Was ist normal? Wo kommen Normalitätsvorstellungen her? Sind Normalitätsvorstellungen mehr oder minder sprachliche Vereinbarungen, die zwischen Akteuren getroffen werden oder sind Normalitätsvorstellungen eine Art gemeinsames menschliches Erbe, etwas, das vielleicht in den Wahrnehmungskategorien, die Kant Menschen zugeschrieben hat, zu finden ist?
Derzeit herrscht offenkundig die Vorstellung vor, Normalitätsvorstellungen seien etwas, was man sprachlich schaffen, regelrecht kreieren könne, etwas, das die Realitätswahrnehmung von Menschen beeinflusse, wenn nicht determiniere, etwas, das bestimmt, was Menschen für normal halten.
Letztlich geht es bei den Versuchen, neue Normalitätsvorstellungen durchzusetzen, darum, bestimmte ideologische Inhalte, wie z.B. die Idee, dass wir demnächst alle bei unerträglichen Temperaturen verbrennen werden, als Folge des von Menschen gemachten Klimawandels, zu befördern.
Und mit dieser Umdeutung der Realität geht eine Umdeutung und Diskreditierung der Erfahrung, die die Älteren unter uns gemacht haben, einher, etwa in ihrer Schulzeit, wenn es wochenlang hitzefrei gab und das Thermometer durchaus die 30 Grad Grenze überschritten hat.
Indes, heute wird nicht nur die Geschichte erzählt, Temperaturen über 30 Grad Celsius wären etwas weitgehend Neues, es wird auch versucht durchzusetzen, dass die „neue“ Hitze zur Normalität geworden sei, Tage an und jenseits der 30 Grad das neue „normal“ darstellten. Und wie immer, wenn Ideologen eine neue Normalität durchsetzen wollen, bringen sie Rechtssätze zu Papier.
„Nicht nur in der Schule, sondern auch am Arbeitsplatz soll es künftig Hitzefrei geben. Das fordert zumindest die Linke. Ab einer Temperatur von 26 Grad Celsius soll demnach ein Viertel der Arbeitszeit entfallen – ab 30 Grad sogar die Hälfte der täglichen Arbeitsstunden.
Arbeitnehmer sollen in der Arbeitsstättenverordnung zudem ein Recht auf Wasserversorgung und Sonnenschutz erhalten, Arbeitgeber etwa zur Installation von Ventilatoren verpflichtet werden. In Städten und an Stränden sollen zudem kostenfreie Wasser- und Sonnencreme-Spender bereitgestellt werden. Das fordert Linke-Parteichef Jan van Aken in einem Papier mit dem Titel „Hitzeschutz ist Arbeitsschutz – jetzt handeln“, über das das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) berichtete.
„Die Klimakrise ist längst auch eine soziale Krise – wer unter sengender Sonne schuftet oder im überhitzten Büro sitzt, bezahlt oft mit der eigenen Gesundheit“, so van Aken zum RND. „Ich denke, es gibt niemanden, der bei dreißig Grad und mehr im Büro konzentriert und effektiv arbeiten kann.“ Dies führe vielmehr zu gesundheitlichen Problemen. „Die Hitze und Sonne belasten die Leistungsfähigkeit und den Körper!“, sagte van Aken. „Das gilt für das Arbeiten im Büro oder für die schwer körperliche Arbeit auf der Straße.“
Der linke van Aken tut so, als seien Tage, an denen die Temperatur 30 Grad Celsius erreicht, Tage, an denen die Sonne 25 Grad Celsius und mehr auf die Quecksilbersäule bringt, das neue Normal, zahlreicher als alle anderen Tage und so häufig, dass man nicht mehr „schuften“ könne.
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Wir haben die neue Normalität von van Aken, und sicher ist er nicht der einzige, der eine solche Normalität durchsetzen will, einem Kontrastgruppen-Vergleich unterzogen und dazu Daten für zwei Messstationen des Deutschen Wetterdienstes, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ausgewertet. Eine mühselige Arbeit, wie jeder weiß, der sich schon einmal mit den Daten des Deutschen Wetterdienstes herumgeärgert hat. Aber, hey, man muss froh sein, dass es diese Daten gibt.
Beginnen wir im Süden, in Rheinfelden, mit einer Messstation, die zu denen gehört, die die wärmsten Tages-Temperaturen zu berichten haben.
Die Messstation „Rheinfelden“ liegt 282 Meter über dem Meeresspiegel am östlichen Rand der Stadt „Rheinfelden“ in Baden-Württemberg. Die Stadt ist über die Jahrzehnte in Richtung der Messstation gewachsen, was die gemessenen Temperaturen sicher beeinflusst.
Die folgende Abbildung zeigt die Anzahl der Tage eines Jahres, die mindestens 25 Grad Celsius als Höchsttemperatur aufzuweisen hatten und unterteilt diese Tage noch in solche, die mehr als 28 und mehr als 30 Grad Celisus in der Quecksilbersäule aufzuweisen hatten.
Die durchschnittliche Anzahl der Tage, an denen mehr als 24 Grad in Rheinfelden gemessen wurden, beträgt über den gesamten Zeitraum seit 1953 60 Tage. Über 30 Grad Celsius erreicht die Quecksilbersäule durchschnittlich an 15 Tagen. Und das sind Ergebnisse für Rheinfelden, ein Ort, der zu den wärmsten in Deutschland gehört und bei dem man annehmen muss, dass die gemessene Temperatur durch die Nähe von Straßen und Wohngebieten nach oben verzerrt wird.
Um einen Eindruck davon zu gewinnen, wie sehr Lage und Umgebung die gemessene Temperatur beeinflussen und darzustellen, dass die Höchsttemperatur für Deutschland, die in Wettervorhersagen angegeben wird, ein umfassender Humbug ist, denn die Temperatur wird nur an den wenigsten Orten in Deutschland auch tatsächlich erreicht werden, haben wir uns eine Messstation gesucht, die mehr oder minder in der Einöde steht und dem südlichen Extreme von Rheinfelden, ein nördliches Extrem entgegensetzt. Gefunden haben wir die Messstation in Mecklenburg-Vorpommern, auf Rügen, sie trägt den Namen „Arkona“:
Dass es menschlichen Einfluss gibt, der die gemessene Temperatur in die Höhe treibt, kann man für Arkona weitgehend ausschließen. Die Messstation steht 42 Meter über dem Meeresspiegel. Die Daten für die Messstation liegen seit 1947 vor und zeigen, wenn man die Tage, an denen die Temperaturen mindestens 25 Grad Celsius bzw. mehr als 30 Grad Celsius betragen hat, zusammenstellt, folgende Verteilung:
Im Durchschnitt 2,5 Tage, an denen mindestens 25 Grad Celsius geherrscht haben, stehen durchschnittlich 0,1 Tagen für den gesamten Zeitraum gegenüber, an denen mehr als 30 Grad Celsius gemessen wurden. Die Daten zeigen keinerlei Erwärmung, im Gegenteil, seit 2017 gibt es keinen Tag mehr, an dem 25 Grad Celsius erreicht wurden. Sofern die Daten von Arkona für Rügen repräsentativ sind, muss man sich fragen, wovon van Aken eigentlich spricht.
Die meisten Orte in Deutschland werden irgendwo zwischen dem weitgehend vom menschlichen Einfluss freien Arkona und dem von städtischer Hitzeinsel beeinflussten Rheinfelden, den beiden hier betrachteten Extremen liegen, d.h. Temperaturen über 30 Grad Celsius haben einen mehr oder weniger großen Seltenheitswert, wenn es nicht einen Jahrhundertsommer gibt, wie es in den zurückliegenden Jahrzehnten immer einmal wieder und ganz unabhängig von vermeintlichen menschlichen Einflüssen der Fall war.
Leute wie Jan van Aken und all die anderen die von der Menschen-machen-Klimawandel-Erzählung irgendwie profitieren wollen, versuchen eine neue Normalität durchzusetzen, und zwar in simplizistischer Weise, auf Übergeneralisierungen gebaut, die in der zwangsläufig implizit gemachten Annahme gipfeln, eine Tageshöchsttemperatur beschreibe einen Wert, der in Deustchland, wenn nicht flächendeckend, so doch an den meisten Orten erreicht werde. Dass es im Sommer in den Asphaltwüsten, in denen sich Leute wie van Aken aufhalten, sehr heiß werden kann, ist unbestritten, aber es ist das Ergebnis menschlicher Bautätigkeit und Flächenversiegelung, nicht das Ergebnis von CO2-Emission.
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