In ihrem Artikel „Digging Deeper into the BioHub“ analysiert die amerikanische Ärztin und Kritikerin globaler Gesundheitsprogramme, Dr. Meryl Nass, das 2021 ins Leben gerufene BioHub-System der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese Plattform soll offiziell die sichere und freiwillige Weitergabe von Krankheitserregern mit Pandemiepotenzial erleichtern, um die Entwicklung von Impfstoffen, Diagnostika und Therapien weltweit zu beschleunigen.
Dr. Nass bezweifelt jedoch die harmlos präsentierte Zielsetzung des Projekts. Stattdessen warnt sie vor den tiefgreifenden Risiken einer biologischen Machtkonzentration in den Händen einer nicht demokratisch legitimierten Organisation wie der WHO. Ihr Artikel versteht sich als scharfer Weckruf an Öffentlichkeit und Politik, dem bislang kaum beachteten Projekt mehr Aufmerksamkeit und kritische Kontrolle entgegenzubringen.
Analyse: Globale Biokontrolle unter dem Deckmantel der Pandemievorsorge
Das WHO-BioHub-System wird von seinen Befürwortern als zukunftsweisendes Instrument der Pandemiebekämpfung dargestellt. Doch bei genauerer Betrachtung treten mehrere problematische Aspekte zutage, die Dr. Nass präzise benennt:
- Zentralisierung biologischer Hochrisikoproben
Der BioHub strebt eine globale Sammlung und Weitergabe von Erregern wie Influenzaviren, Coronaviren oder Ebola-Stämmen an – unter zentraler Verwaltung der WHO. Eine derartige Ballung biologischer Gefahrenstoffe an wenigen internationalen Standorten ist nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern schafft auch eine faktische Monopolstellung über die Kontrolle globaler Gesundheitslagen. - Transparenzdefizite und demokratische Intransparenz
Dr. Nass kritisiert den nahezu vollständigen Ausschluss der Öffentlichkeit von Entscheidungsprozessen rund um den BioHub. Weder die Vertragsinhalte zwischen WHO und teilnehmenden Ländern noch die Nutzung der Erreger durch Dritte (z. B. Pharmakonzerne oder Forschungseinrichtungen) sind transparent dokumentiert. Eine demokratische Kontrolle fehlt vollständig. - Gefahr durch Gain-of-Function-Forschung
Besonders brisant ist Nass’ Warnung vor der potenziellen Nutzung des BioHub für Gain-of-Function-Experimente. Dabei handelt es sich um Forschung, bei der Krankheitserreger absichtlich manipuliert werden, um sie infektiöser oder gefährlicher zu machen – offiziell zur „besseren Vorbereitung“ auf Pandemien. Doch Kritiker sehen darin einen möglichen Ursprung zukünftiger Katastrophen, wie es viele im Fall von SARS-CoV-2 vermuten. - Rechtliche Unsicherheiten für Probenlieferanten
Staaten, die biologische Proben an den WHO-BioHub liefern, könnten rechtlich ungeschützt dastehen. Es bleibt unklar, wie mit geistigem Eigentum, kommerzieller Nutzung und Zugriff durch Dritte umgegangen wird. Die Folge: Länder mit wichtigen Erregerproben könnten ausgebeutet werden, ohne angemessene Mitsprache oder Gegenleistung.
Fazit
Der WHO-BioHub offenbart eine gefährliche Verschmelzung von technokratischer Kontrollarchitektur, globaler Gesundheitsbürokratie und unkontrollierbarer Biotechnologie. Was als solidarische Initiative zur Pandemievorsorge verkauft wird, könnte sich in Wahrheit als Türöffner für eine neue Stufe globaler Machtasymmetrien im Gesundheitswesen entpuppen.
Solange keine verbindlichen Transparenzmechanismen, Sicherheitsgarantien und demokratischen Kontrollinstanzen etabliert sind, bleibt das BioHub-System nicht Teil der Lösung, sondern ein potenzieller Teil des Problems. Dr. Nass’ Analyse liefert wichtige Anstöße für eine längst überfällige Debatte.