffentlichung des zweiten Teils des Spiels bekannt und wird jetzt auch im Internet ausgiebig diskutiert: „I walk through the valley of the shadow of death“, lauten die ersten Zeilen jenes Songs, der fortan in The Last of Us 2 nachklingen wird.

Während die erste Staffel bis auf wenige Ausnahmen – die dritte Episode wurde unter Fans mittlerweile zur Kultfolge – der Spielvorlage entsprechend auf eine zweckdienliche Roadtrip-Dramaturgie zurückgreifen konnte, muss die Fortsetzung darauf verzichten, denn mit dem Erreichen des Ziels ist die Erkundung der Reste der amerikanischen Zivilisation vorerst abgeschlossen. Doch die Fortsetzung setzt nach: Faschistisches Militär, eine nicht weniger skrupellos agierende Untergrundorganisation und religiöse Fanatiker treiben ihr Unwesen. Abermals gibt es Episoden ganz ohne grausige Pilzköpfe, stattdessen mit Augenblicken authentischer Hoffnung.

Von infizierten Zombies erzählt The Last of Us 2 mittlerweile kaum noch. Stattdessen umso mehr von menschlichen Monstern. Vor dem Ältestenrat der zur Stadt angewachsenen Festung spricht Ellie nun über Gerechtigkeit. Darüber, dass eine Schutzmauer keine Gemeinschaft schützt. Eine weitere Reise beginnt, bei der man abermals nur überlebt, wenn man sich selbst eben nicht am nächsten ist. Treffpunkt Osttor, drei Uhr morgens.

„The Last of Us“ Staffel 2, bei Sky zu streamen



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Von Veritatis

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