Nachdem das Pandemieabkommen am Dienstag auf der 78. Weltgesundheitsversammlung angenommen worden war, hat sich US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. gegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Position gebracht. Per Videoschalte forderte er die Mitgliedsstaaten auf dem Gesundheitsgipfel auf, die WHO zu verlassen, wie es bereits zuvor die USA und Argentinien getan hatten.
„Wir standen bereits in Kontakt zu gleichgesinnten Ländern und ermutigen andere zu erwägen, uns beizutreten“, sagte der Gesundheitsminister in der vorab aufgenommenen Videoschalte. Er deutete zwar an, dass er die WHO nicht komplett abschreibe, dafür aber eine Reform notwendig sei. Bis dahin wollen die USA „die internationale Gesundheitszusammenarbeit aus der Zwangsjacke der politischen Einmischung durch korrumpierende Einflüsse der Pharmaunternehmen aus gegenüberstehenden Nationen und ihrer NGO-Vertreter befreien“, kündigte Kennedy an.
Die WHO habe sich „in bürokratischer Aufblähung, festgefahrenen Paradigmen, Interessenkonflikten und internationaler Machtpolitik verstrickt, während die Vereinigten Staaten den Löwenanteil der Finanzierung der Organisation übernommen haben“, kritisierte Kennedy. Es brauche deswegen „eine neue Ära der internationalen Zusammenarbeit im Gesundheitswesen, frei von politischer Einflussnahme und unternehmerischer Voreingenommenheit“.
Dahingehend lud er alle Gesundheitsminister der WHO-Mitgliedsstaaten ein, dem Beispiel der USA zu folgen und die UN-Gesundheitsorganisation zu verlassen. Die globale Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich sei zwar für Donald Trump und Kennedy weiterhin von „entscheidender Bedeutung“, der Umgang mit Covid-19 habe aber gezeigt, dass die WHO die internationale Zusammenarbeit nicht gut handhabe und zudem jede Aufarbeitung ablehnt.
Stattdessen habe die WHO diese Position jetzt mit dem neuen Pandemieabkommen noch einmal verstärkt und damit alle „Fehlfunktionen“ der Pandemiebekämpfung noch einmal bestätigt, monierte Kennedy weiter. „Wir werden daran nicht teilnehmen“, erklärte der Minister, betonte gleichzeitig aber die Wichtigkeit von Pandemieprävention. Wie genau diese anstatt des neuen WHO-Abkommens aussehen könnte, ließ er offen.
Letztlich erkannte Kennedy auch die gesundheitspolitischen Erfolge der WHO aus den letzten Jahren an, vor allem unter massiver finanzieller Unterstützung der USA. So sei beispielsweise ein „Rückgang der vorzeitigen Todesfälle aufgrund von HIV, Tuberkulose und Malaria“ erreicht worden. „Wir sollten uns wieder auf den Kernbereich der globalen Gesundheitssicherheit konzentrieren: Auf die Verringerung der Belastung durch Infektionskrankheiten und die Eindämmung von Krankheiten mit pandemischem Potenzial“, erklärte Kennedy.
Gleichzeitig skizzierte er, dass vor allem chronische Erkrankungen zu einer kranken Gesellschaft führten, weshalb sich die USA jetzt auch auf die Untersuchung solcher Krankheitsbilder spezialisieren wollen. Abschließend forderte Kennedy die Gesundheitsminister auf der Weltgesundheitsversammlung und die WHO selbst auf, den Rückzug der USA als „Weckruf“ für die künftige Ausrichtung der Gesundheitsorganisation zu verstehen.