Der Wechsel der ARD-Journalistin Sarah Frühauf zum Posten als Sprecherin im Innenministerium wirft viele kritische Fragen auf. Unter anderem zum Drehtür-Effekt zwischen Medien und Politik, zu fehlender Distanz und zu nicht aufgearbeiteter Meinungsmache zahlreicher Journalisten gegen Andersdenkende während der Corona-Politik. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Sarah Frühauf, seit 2020 Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio, wird laut Medienberichten Sprecherin von Innenminister Alexander Dobrindt und Leiterin des Pressereferats im Bundesinnenministerium (BMI). Frühauf folgt auf BMI-Sprecher Maximilian Kall, der als Sprecher von Vize-Kanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) ins Finanzministerium wechselt.

Dieser Vorgang wirf zahlreiche Fragen auf: Ist der Wechsel von langgedienten Journalisten „auf die andere Seite“ nicht problematisch, noch dazu bei Mitarbeitern des von den Bürgern finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks? Und was sagt so ein reibungsloser „Seitenwechsel“ über die vorher nicht bestehende Distanz zwischen Politik und der „vierten Gewalt“ aus? Bereits der kürzliche Wechsel von Stefan Kornelius von der Süddeutschen Zeitung zur Stelle als Regierungssprecher hat solche drängenden Fragen zur „Drehtür“ zwischen Politik und „kritischen Medien“ aufgeworfen, wie in diesem Beitrag thematisiert wurde. Auch die „Berliner „Zeitung“ fragt in einem aktuellen Artikel:

Wie unabhängig ist ein Journalismus, wenn sein Personal potenziell auf eine politische Karriere hinarbeitet? Wie kritisch kann jemand über politische Akteure berichten, wenn diese morgen die eigenen Vorgesetzten sein könnten?

Die Drehtür funktioniert auch in die andere Richtung, so wechselte beispielsweise 2023 mit Ulrike Demmer eine ehemalige stellvertretende Regierungssprecherin als Intendantin zum öffentlich-rechtlichen Sender RBB, wie wir damals in diesem Artikel beschrieben haben. Dort heißt es:

Der Vorgang zeigt die Drehtür in beide Richtungen: Angepasste Journalisten werden Regierungssprecher – und (zumindest im Fall Demmer) können sie danach eine leitende Stelle im bürgerfinanzierten Rundfunk übernehmen, obwohl dieser Rundfunk eigentlich die Regierung kontrollieren soll.

Die offensichtlich fehlende Distanz zwischen vielen etablierten Journalisten und den Vorhaben von Regierungspolitikern ist ein Problem. Besonders deutlich zeigt sich dieses Problem aktuell beim eintönigen Gleichklang in großen deutschen Medien bezüglich der Militarisierung unserer Gesellschaft. Diese Berichterstattung kennt nicht nur fast keine Kritik an unsozialer und gefährlicher Hochrüstung, sondern treibt bei diesem Thema so manche Politiker geradezu vor sich her. Als weiteres Beispiel einer besonders offen praktizierten Nähe zwischen Politik und „vierter Gewalt“ kann die Zeit der Corona-Politik bezeichnet werden. Im Artikel „Da können Sie sich ja irgendwie rausreden…“: Wie sich bei Corona Journalisten und Politiker verbrüdert hatten haben wir das beschrieben, dort heißt es :

Von Distanz keine Spur, die Corona-Politik sollte offensichtlich gemeinsam ‚verkauft‘ und nicht kritisch geprüft werden.“

Ein besonders empörender Corona-Kommentar

Beim Thema Corona schließt sich wiederum der Kreis zur neuen BMI-Sprecherin Sarah Frühauf. Es dauerte nach der Verkündung ihres neuen Jobs nicht lange, da präsentierten zahlreiche X-Nutzer das geradezu berüchtigte Video von einem Corona-Kommentar von Frühauf aus dem Jahr 2021 in den „Tagesthemen“. In diesem noch heute empörenden Beitrag teilte Frühauf mithilfe von unhaltbaren Behauptungen auf das Härteste gegen Bürger aus, die der neuen und in ihren Augen riskanten Corona-Impfung kritisch gegenüberstanden. An die Adresse der „Impfverweigerer“ sagte sie damals:

Und sie müssen sich fragen, welche Mitverantwortung sie haben an den wohl tausenden Opfer dieser Corona-Welle

Man könnte fast sagen, dass Frühauf sich schon damals wie eine Ministeriumssprechern verhalten hatte. Ein Video von ihrem Corona-Kommentar von 2021 findet sich zum Beispiel unter diesem Link oder hier:

Dieser Kommentar ist nicht nur ein weiterer spaltender Beitrag gegen politisch Andersdenkende, wie sie in der enthemmten Corona-Zeit von angepassten Journalisten und anderen Prominenten massenhaft verfasst wurden. In meinen Augen sticht er selbst daraus noch heraus – zum einen durch den besonders unhaltbaren Inhalt und die besonders aufreizende Art des Vortrags und zum anderen, weil er auf einer der größten TV-Bühnen präsentiert wurde, die Deutschland zu bieten hat. Ich finde, solche Beiträge könnte man fast schon als „Hasssprache von Oben“ einordnen.

„Zuverlässige“ Journalisten?

Es würde nicht überraschen, wenn manche Bürger jetzt vermuten, dass Frühauf ihren neuen Job nicht trotz des Corona-Kommentars, sondern gerade wegen der durch ihn bewiesenen „Zuverlässigkeit“ bekommen hat.

Titelbild: Screenshot/ARD





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Von Veritatis

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