Er war der Mann der Stunde – zumindest nach eigenem Selbstverständnis. Kaum ein Politiker inszenierte sich in der Pandemie so penetrant, so schrill, so unermüdlich, so öffentlichkeitswirksam wie Karl Lauterbach. Jeden Abend in Talkshows, jeden Tag eine neue Mahnung, jede Woche eine neue Panik. Der Mann wurde zur „Ikone“ einer Politik, die Angst zur Tugend erklärte. Und für viele – wie mich – zum Symbol für einen übergriffigen, völlig aus dem Ruder gelaufenen, autoritären Staat.
Heute ist von dieser „Ikone“ nur noch ein Schatten übrig. Lauterbach hat – Gott sei Dank – kein Ministerium mehr, keine Macht, keine Rolle. Und nun, ausgerechnet er: soll sich um Raumfahrt kümmern. Die „Bild“ berichtet, Lauterbach werde im Bundestag künftig „für das Thema Weltraumforschung zuständig sein“. Man reibt sich die Augen. Ist das Satire? Ein verspäteter Aprilscherz? Oder ein Akt sublimer politischer Ironie? Unterschwellige, gut verborgene Rache der Parteiführung?
Wer Millionen Bürger mit Masken, Appellen und Impfkampagnen traktiert hat, wird nun in den Orbit geschickt – als Sachwalter des Weltalls. Man möchte fast sagen: Wie passend. Denn auch viele seiner damaligen Empfehlungen hatten eine gewisse Erdferne.
Natürlich: Schadenfreude ist kein edles Gefühl. Aber manchmal darf sie sich melden, wenn sie mit einem eleganten Lächeln daherkommt. Nicht hämisch, nicht plump – sondern als stilles Nicken der Geschichte. Als Erinnerung daran, dass politische Hybris selten dauerhaft belohnt wird.
Und dennoch: Eine tiefergehende Gerechtigkeit sieht anders aus. Denn wer derart massiv in Grundrechte eingegriffen, kritische Stimmen – wie etwa auch mich persönlich – diffamiert und im großen Stil und mit Fanatismus und im Namen der Wissenschaft fragwürdige Maßnahmen durchgesetzt hat, sollte sich nicht einfach still verabschieden dürfen – schon gar nicht ins All der Bedeutungslosigkeit.
Die eigentliche Frage lautet also nicht, ob Lauterbach jetzt endlich entmachtet ist – sondern warum niemand ernsthaft prüft, ob das, was er tat, juristische Konsequenzen haben müsste. Die Aufarbeitung der Corona-Politik steht in Deutschland noch immer aus. Während andere Länder Kommissionen einsetzten, zieht hier der Nebel der Amnesie auf.
Lauterbach hat Glück. Denn seine neue Rolle im politischen Niemandsland ist zwar eine kleine Demütigung – aber keine Abrechnung. Die wäre erst dann vollständig, wenn die Verantwortlichen nicht nur ihre Posten verlieren, sondern auch zur Rechenschaft gezogen würden. Vor allem in einem Land, das sich sonst so gern auf Rechtsstaatlichkeit beruft.
Fürs Erste bleibt also nur diese Randnotiz der Geschichte: Der einstige Panik-Minister wird jetzt Raumfahrer. Es ist nicht viel. Aber manchmal reicht auch das, um für einen Moment wieder durchatmen zu können.
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