Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, wechselt nach Berlin an die Spitze der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Was bringt sie mit? Und was erwartet sie?

Berlin, Dresden.

Von der Elbe an die Spree: Nach acht Jahren an der Spitze der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) übernimmt Marion Ackermann die Führung der mächtigsten Kulturinstitution Deutschlands. Ab 1. Juni ist sie Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlin. Amtseinführung ist am 27. Mai.

Ackermann wird damit auch die oberste Chefin der Museumsinsel. Das ist eine der Hauptattraktionen Berlins und eines der Top-Museumsquartiere weltweit, dort sind etwa die Nofretete und berühmte Werke von Caspar David Friedrich zu finden.

Es ist der fast logische nächste Karriereschritt der renommierten Museumsmanagerin und Kuratorin, die 2003 als 38-Jährige die damals jüngste Chefin eines großen Hauses in Deutschland wurde.

Die promovierte Kunsthistorikerin, 1965 in Göttingen geboren, fing als Kuratorin der Städtischen Galerie im Münchner Lenbachhaus an, war dann bis 2009 Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart und danach bis 2016 künstlerische Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

Licht und ein Schatten in Dresden

Marion Ackermann steht vor der bei einem Einbruch beschädigten Vitrine im Juwelenzimmer im Historischen Grünen Gewölbe.

Marion Ackermann steht vor der bei einem Einbruch beschädigten Vitrine im Juwelenzimmer im Historischen Grünen Gewölbe.

Bild: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv

Ihre Dresdner Zeit ist viel Licht, aber auch überschattet von einem der spektakulärsten Kunstdiebstähle Deutschlands: dem Einbruch ins Historische Grüne Gewölbe.

Zu den Erfolgen in Ackermanns Amtszeit zählen große Schauen zu Jan Vermeer und Caspar David Friedrich, die Etablierung der einzigen Kinderbiennale neben dem Original in Singapur oder Ausstellungen zu radikalen Künstlerinnen hinter dem Eisernen Vorhang. Zudem präsentierte sie junge Kunst aus dem In- und Ausland oder Werke der Subkultur Ende der 1970er Jahre in BRD und DDR.

Ackermann hat hervorragende Kontakte zu Künstlern, Sammlern und Kultureinrichtungen weltweit, wird geschätzt nicht nur in der Museumswelt.

Fasziniert vom Bezug der Kunst zum Handwerk öffnete sie die Sammlungen für Besucher bis in Depots hinein und die Häuser für Begegnung und auch politischen Diskurs – dem sie sich selbst stellte wie 2018 im „Bilderstreit“ um die Kunst der DDR in Museen.

Anwältin der Kunst und Kultur

Ackermann engagiert sich dafür, dass Kunst und Kultur Raum, Aufmerksamkeit und Ressourcen erhalten. Zu ihren Innovationen an der Elbe gehören die Partnerschaft mit Museen in der Region. Und auch die Ausrichtung in die Welt mit der Kultur als Botschafter, vor allem nach Osteuropa, ist ihr wichtig.

Ihren Eifer im Bereich Bildung und Vermittlung bremste die Corona-Pandemie. Dafür ging es mit Digitalisierung und Internetpräsenz schneller als gedacht, gezwungenermaßen wegen der Lockdowns.

Mit dem Archiv der Avantgarden fügte sie den SKD eine „neue Idee von Museum“ hinzu. Es steht für größere Durchlässigkeit: die Sammlung auch als Archiv zu verstehen, Geschichten zu erzählen, Entdeckungen zu ermöglichen.

Tiefpunkt ihrer Amtszeit

Der Diebstahl historischer Juwelen aus Diamanten und Brillanten von Millionenwert beschädigte die „Generalin“, die sich stets vor ihr Team stellte. Über Monate stand Ackermann im Zentrum der öffentlichen Kritik wegen des verlorenen „Staatsschatzes“ und der Ursachen.

Die Opposition im sächsischen Landtag warf ihr Versagen vor und verlangte angesichts der vor Gericht offenbar gewordenen Sicherheitslücken personelle Konsequenzen.

Immerhin: Ende 2022 gaben die später verurteilten Täter im Zuge ihres Prozesses den Großteil der Schmuckstücke zurück – einige prächtige Kunstobjekte sind bisher verschollen. Die SKD stellten inzwischen ihr Sicherheitssystem komplett neu auf, mit viel Geld.

„Es gab Momente, die mir sehr nah gingen“, sagte Ackermann im Rückblick auf die Anfeindungen vor allem von der AfD: erst wegen der Umbenennung von Objekten mit historisch diskriminierenden oder rassistischen Titeln, dann wegen des Kunstdiebstahls und bis zur Verkündung ihres Wechsels in die Hauptstadt.

Berlin gewinnt mit Ackermann eine Museumsmanagerin, die ihre Vorhaben mit weiblichem Charme statt lautem Getöse durchsetzt – und auch persönliche Verbindungen nutzt. Die 60-Jährige geht offen auf Menschen zu, begeistert mit ihrer Faszination nicht nur für Kunst und steht für Frauenpower, auch in Führungspositionen – die Dresdner Erfahrungen haben zudem ihre Fähigkeit in Krisen gestählt.

Deutschlands Museen sollen international aufholen

Nun soll sie die Reform der SPK als Deutschlands wichtigster und größter Kultureinrichtung umsetzen und diese international konkurrenzfähig machen.

Zu der vom Bund und allen Ländern getragenen Stiftung mit insgesamt rund 2.000 Beschäftigten gehören neben der Staatsbibliothek Berlin auch die Staatlichen Museen zu Berlin. Ackermann wird am 27. Mai offiziell als Nachfolgerin von Hermann Parzinger eingeführt.

Ackermann sieht in Sachen Internationalität noch Luft nach oben bei Deutschlands Museen. Sie sollten „da noch stärker und vielleicht ein bisschen freier agieren“, sagte sie im Februar der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen uns der Welt stellen und zu Menschen im Kulturbereich international enge Beziehungen aufbauen, selbst in problematischen Systemen.“

Marion Ackermann äußert sich bei der Pressekonferenz zur Neubesetzung der Präsidentschaft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Marion Ackermann äußert sich bei der Pressekonferenz zur Neubesetzung der Präsidentschaft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa



Source link

Von Veritatis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert