In einem brisanten Interview analysiert Pepe Escobar die geopolitische Gegenoffensive der BRICS-Staaten gegen Washingtons Sanktions- und Zollpolitik unter Donald Trump. China, Russland und Iran koordinieren strategische und wirtschaftliche Projekte, die den globalen Süden enger binden und die US-Hegemonie untergraben – vom BRICS-Zahlungssystem bis zum neuen Primakow-Dreieck.

Moderator: Du sprichst vom Krieg gegen BRICS, und er intensiviert sich auf vielen Ebenen. Die Zollerhöhungen sind nur ein Aspekt davon. Du hast in deinem Artikel erwähnt, dass Trump eigentlich keine Karten in der Hand hält. Die USA bringen nichts an den Tisch.

Pepe Escobar: Ganz genau. Das ist ein Krieg – und zwar nicht nur seit den neuen Zöllen. Trump 2.0 setzt auf einen hybriden Krieg gegen ausgewählte BRICS-Staaten und deren Partner. Es ist ein Krieg gegen China, gegen viele Mitglieder und gegen den Globalen Süden, der sich zunehmend als vereinte Front formiert – angeführt von China, Russland und möglicherweise Iran.

Ich bin gerade auf einer informellen BRICS-Tour: erst China, dann Iran, nächster Monat Russland, danach das BRICS-Treffen in Rio im Juli. Ich will wissen, wie die BRICS auf die Trump-Offensive reagieren, insbesondere in Sachen alternativer Zahlungssysteme – etwa das neue BRICS-Bridge-Modell, das ganz ohne SWIFT oder gar Währung auskommt. Beteiligt sind unter anderem China, Thailand, Saudi-Arabien, die VAE und die Hongkonger Währungsbehörde.

Das Zeitfenster ist knapp, nur noch drei Monate bis zum Gipfel. Aber das verstärkt den Druck, mit einem starken Gegenvorschlag zurückzuschlagen. Die Welt des Globalen Südens wartet auf eine entschlossene Antwort auf Trumps Zirkus-Zollpolitik.

Moderator: Und China?

Pepe Escobar: China ist nun klar in Führung. Früher war ihnen Belt & Road wichtiger als BRICS. Jetzt stehen beide auf einer Stufe. Sie haben 150 Länder eingebunden, riesige Infrastrukturprojekte laufen, von Peru bis zur neuen Eisenbahn durch Zentralasien nach Iran. Auch Hongkong rückt näher an Festlandchina – der Greater Bay Area-Plan nimmt Fahrt auf.

Die USA sind für Chinas Handel nur noch ein kleiner Faktor. Selbst wenn Trump den Hafen Hongkongs bestrafen würde – der Handel läuft über China und den Globalen Süden weiter.

Moderator: Und im Bereich Hochtechnologie?

Pepe Escobar: Genau da passiert gerade Entscheidendes: Nvidia-Chef Jensen Huang war in Beijing, weil er Angst hat, den chinesischen Markt an Huawei zu verlieren. Huawei zieht technologisch gleich und wird Nvidia in China ersetzen. Das zeigt, wie ernst es den Chinesen ist: Sie wollen keine Konfrontation, nur Fairness und diplomatische Lösungen. Aber sie sind bereit, sich zu behaupten.

Moderator: Gibt es Anzeichen für diese neue Weltordnung?

Pepe Escobar: Ja, ständig. Eine Ipsos-Umfrage zeigt: In 29 Ländern glauben mehr Menschen an Chinas positiven Einfluss als an den der USA. Chinas Ölimporte aus Russland steigen wieder. Und im Atomstreit mit Iran haben China und Russland den Lead übernommen. Die „goldene Ära“ zwischen Iran und China beginnt gerade.

Moderator: Ist das die neue geopolitische Achse?

Pepe Escobar: Ich nenne es den neuen „Primakow-Dreieck“: Russland, Iran, China – drei BRICS-Staaten mit engen strategischen Partnerschaften. Indien zählt derzeit nicht dazu, da es sich zu passiv verhält. Doch Iran ist für China sicherheitspolitisch essenziell, für Russland ein enger Partner und für den Handelskorridor Indien-Russland via Iran (Chabahar) zentral.

Man trifft sich persönlich, wöchentlich. Nächster Höhepunkt: der Moskauer Megagipfel im Mai mit Putin, Xi, Lula und Raisi. All das sind Bausteine einer multipolaren Weltordnung, fernab US-zentrierter Hegemonie.

Pepe Escobar: Die neue Welt entsteht – blockweise, schnell und unumkehrbar. Und Trump steht ihr mit alten Methoden und keiner Strategie gegenüber.



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Von Veritatis

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