Selbst während all der Jahre der Assad-Herrschaft hat Israel nie den Präsidentenpalast in Damaskus ins Visier genommen. Das hat sich mit der Machtübernahme der Islamisten offensichtlich geändert. Raketen sind in der direkten Nachbarschaft des Palasts eingeschlagen.
In den vergangenen Jahren haben die israelischen Selbstverteidigungskräfte hunderte Male Ziele in Syrien und dabei auch welche in der Hauptstadt Damaskus selbst angegriffen. Doch der Präsidentenpalast, der sich auf einer Anhöhe über der Stadt befindet, war bislang nie im Visier israelischer Raketen. Dies hat sich nun geändert.
Da die neuen Machthaber in Damaskus weder über eine funktionierende Luftabwehr noch über eine Luftwaffe verfügen, können die israelischen Kampfjets faktisch ungehindert im syrischen Luftraum agieren. Tel Aviv versucht derzeit vor allem die Minderheit der Drusen vor der Islamistengewalt zu schützen. Die religiösen Minderheiten im Herrschaftsgebiet der HTS-Islamisten sehen sich seit deren Machtübernahme nach dem Sturz von Präsident Assad unglaublichen Repressionen ausgesetzt.
Der wachsende militärische Druck Israels sorgt dafür, dass die HTS-Islamisten unter Machthaber Ahmed Al-Sharaa (al-Dscholani) mittlerweile sogar die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen mit Tel Aviv signalisieren. Die beiden Länder haben immer noch einen Grenzdisput, der seit der Besetzung der Golanhöhen im Zuge des Sechstagekriegs durch Israel und der offiziellen Annexion im Jahr 1981 andauert.
Allerdings dürfte die israelische Führung keinen Sinn darin sehen, solche Verhandlungen mit einem instabilen islamistischen Putschregime zu führen, welches zudem nur Teile des syrischen Staatsgebietes kontrolliert. Andererseits könnte Israel die Gunst der Stunde nutzen und insbesondere die von den Drusen bewohnten Gebiete als “Schutzmacht” besetzen.