Ein Artikel basierend auf dem Interview „Trump’s Dark Chess Game: Who Are the Devils in His Corner?“ mit dem Ökonomen und ehemaligen US-Regierungsberater Paul Craig Roberts.
Während Donald Trump offiziell den Ausstieg aus Konflikten wie dem Ukraine-Krieg verkündet und den Ton gegenüber China verschärft, warnt Paul Craig Roberts vor einem tiefer liegenden geopolitischen Kurswechsel. Hinter der Fassade vermeintlicher Deeskalation offenbare sich ein strategisches Spiel, bei dem die USA nicht auf Rückzug, sondern auf Neuordnung ihrer globalen Machtansprüche setzen. Der ehemalige Reagan-Berater analysiert Trumps Agenda als Teil eines imperialen Umbruchs – mit verheerenden Folgen für Frieden, Souveränität und Völkerrecht.
Trump und Putin: Gespräche ohne Verständnis
Laut Paul Craig Roberts verkennt Donald Trump das eigentliche Anliegen Wladimir Putins: eine große geopolitische Neuordnung. Putin suche keinen bloßen Waffenstillstand, sondern eine neue internationale Sicherheitsarchitektur à la „Yalta 2.0“. Trump begreife das nicht und versuche stattdessen, den Ukraine-Konflikt als Bühne für einen geopolitischen Schwenk Richtung China zu nutzen. Roberts kritisiert, dass Trumps Team – von JD Vance über Keith Kellogg bis Steve Witkoff – in sich widersprüchlich sei und die eigentlichen Ziele Moskaus verkenne.
Trump entkoppelt sich von der Ukraine – für den nächsten Kriegsschauplatz
Roberts sieht hinter Trumps angeblicher Friedensrhetorik vor allem eines: den strategischen Rückzug aus der Ukraine, um Ressourcen für den Kampf gegen China zu mobilisieren. Dabei könnte Europa den Stellvertreterplatz einnehmen. Gleichzeitig errichte Washington eine neue imperiale Infrastruktur im Nahen Osten – mit gigantischen Botschaften im Irak und im Libanon als militärischen Kommandozentralen. Laut Roberts wandelt sich „Greater Israel“ unter Trump in ein amerikanisches Kolonialprojekt.
Das Iran-Dossier: Keine Verhandlung, nur Diktat
Trumps Gesandter Witkoff spreche von Diplomatie mit dem Iran, aber stelle im selben Atemzug klare rote Linien auf: keine Urananreicherung. Roberts nennt dies eine „Farce“. Die USA würden nicht verhandeln, sondern mit Ultimaten drohen. Die Forderung, Iran dürfe nicht anreichern, sei heuchlerisch – schließlich täten das auch Länder wie Frankreich, Pakistan oder die USA selbst. Die Konflikte mit Iran, China und Russland seien konstruiert und einseitig, so Roberts: Nicht sie, sondern Washington sei der eigentliche Aggressor.
Rubios Gaza-Position: Einseitigkeit in Reinkultur
In Bezug auf Gaza wirft Roberts Trump und Rubio zynischen Imperialismus vor. Das Leid der Palästinenser werde ignoriert, das Massaker in Gaza verharmlost. Israel und Amerika beanspruchten alleinige sicherheitspolitische Relevanz – während die palästinensische Bevölkerung verhungere. Trumps Lösung? Gaza an Jordanien und Ägypten abschieben oder durch ethnische Vertreibung „lösen“.
Roberts’ Fazit: Das wahre Problem ist Washington
Egal ob Ukraine, Iran oder China – Roberts sieht die Wurzel aller geopolitischen Konflikte nicht in Moskau, Peking oder Teheran, sondern in Washington selbst. Die USA würden sich weiterhin wie ein globaler Mafia-Pate aufführen, der „Zahlung oder Zerstörung“ fordere. Solange sich dieses hegemoniale Denken nicht ändere, werde es keinen Frieden geben.
Schlussgedanke
Trumps Strategie ist laut Paul Craig Roberts keine Friedenspolitik, sondern ein taktisches Umschwenken von einem globalen Brandherd zum nächsten. Die USA befinden sich nicht auf Rückzugskurs – sie verlagern lediglich die Front. Und die Welt soll zahlen – oder brennen.