Bombe: XBB.1.5-COVID-19-Booster zeigt nahezu keine Wirksamkeit bei älteren Erwachsenen – Erschütternde Ergebnisse stellen die EU-Impfstrategie infrage

Eine großangelegte länderübergreifende Studie unter Leitung von James Humphreys von Epiconcept (Paris) und koordiniert durch das VEBIS-EHR-Netzwerk hat eine ernüchternde Einschätzung zur realen Wirksamkeit des monovalenten XBB.1.5-COVID-19-Boosters aus dem Jahr 2023 ergeben. Die in sechs europäischen Ländern – Belgien, Dänemark, Italien, Portugal, Spanien (Navarra) und Schweden – durchgeführte und vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) finanzierte Untersuchung prüfte die zentrale Hypothese, ob der XBB.1.5-Booster während der Sommerwelle 2024, die von den immuninvasiven KP- und JN.1-Subvarianten dominiert wurde, einen Schutz vor COVID-19-bedingten Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bieten kann.

Mittels eines retrospektiven historischen Kohortendesigns auf Grundlage harmonisierter elektronischer Gesundheitsakten analysierten die Forscher die Daten von über 19 Millionen Personen im Alter von 65 Jahren und älter und verfolgten die Entwicklungen von Juni bis August 2024. Mit Hilfe von Cox-Regressionsmodellen, die nach Alter, Komorbiditäten, Geschlecht und vorherigen Booster-Impfungen angepasst waren, wurde die Wirksamkeit (VE) des Impfstoffs geschätzt. Die gepoolten Hazard Ratios wurden über eine Meta-Analyse mit zufälligen Effekten kombiniert.

Ergebnisse

Die Resultate sind auffallend – und besorgniserregend. Bei Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren lag der Schutz vor einem Krankenhausaufenthalt mehr als sechs Monate nach der Impfung bei lediglich 13 % (95 %-Konfidenzintervall: –12 % bis 33 %) und vor dem Tod bei 39 % (95 %-KI: –7 % bis 65 %). In der Altersgruppe ab 80 Jahren sank der Schutz vor Hospitalisierung auf nur noch 7 % (95 %-KI: –7 % bis 19 %) und vor dem Tod auf lediglich 3 % (95 %-KI: –23 % bis 23 %).

Noch beunruhigender: Die geimpfte Kohorte verzeichnete höhere absolute Raten an Krankenhausaufenthalten und Todesfällen im Vergleich zur ungeimpften Gruppe: 6,4 versus 6,2 pro 100.000 Personenmonate (Hospitalisierung 65–79 Jahre) sowie 2,1 versus 0,9 pro 100.000 Personenmonate (Todesfälle). Bei den über 80-Jährigen lagen die Hospitalisierungsraten in der geimpften Gruppe bei 24,9 gegenüber 21,9, die Todesraten bei 16,3 gegenüber 5,6 pro 100.000 Personenmonate.

Diese paradoxen Ergebnisse lassen vermuten, dass die monovalente XBB.1.5-Formulierung gegenüber neueren Varianten entweder durch Restverfälschung, Selektionsverzerrung oder potenziell biologische Begrenzungen in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt ist.

Zwar enthielt die geimpfte Population mehr Personen mit Hochrisikokomorbiditäten (6,6 % vs. 2,1 %) und früheren Auffrischimpfungen (92,7 % vs. 32,5 %), dennoch sind Richtung und Ausmaß der absoluten Risikodifferenzen – insbesondere bei den Todesfällen – kaum zu übersehen. Auch die Heterogenität zwischen den Ländern war bemerkenswert: In Belgien etwa wurde eine negative VE gegen Krankenhausaufenthalte festgestellt.

Für die meisten Subintervalle innerhalb der ersten 90 Tage nach der Impfung konnten aufgrund zu geringer Fallzahlen keine Schätzungen vorgenommen werden – das bedeutet, dass der kurzfristige Schutz nach der Impfung in dieser Analyse nicht bestimmbar ist.

Einschränkungen

Die Autoren weisen auf mehrere methodische Einschränkungen hin. Dazu zählt vor allem die Möglichkeit einer Restverfälschung durch nicht erfasste Variablen wie etwa Unterschiede im medizinischen Hilfeverhalten oder nicht dokumentierte frühere Infektionen. Selektionsverzerrungen durch die höhere Gebrechlichkeit geimpfter Personen könnten die VE unterschätzt haben – allerdings erklären sie allein nicht die erheblichen Unterschiede bei den Ergebnissen.

Zudem könnte eine Fehlklassifizierung von Impf- oder Sterbedaten, insbesondere in Belgien (wo die demografischen Daten seit Juli 2024 nicht mehr aktualisiert wurden), die Resultate beeinflusst haben. Fast alle geimpften Personen (99,8 %) hatten ihre Auffrischungsimpfung zudem bereits mehr als sechs Monate zuvor erhalten, was die Aussagekraft über die kurzfristige VE deutlich einschränkt. Auch die antigene Fehlanpassung zwischen dem Impfstamm (XBB.1.5) und den zirkulierenden Varianten (BA.2.86/JN.1) dürfte zur Immunflucht und sinkenden Wirksamkeit beigetragen haben.

Schlussfolgerung und Ausblick

Diese umfassende, auf EHR-Daten basierende Analyse zeigt ein ernüchterndes Bild von der Leistung des XBB.1.5-Boosters während der Sommerwelle 2024 in der EU. Da bei älteren Menschen praktisch kein messbarer Schutz vor Hospitalisierung oder Tod mehr als sechs Monate nach der Impfung feststellbar war, verstärken die Ergebnisse die Forderung nach einer neuen Generation von COVID-19-Impfstoffen – solchen, die sowohl besser antigenisch angepasst als auch länger wirksam sind.

Darüber hinaus stellt die Studie grundsätzliche Fragen zum Nutzen saisonaler Boosterstrategien, die weder die Entwicklung neuer Varianten noch die nachlassende Immunität ausreichend berücksichtigen.

Die europäischen Gesundheitsbehörden müssen nun möglicherweise Zeitpunkt und Zusammensetzung zukünftiger Impfkampagnen überdenken – etwa durch Booster im Frühjahr für Risikogruppen oder einen Umstieg auf breiter angelegte oder pan-sarbecovirale Impfstoffe.

Dieser Bericht betont die Dringlichkeit von Transparenz und evidenzbasierter Anpassung der Impfpolitik – weg von theoretischen Modellannahmen, hin zu realen Wirksamkeitsdaten. Die Warnzeichen sind nicht länger subtil. Die Ergebnisse verdienen eine fachliche und politische Neubewertung.

Forschungsleitung / Investigator:
James Humphreys, Epiconcept, Paris, Frankreich
Baltazar Nunes, Epiconcept, Paris, Frankreich;
European Programme on Intervention Epidemiology Training (EPIET),
European Centre for Disease Prevention and Control, Stockholm, Schweden

Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler firmieren unter dem Namen VEBIS-EHR-Arbeitsgruppe.

Quelle: MedRxivv



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Von Veritatis

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