Schwache Aktie und Umsatzrückgang – die Proteste gegen Tesla zeigen Erfolg. Jetzt ist es Aufgabe der Politik, Monopolstellungen bei Tech-Unternehmen aufzubrechen und Alternativen zu ermöglichen


Von Auto – und Aktienverkäufen über Sachbeschädigung bis zu Brandstiftung: Eskalationsstufen im Teslaprotest

Foto: Omer Messinger/Getty Images


Es ist noch gar nicht so lange her, da war Elon Musk „on top of the world“ (und fast sogar „on top of Mars“): Er war der vermögendste Mensch der Welt, er schrieb mit dem E-Auto-Konzern Tesla schwarze Zahlen und überholte kurzzeitig sogar den chinesischen Konkurrenten BYD.

Musk erwarb mit Twitter seine eigene Social-Media-Plattform, benannte sie in X um. Sein Raumfahrtunternehmen Space X ist weltweit Marktführer für kommerzielle Satellitenstarts und experimentiert mit kommerziellen Weltraumflügen. Dann kam die zweite Amtszeit von Donald Trump und Musk wurde zum ersten Tech-Oligarchen, der vielleicht kein offizielles Amt besaß, aber politische Macht in der neuen US-Regierung. Er konnte weitreichende politische Entscheidungen – wie die massiven Stellenkürzungen in US-amerikanischen Behörden – einleiten, nahm Einfluss auf juristische Prozesse gegen ihn. Er kontrollierte also einen Großteil der Politik, der Wirtschaft und der Öffentlichkeit.

Diese Übermacht bröckelt seit ein paar Monaten. Die Protestbewegung #TeslaTakedown mit dem Motto „Verkauft eure Teslas, werft eure Aktien weg, schließt euch den Streikposten an“ formierte sich und feierte Erfolge. Bereits im März 2025 meldeten mehrere US-Nachrichtenseiten, dass Tesla-Besitzer ihre Fahrzeuge in Rekordhöhe wieder verkaufen. Gleichzeitig brechen weltweit Verkäufe ein. Der Umsatz von Tesla geht zurück, die Aktie schwächelt. Dieser Konsumstreik trifft Musk dort, wo er die meisten Profite macht.

Und nicht nur Tesla strauchelt: am vergangenen Wochenende gab es einen zweistündigen Serverausfall bei Musks Plattform X, die seit seiner Übernahme deutlich an Wert verloren hat. Verschiedene Nachrichtenseiten meldeten außerdem, dass Elon Musk angekündigt habe, seine Rolle in DOGE, jenem Regierungsgremium, das die Ausgaben der US-Regierung senken und Arbeitsplätze abbauen soll, zu reduzieren. Mal abwarten, was daraus wird.

Elon Musks Mitstreiter sind eindeutig schwerer zu boykottieren

Klar ist aber: Elon Musks Position wackelt gehörig. Ist diese Mischung aus Protest und Konsumstreik der Weg, die Macht der Tech-Konzerne künftig einzuschränken und uns alle vor dem weltumspannenden Tech-Faschismus zu bewahren? Sollte er vielleicht sogar noch ausgeweitet werden auf andere Tech-Oligarchen wie Jeff Bezos?

So einfach geht es leider nicht. Musk ist einer der wenigen, der tatsächlich ein Produkt verkauft, wofür die Käufer eine Alternative hätten. Sie kaufen dann eben ein anderes (E-)Auto. Seine Mitstreiter sind weitaus schwieriger zu boykottieren: Bei Amazon mit seiner Monopolstellung im Einzelhandel und bei Google und Meta mit den digitalen Plattformen ist das nicht so einfach möglich. Aktuell weiten sie ihre Macht sogar fast ungehindert aus: Tech-Konzerne dominieren das KI-Rennen, dringen in den Finanzsektor vor. Sie beanspruchen Ressourcen wie Strom- und Wasserversorgung für sich und kontrollieren große Teile unserer Öffentlichkeit.

Aber die Proteste und Boykotte gegen Tesla zeigen, dass jetzt der Zeitpunkt wäre, auf dem Bedürfnis nach Alternativen aufzubauen. Die Aufgabe der Politik müsste es sein, die Tech-Unternehmen zu kontrollieren, ihre Macht einzuschränken, Alternativen zu ermöglichen. Und Kosten, die sie verursachen – zum Beispiel durch erhöhten Wasser- oder Stromverbrauch –, zu regulieren.

Ein guter Zeitpunkt also, um darüber nachzudenken, wie die Mehrheit der Gesellschaft unabhängig von profitorientierten Plattformen werden kann. Bloß: Wer soll es machen? Im Koalitionsvertrag findet sich dazu nichts, die Oppositionsparteien setzen das Thema aktuell nicht auf die Agenda. Also bleibt der Konsumprotest gegen Elon Musk das Optimistischste, das wir der Übermacht der Tech-Konzerne entgegensetzen können. Hoffen wir, dass er noch eine Weile andauert.

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Politik von unten

Nina Scholz schreibt in ihrer Kolumne Politik von unten unter anderem über Arbeitskämpfe und die so genannte Gig-Economy.

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Politik von unten

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Von Veritatis

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