Aus Donald Trump und Elon Musk wurden binnen kürzester Zeit ziemlich beste Feinde. Die Eskalation bringt auch die Epstein Files zurück in die Öffentlichkeit. Was steht in den Epstein Files über Trump – und was über Musk?
US-Präsident Donald Trump verband eine gute Freundschaft mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein
Foto: Davidoff Studios/Getty Images
„Es ist Zeit, die eigentliche Bombe platzen zu lassen“, schreibt Musk auf X, „Donald Trump ist in den Epstein Files. Das ist der wahre Grund, wieso sie nicht veröffentlicht wurden. Einen schönen Tag noch, DJT!“ Um tags darauf nachzutreten: „Merk dir diesen Post für deine Zukunft. Die Wahrheit wird ans Licht kommen!“
Die hotteste Bromance des Jahres ist also vorbei, Vergangenheit sind die romantischen Fotos in Teslas vor dem Weißen Haus, auf in den Rosenkrieg. Elon Musk nennt Donald Trumps Steuerpolitik eine „ekelhafte Abscheulichkeit“, Trump droht Milliarden an zugesagten Geldern für Regierungsaufträge an Musks Unternehmen zu streichen, Musk fordert die Amtsenthebung des Präsidenten. Und dann die kleine Bombe
streichen, Musk fordert die Amtsenthebung des Präsidenten. Und dann die kleine Bombe: Musk behauptet, Trumps Name tauche in den Epstein Files auf. Aber Augenblick – was genau daran ist eigentlich so explosiv? Dass Donald Trump Beziehungen zu Jeffrey Epstein pflegte, ist kein Geheimnis. Es gibt gemeinsame Fotos aus früheren Jahren, auch taucht Donald Trumps Name in bereits veröffentlichten Listen auf. Neben Trump finden sich aber auch Namen wie Bill Clinton, Bill Gates und eben auch Elon Musk. Also kennt Elon Musk Details, die der Öffentlichkeit bislang vorenthalten werden?Trump über Epstein: „Er mag schöne Frauen genauso wie ich“Ende Februar veröffentlichte das US-Justizministerium eine erste Tranche der Epstein Files, die derzeit beim FBI vorliegen. Darunter befinden sich handschriftlich geführte Fluglisten für den sogenannten „Lolita Express“ und eine Liste ehemals angestellter Masseurinnen auf Epsteins Anwesen, die allerdings komplett geschwärzt wurde.Auch wenn das FBI unter der Leitung von Kash Patel beteuert, für eine „lückenlose Aufklärung“ zu sorgen, bei der „kein Stein unberührt“ bleiben soll, wurden auf Anfrage der (durchaus Trump-nahen) Justizministerin Pam Bondi statt mehrerer tausend Seiten, die die Epstein Files umfassen sollen, nur 200 Seiten an das Justizministerium weiter vermittelt. Bondi zeigte sich in einem öffentlichen Brief an Patel irritiert und forderte das FBI auf, sämtliche Unterlagen einzusehen, offenbar ohne Erfolg.In einem Interview aus dem Jahr 2002 mit dem New York Magazine erklärte Trump: „Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Ein toller Typ, mit dem man viel Spaß haben kann. Man sagt, er mag schöne Frauen genauso wie ich. Viele von denen sind von der eher jüngeren Sorte.“ Das frühere Model Stacey Williams behauptete 2024 gegenüber dem Guardian, dass 1993 Donald Trump sie in Anwesenheit ihres damaligen Partners Jeffrey Epstein im Trump Tower sexuell belästigt haben soll. „Es wurde schnell klar, dass er und Donald wirklich gute Freunde waren und viel Zeit miteinander verbrachten“, sagte Williams. Trump soll seine Hände an ihren Brüsten, Hüften und Hintern gehabt haben.„Völlig konfus“ habe sie das wie eingefroren über sich ergehen lassen und sah dabei, wie sich beide Männer während der Übergriffe anlächelten. Donald Trump leitete vor seiner Politkarriere zudem viele Jahre die Wahl der Miss Universe. Man darf davon ausgehen, dass er sich dieses Geschäftsfeld nicht nur aus rein wirtschaftlichen Gründen erschlossen hat. Trump und Epstein verband einst eine ähnliche Bromance, wie die Asteroiden-hafte Liaison zwischen dem Tesla-Chef und dem Präsidenten. Elon Musks Anschuldigungen könnten Substanz haben, er wähnte sich zuletzt im engsten Kreis der Trump-Dynastie. Aber wie geht es nun weiter?Der Beef: Von Kendrick Lamar und Drake lernenDer Beef zwischen Elon Musk und Donald Trump zeigt Parallelen zum popkulturell historischen Streit zwischen Drake und Kendrick Lamar im vergangenen Jahr auf. Auch hier wurde der Streit zweier Alpha-Hähne in sozialen Medien ausgefochten und sorgte in der Zeit für einige Popcorn-Momente. Dass der dabei entstandene Diss-Track Not Like Us dieses Jahr gleich fünf Grammys erhielt, zeigte auch, auf wessen Seite die Mehrheit (und die Musikindustrie) stand.Dass in dem Song Kendrick Lamar Drake der Pädophilie bezichtigte, war kein Grund, dem kalifornischen Rapper nicht den größten Musikpreis der Welt zu verleihen und Drake nachträglich zu strafen. Die Superbowl-Show von Lamar tat ihr Übriges.Placeholder image-1Kendrick Lamar setzte zudem die Messlatte, die Blaupause dafür, wie ein massenwirksamer Beef im 21. Jahrhundert zu führen ist. Das zeigt, wie wir sehen, Implikationen bis in die höchsten politischen Etagen. Diplomatie, respektvolle Aussprachen hinter verschlossenen Toren und gesellschaftsorientierte Konfliktlösungen, scheinen unter Trump und Musk ein politisches Relikt früherer Zeiten geworden zu sein.Das House Committee on Oversight and Government Reform fordert nun sowohl FBI und Justizministerium dazu auf, die „Wahrheit für die amerikanische Bevölkerung“ aufzudecken. Sollte Elon Musk seine Drohung ernst meinen, gäbe es mehrere Möglichkeiten, mit denen er seiner verflossenen Bromance einen auswischen könnte.Was steht in den Epstein Files über Musk?Kommt es möglicherweise nach einer vollständigen Veröffentlichung der Epstein Files zu einem Prozess, könnte er als Kronzeuge aussagen. Aber wird es unter der Präsidentschaft von Trump so weit kommen? Was steht in den Epstein Files über Trump? Und, mindestens genau so interessant: Was steht in den Epstein Files über Musk? Nimmt er es gar willentlich in Kauf, sich mit in den Abgrund reißen zu lassen?Anders als beim Beef zwischen Drake und Kendrick Lamar geht es hier aber nicht darum, einem medialen Spektakel beizuwohnen und aus Unterhaltungsgründen Partei für den einen oder den anderen zu ergreifen. Auch wenn der Affekt naheliegt. Eine zeitnahe Aufarbeitung der Epstein Files ist nicht deshalb relevant, weil damit eine vermeintlich konspirative Elite zu Fall gebracht werden könnte, und somit auch Donald Trump.Es geht vor allem um Gerechtigkeit für die unzähligen Opfer und den Kampf gegen systemische sexuelle Ausbeutung von Frauen und jungen Mädchen. Denn, das wissen Trump und Musk: Wenn zwei Gockel sich besonders laut streiten, wird umso schneller vergessen, worum es eigentlich geht. Die zivile Gesellschaft darf das dafür umso weniger.