Eine Firma aufzubauen, ist mit viel Arbeit und Risiko verbunden – und großen Chancen. Viele Studenten denken über eine Gründung nach, wenige machen es wirklich. Was sie bemängeln.
Berlin.
Jobsicherheit in der Verwaltung oder einem Unternehmen oder lieber Abenteuer Firmengründung? Ein Fünftel (20 Prozent) der Studentinnen und Studenten in Deutschland will nach einem Bericht des Startup-Verbands nach dem Abschluss ein eigenes Unternehmen aufbauen. Damit streben mehr nach einer Gründung als nach einer Laufbahn im öffentlichen Dienst (15,5 Prozent). Nur wenige setzen ihre Pläne aber in die Tat um.
Der Startup-Verband bezieht sich in seinem Bericht auf eine internationale Erhebung von 2024, für die gut 2.000 Studenten hierzulande nach ihren beruflichen Plänen fünf Jahre nach ihrem Studium befragt wurden. Mit dem Gründungsinteresse liege Deutschland im globalen Vergleich im Mittelfeld. Die meisten Studentinnen und Studenten (32 Prozent) bevorzugen die Anstellung in einem Unternehmen.
Als Grund, warum nicht mehr junge Menschen Unternehmen ins Leben rufen, sieht der Verband Defizite im Bildungssystem. „Im Studium stellt man sich die Frage, wohin es geht und wie die eigene Karriere aussehen kann“, sagt Kati Ernst, stellvertretende Vorstandsvorsitzende beim Startup-Verband. „Daher ist es so wichtig, genau hier die Unternehmensgründung als Option ins Spiel zu bringen und jungen Menschen gleich die nötigen Skills mitzugeben.“ Zudem müssten Unternehmer-Vorbilder ins Bildungssystem gebracht werden.
Verband sieht großes Gründungspotenzial
Aus Sicht des Startup-Verbands werden Kenntnisse für eine Gründung nicht genug vermittelt. 84 Prozent der interessierten Studenten hätten gerne mehr über Unternehmertum in der Schule gelernt, zeigt eine eigene Umfrage des Verbands unter etwa 1.000 Studenten an mehr als 160 Hochschulen. Nur eine Minderheit (17 Prozent) habe aber entsprechende Kurse gehabt.
Der Verband sieht darin eine vergebene Chance. „Wenn nur ein kleiner Teil des vorhandenen Potenzials gehoben würde, hätte dies eine signifikante Wirkung auf die Innovationsstärke Deutschlands.“ Pro Jahr würden etwa 3.000 Start-ups hierzulande gegründet. Würden alle Studenten mit Gründungsinteresse tatsächlich ein eigenes Unternehmen aufbauen, würde sich die Zahl der neuen Firmen rechnerisch auf 21.000 versiebenfachen.

Die deutsche Startup-Branche sieht viel Potenzial bei Studenten (Archivbild)
Bild: Jens Büttner/dpa

Die deutsche Startup-Branche sieht viel Potenzial bei Studenten (Archivbild) Bild: Jens Büttner/dpa
Studenten streben nach Sinn
Studenten mit Interesse an Gründung wollen der Umfrage zufolge vor allem Neues lernen (92 Prozent) und die Relevanz ihrer Arbeit sehen (85 Prozent). Das Einkommen ist 75 Prozent wichtig. Berufliche Sicherheit spiele eine untergeordnete Rolle (30 Prozent).
Zudem sei die Gruppe der Studenten mit Gründungsinteresse überdurchschnittlich leistungsbereit: Gut die Hälfte (53 Prozent) erwarte eine wöchentliche Arbeitszeit von 50 Stunden und mehr. Damit liegen sie nah an der Realität: Gründer arbeiten laut der Angaben im Schnitt 55 Stunden pro Woche. (dpa)