Von der Front in der Ukraine erreichen uns mittlerweile Bilder, auf denen verwundete russische Soldaten auf Krücken zurück an die Front humpeln. Mangels verfügbarer Panzer und Schützenpanzer müssen die Soldaten zudem auch entweder zu Fuß oder mit zivilen Fahrzeugen und Motorrädern die Distanz zwischen den eigenen Gräben und der ersten ukrainischen Linie überwinden.
Dass dies in den meisten Fällen nicht gelingt, zeigen uns die von der Ukraine veröffentlichten Videos. Auf ihnen ist zu sehen, wie schlecht diese Fleischwolf-Taktik funktioniert. Schon auf dem Anmarsch, also weit vor der eigentlichen Kontaktlinie werden die russischen Soldaten von der Ukraine erfasst und mit Drohnen bekämpft.
Entsprechend hoch sind die russischen Verluste. Sie waren schon zu Beginn des Krieges vergleichsweise hoch. Inzwischen sind sie allerdings noch höher, weil es an schützenden Mannschaftstransportwagen und fehlender Ausbildung mangelt. Zum Teil werden die Rekruten nach einer nur zweiwöchigen „Ausbildung“ bereits in ihr erstes Gefecht geschickt.
Wenn der Tod nicht das Problem sondern die Lösung ist
Dass dieses Gefecht dann meist auch ihr letztes ist, wird von der russischen Militärführung billigend in Kauf genommen. Ein Menschenleben galt nie sehr viel in der russischen Armee. Trotzdem fragt sich der neutrale Beobachter, warum die Russen nicht dennoch etwas sparsamer mit der „Ressource Mensch“ umgehen. Auch wenn es im ersten Moment zynisch klingen mag, so steckt hinter der russischen Vorgehensweise dennoch eine gewisse Logik.
Es ist eine sehr eigene, befremdlich wirkende Logik, aber sie ist durchaus rational. Wenn die moderne Kriegsführung den Soldaten beider Seiten kaum noch die Gelegenheit gibt, unverletzt an die feindlichen Stellungen heranzukommen, dann lohnt sich auch keine intensive Ausbildung, denn mit oder ohne intensive Ausbildung schaffen es die Soldaten nicht bis an die Kontaktlinie.
Seine Soldaten wirbt der Kreml mit einem für russische Verhältnisse extrem hohen Sold an. Warum soll man diesen länger zahlen, als unbedingt nötig? Auch das spricht für kürzere Ausbildungszeiten und dafür, verletzte Soldaten wieder an die Front zu schicken, denn um Kriegsverletzte muss sich der russische Staat langfristig kümmern, was wieder eine Menge Geld kosten. Stirbt hingegen der verwundete Soldat in einem weiteren Angriff, muss weder der Sold noch eine Invalidenrente gezahlt werden.
Wie gesagt, es ist eine sehr eigenwillige und zynischen Logik. Aber eine gewisse Rationalität kann dieser Sichtweise nicht abgesprochen werden.