Bei ihrer Abfahrt Richtung Gaza bekommt die Flottilla Madleen mit Greta Thunberg an Bord persönliche Unterstützung

Foto: Fabrizio Villa/Getty Images


Überall auf der Welt solidarisieren Linke sich mit Greta Thunberg und der Gaza Flotilla. Dass notorische Israelhasser an Bord sind, will man nicht wissen. Die tun wenigstens was! Doch genau dieser Impuls ist fatal

Es kommt ein Schiff, geladen / bis an sein’ höchsten Bord, / trägt Antisemitenbrigaden, / die dulden kein Widerwort. So lässt sich das Spektakel zusammenfassen, dass sich derzeit rund um die sogenannte Gaza Freedom Flotilla abspielt. Eine Gruppe propalästinensischer Aktivisten segelt mit einem Schiff nach Gaza. Sie wollen der dort festsitzenden Bevölkerung, die unter Hunger und Bomben leidet, Hilfsgüter bringen. Das berühmteste Crew-Mitglied ist Greta Thunberg, die bereits seit einiger Zeit den Schwerpunkt ihrer Arbeit von der Klimakatastrophe auf die humanitäre Katastrophe in Gaza verlegt hat.

In den traditionellen Medien überwiegt die Skepsis angesichts der Aktion: nur PR, eigennützig, nutzlos, so der Tenor. Doch in den sozialen Medi

nur PR, eigennützig, nutzlos, so der Tenor. Doch in den sozialen Medien hat das Projekt viele Freunde. Auf Instagram hat die Seite der Freedom Flotilla fast 700.000 Follower, die Posts erhalten teils zehntausende Likes. In den Kommentaren äußern Nutzer große Sympathien für das Projekt. Die allermeisten scheinen sich als links zu verstehen. Auch in manchen linken Publikationen gibt es Sympathie für das Projekt.Greta Thunberg und die Gaza Flotilla bekommen auch Zuspruch von RechtsextremenAber Zuspruch für Greta Thunberg kommt neuerdings auch von unerwarteter Seite: von Jürgen Elsässer und Andrew Tate, zwei Vertretern der extremen Rechten, die in der Vergangenheit explizite Feindschaft gegenüber der jungen Frau aus Schweden pflegten.Applaus aus der falschen Richtung ist nicht per se ein Argument gegen das, was man tut oder sagt. Stutzig sollte er dennoch machen. Und zum Nachdenken anregen. Nur: Nachdenken, zögern, zweifeln, das scheint unter Linken aus der Mode zu geraten. Blickte man nämlich genauer auf die Gaza Flotilla, so sähe man ein Gruselkabinett von Israelhassern mit antisemitischen Reflexen und autoritären Impulsen.Natürlich ist es nicht antisemitisch, den Menschen in Gaza helfen zu wollen. Das wollen übrigens auch in Israel zahlreiche Menschen. Viele von ihnen sind am 7. Oktober 2023 ermordet worden. Aber bei der Gaza Flotilla steht offensichtlich nicht die Bevölkerung in Gaza im Mittelpunkt. Was die konkrete Hilfsleistung angeht, wäre die Ladung weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein – das Geld für die Aktion hätte auch an eine Hilfsorganisation gespendet werden können. Und die Chance, dass sie durchkommen, geht gegen null.Greta Thunberg und die Gaza Flotilla: An Bord sind bekannte IsraelhasserDen Aktivisten geht es darum, Bilder zu produzieren, in denen Israel gezielt als böse Macht dargestellt wird – ganz ähnlich wie bei der Erstürmung der Mavi Marmara 2010, in deren Tradition sich man schon mit der Verwendung desselben Namens „Gaza Freedom Flotilla“, stellt. Als reichten die Nachrichten und Bilder aus Gaza nicht, um die verbrecherische Unverhältnismäßigkeit des derzeitigen Vorgehens der israelischen Regierung deutlich zu machen! Vielmehr nutzen die Aktivisten das Leid der Menschen in Gaza aus, um für ihre antisemitische Agenda zu mobilisieren. Und die ist im Einzelnen gut dokumentiert.Yasemin Acar zum Beispiel ist laut Tagesspiegel „eine der führenden und bekanntesten Aktivistinnen der pro-palästinensischen Szene“ in Berlin. Unter anderem wegen der Verwendung der Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“, die vielen als Aufruf zur Vernichtung Israels gilt, hat die Staatsanwaltschaft Berlin Anklage gegen sie erhoben. In den sozialen Medien gibt es ein Video, das zeigt, wie sie zu den Bildern des Raketenangriffs des islamistischen Regimes im Iran auf Israel tanzte und sang.Mit dabei ist auch der Brasilianer Thiago Ávila. Eigenen Angaben zufolge traf er sich 2006 mit Hassan Nasrallah, dem damaligen Chef der libanesischen Terrororganisation Hisbollah. Diesen hielt er für „eine wichtige Figur der antikolonialen Geschichte“ – und nahm im Februar 2025 an seiner Beerdigung in Beirut teil.Das sind nur zwei Beispiele, die jedoch schon so drastisch sind, dass sich jede Solidarität mit dem Schiff und seiner Crew verbietet, will man an humanistischen Grundsätzen festhalten. Und der Humanismus ist doch die Grundlage linken Denkens, oder?Oder?„Aber die tun doch wenigstens etwas!“, mag man da erwidern. Klar, um die eigene emotionale Anspannung angesichts des unaussprechlich großen Leids in Gaza zu entladen, ist die Identifikation mit der Tat ein attraktives Angebot. Die starke Tat lockt mit der Erlösung und ein nahendes Schiff ist dafür ein starkes Bild – ganz wie im eingangs zitierten Adventslied.Greta Thunberg und die Gaza Flotilla: Befreiung vom „Judenknax“Doch darin liegt eine fatale Falle: Endlich was tun, Bedenken beiseite wischen, sich nicht von Kritik und Skepsis aufhalten lassen – kommt einem doch bekannt vor? Genau. Die Vorgehensweise von Linken ist das nicht, sondern das Skript des Autoritarismus.Gerade die von historischen Bedenken belastete Debatte in Deutschland als unnötigen, ja unerträglichen Ballast abzutun – das erinnert doch sehr an die Worte des Westberliner Linken Dieter Kunzelmann. In den 1960ern warf er den Linken in Deutschland mangelnde Solidarität mit Palästina vor und erklärte sie so: „Warum? Der Judenknax.“ Diese linke Schlussstrichmentalität tritt auch in der heutigen propalästinensischen Bewegung zutage – und in dem Wunsch nach der von Bedenken befreiten, gegen Israel gerichteten Tat.Dieser Drang zur sinnlosen Tat angesichts einer als ausweglos empfundenen Situation ist exakt das, was die Stadtguerilla auf den Holzweg sinnloser Morde geführt hat. Die von Linken am 9. November 1969 im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße in Berlin gelegte Bombe ging glücklicherweise nicht los. Elias Rodriguez’ Schusswaffe 2025 in Washington schon.Das Ablegen von Hemmungen und Berührungsängsten gegenüber glühenden Antisemiten befördert einen eskalativen Diskurs der Gewaltbereitschaft. Linke Vernunft wäre es, die Crew der Madleen zum Umkehren zu bewegen – oder ihr zumindest die Solidarität zu verweigern.



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Von Veritatis

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