In Los Angeles kam es erneut zu Protesten und Festnahmen, die Polizeipräsenz blieb sichtbar hoch. US-Präsident Donald Trump vermutet hinter den Protesten den Einfluss „ausländischer Feinde“.
„Was Sie derzeit in Kalifornien erleben, ist ein regelrechter Angriff auf den Frieden, die öffentliche Ordnung und die nationale Souveränität, begangen von Randalierern, die ausländische Flaggen schwenken, mit dem Ziel, eine Invasion unseres Landes fortzusetzen“, sagte Trump am 10. Juni vor Soldaten am Militärstützpunkt Fort Bragg.
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Einsatz kostet 134 Millionen Dollar
Verteidigungsminister Pete Hegseth ergänzte, dies seien „größtenteils nur die Kosten für Reisen, Unterkunft und Verpflegung“. Das Geld werde aus den Betriebs- und Wartungskonten kommen und 60 Tage dauern.
Er fügte hinzu, dass Beamte der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) in Los Angeles angegriffen würden, weil sie „ihre Arbeit machten“, was die Entsendung von Truppen rechtfertige.
FBI untersucht finanzielle Unterstützer
330 Beteiligte werden abgeschoben
Das Weiße Haus teilte mit, dass mehr als 330 illegale Einwanderer festgenommen wurden, weil sie in den vergangenen Tagen an Ausschreitungen in Los Angeles beteiligt waren. Sie sollen aus den USA abgeschoben werden.
Pressesprecherin Karoline Leavitt sagte am 11. Juni, 113 von ihnen „hatten Vorstrafen“. Insgesamt seien 157 Personen wegen Körperverletzung und Behinderungsvorwürfen festgenommen worden, darunter illegale Einwanderer und US-Bürger.
Am frühen 11. Juni erklärte das Justizministerium, dass zwei Personen festgenommen wurden, weil sie während der jüngsten „zivilen Unruhen“ in der Innenstadt von Los Angeles Molotowcocktails auf Beamte geworfen hatten. Das Heimatschutzministerium und Leavitt beschuldigten einen von ihnen des versuchten Mordes an einem Beamten.
„Wenn der Protest in Gewalt umschlägt, werden die Strafen hart sein“, sagte US-Staatsanwalt Bill Essayli in einer Erklärung. „Der Besitz eines Molotow-Cocktails oder eines anderen zerstörerischen Geräts ist mit bis zu 10 Jahren Gefängnis strafbar.“
Ermittler sichten FBI-Videomaterial, Bodycam-Aufnahmen von Polizeikameras und andere Beweise in den sozialen Medien, sagte Essayli. Die Behörden erwarten, dass sie in den kommenden Tagen und Wochen weitere Personen anklagen werden.
Finanzierung der Unruhestifter
In der Pressekonferenz deutete Leavitt an, dass die Unruhestifter in Los Angeles von einer unbekannten Quelle finanziert werden.
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom und der kalifornische Generalstaatsanwalt Rob Bonta reichten am 10. Juni eine Klage ein, um Trumps Militäreinsatz zu blockieren. Ein Richter entschied gegen Kalifornien und lehnte es ab, eine einstweilige Verfügung gegen die Bundesregierung zu erlassen.
In der Nacht zum 10. Juni setzte die Polizei von Los Angeles eine Ausgangssperre in der Innenstadt durch und nahm kurz nach deren Inkrafttreten Festnahmen vor. Dabei kamen berittene Beamte und Geschosse zur Kontrolle der Menge zum Einsatz, um eine Gruppe hunderter Demonstranten aufzulösen.

Demonstranten und Aktivisten des Centro CSO halten während einer Pressekonferenz und Kundgebung im Salazar Park in Boyle Heights, östlich von Los Angeles, Kalifornien, am 11. Juni 2025 Schilder hoch, nachdem ein Mann von Bundesbeamten verhaftet wurde.
Foto: Etienne Laurent/AFP via Getty Images
Proteste gegen Einwanderungspolitik in anderen Städten
In der kalifornischen Millionenmetropole versammelten sich am 11. Juni (Ortszeit) wieder mehr als tausend Menschen zu einem Protestzug, wie afp-Reporter berichteten. Weitere Demonstrationen wurden aus St. Louis, Raleigh, Manhattan, Indianapolis, Spokane und Denver gemeldet. In Spokane wurde wie in Los Angeles eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Auch im texanischen San Antonio, wo der republikanische Gouverneur Greg Abbott die Nationalgarde des Staates eingesetzt hat, versammelten sich hunderte Menschen nahe des Rathauses.
In Spokane im Bundesstaat Washington verhängte Bürgermeisterin Lisa Brown am Mittwochabend eine Ausgangssperre.
In Los Angeles galt bereits die zweite Nacht in Folge eine Ausgangssperre. Die Stadtverwaltung will damit Vandalismus und Plünderungen in einigen Stadtteilen der Westküstenmetropole in den Griff bekommen.
Proteste in weiteren Städten
Die Proteste in Los Angeles haben sich auf weitere Städte ausgebreitet. In Philadelphia, San Francisco, Seattle, Denver, Dallas und Washington versammeln sich derzeit Demonstranten, die ein Ende der gezielten Razzien der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) gegen illegale Einwanderer fordern.
Auch Texas kündigt Einsatz von Nationalgarde an
Auch der US-Bundesstaat Texas hat den Einsatz der Nationalgarde angekündigt. „Die Nationalgarde von Texas wird an verschiedenen Orten im Bundesstaat eingesetzt, um Frieden und Ordnung zu gewährleisten“, schrieb der republikanische Gouverneur Greg Abbott am Dienstagabend (Ortszeit) im Onlinedienst X.
Friedlicher Protest sei legal, das „Verletzen von Personen oder Eigentum ist illegal und führt zur Festnahme“.
Festnahmen wegen Verstößen gegen Ausgangssperre
Die Polizei in Los Angeles hat zahlreiche Menschen festgenommen, die gegen die nächtliche Ausgangssperre verstoßen haben.
„Mehrere Gruppen versammeln sich weiterhin (…) und massenhafte Festnahmen sind im Gange“, schrieb die Polizei in der US-Metropole am Dienstagabend (Ortszeit) im Onlinedienst X. Eine genaue Zahl nannte sie nicht. Sie betonte aber zugleich, dass die nächtliche Ausgangssperre weiter in Kraft sei.
Nächtliche Ausgangssperre in Los Angeles
Bürgermeisterin Karen Bass hat für die Innenstadt der kalifornischen Millionenmetropole eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
„Ich habe den lokalen Notstand ausgerufen und eine Ausgangssperre für die Innenstadt von Los Angeles verhängt, um den Vandalismus und die Plünderungen zu stoppen“, sagte Bass am Dienstag (Ortszeit) vor Journalisten.
Die Ausgangssperre erstreckt sich nach Angaben von Bürgermeisterin Bass auf rund 2,5 Quadratkilometer des mehr als 500 Quadratkilometer umfassenden Stadtgebiets der Westküstenmetropole. Sie beginnt um 20:00 Uhr (Ortszeit, 5:00 MESZ) und endet um 6:00 Uhr morgens. Sie gilt für sämtliche Personen, ausgenommen sind Anwohner, Journalisten und Rettungsdienste.

Ein Radfahrer am 11. Juni 2025 in der Innenstadt von Los Angeles vor einem Anti-ICE-Graffiti.
Foto: Ronaldo Schemidt/AFP via Getty Images
Trump wirft Newsom Komplizenschaft mit Randalierern vor
US-Präsident Donald Trump hat dem Gouverneur Kaliforniens, Gavin Newsom und der Bürgermeisterin von LA, Karen Bass Komplizenschaft mit radikalen Demonstranten in Los Angeles vorgeworfen.
„Sie sind an diesem vorsätzlichen Versuch beteiligt, das Bundesgesetz außer Kraft zu setzen und die Besetzung der Stadt durch kriminelle Eindringlinge zu unterstützen“, sagte Trump bei einer Rede auf dem Militärstützpunkt Fort Bragg im US-Bundesstaat North Carolina.
Bass wies Trumps Anschuldigung in einem Interview des Fernsehsenders CNN als „vollkommen absurd“ zurück. Der kalifornische Gouverneur wandte sich in einer abendlichen Ansprache an die Bürger und nutzte die für einen Rundumschlag gegen Trumps Politik – auch jenseits der Auseinandersetzung um LA.
Bundesregierung: Derzeit keine Reisewarnung für USA
Das Auswärtige Amt sieht in den anhaltenden Protesten derzeit keinen Anlass für eine Reisewarnung für die USA oder einzelne Landesteile.
Die Reise- und Sicherheitshinweise für die USA wiesen grundsätzlich darauf hin, sich in lokalen Medien über die Situation vor Ort zu informieren und Menschenansammlungen, in deren Umfeld es möglicherweise zu Gewalt kommen könne, weiträumig zu meiden, hieß es ergänzend.
Die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts würden fortlaufend überprüft und wo erforderlich angepasst. Es werde empfohlen, vor jeder Reise die Reise- und Sicherheitshinweise für das Reiseland zu lesen und sich das Reiseland etwa in der App „Sicher Reisen“ des Auswärtigen Amts zu markieren.
In den Reise- und Sicherheitshinweisen gebe man unter anderem Verhaltenshinweise und nehme Entwicklungen auch im Bereich der Einreisevorschriften auf. Das AA empfahl zudem, sich vor einer Reise ins Ausland auf der Krisenvorsorgeliste ELEFAND zu registrieren.
Trump verteidigt sein Vorgehen: LA würde sonst niederbrennen
US-Präsident Donald Trump hat den Einsatz von Soldaten bei den Protesten verteidigt. „Wenn ich die Soldaten in den vergangenen drei Nächten nicht nach Los Angeles geschickt hätte, würde diese einst schöne und großartige Stadt jetzt bis auf den Grund niederbrennen“, schrieb er am Morgen (Ortszeit) auf der Online-Plattform Truth Social.
Er verglich dieses Szenario mit dem Abbrennen tausender Häuser durch die verheerenden Feuer im Großraum der US-Westküstenmetropole Los Angeles Anfang des Jahres. Trump gab Kaliforniens demokratischem Gouverneur Gavin Newsom und der Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, die Schuld daran und warf ihnen Unfähigkeit vor.
Die verheerenden „Eaton“- und „Palisades“-Feuer machten im Januar ganze Wohnviertel dem Erdboden gleich. Mehr als 16.000 Gebäude brannten dabei ab, 30 Menschen kamen ums Leben.
Und Vizepräsident JD Vance schrieb auf X: „Diese Regierung wird sich nicht durch Gesetzlosigkeit einschüchtern lassen.“ Sie werde „an der Seite der FBI-Agenten, der Gardisten, der örtlichen Polizei und der Marines stehen, die die Ordnung wiederherstellen, und an der Seite der ICE-Agenten, die unsere Einwanderungsgesetze durchsetzen.“
Gouverneur Newsom – künftiger US-Präsident?
Schon seit Jahren wird der Demokrat Gavin Newsom als künftiger US-Präsident gehandelt. Die Ausschreitungen in Los Angeles bescheren dem Gouverneur von Kalifornien landesweite Aufmerksamkeit. Der Machtkampf mit Donald Trump um die Entsendung der Nationalgarde bietet Newsom die Chance, sich als Hauptgegner zu profilieren.
Seit Beginn der Proteste in Los Angeles gegen die Festnahme von Migranten am Freitag attackierte der Gouverneur den Präsidenten scharf.
Der 57-Jährige gilt als einer der aussichtsreichsten Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten für die Wahl 2028. Seit sechs Jahren regiert Newsom den wirtschaftlich stärksten Bundesstaat der USA. Zuvor war er Bürgermeister von San Francisco.
Der Gouverneur scheint die öffentliche Auseinandersetzung mit Trump nicht zu scheuen, im Gegenteil. „Jede politische Krise ist eine politische Chance“, sagt Jeff Le, ein ehemaliger hochrangiger Politiker aus Kalifornien. Die aktuelle Lage in Los Angeles sei daher „ein potenzielles Geschenk für den Gouverneur, um die krassen Unterschiede“ zwischen ihm und Trump hervorzuheben.
Um ins Weiße Haus einziehen zu können, hat Newsom noch einen weiten Weg vor sich. Laut einer vergangene Woche veröffentlichten Umfrage von Economist/YouGov ist der Gouverneur weit weniger beliebt als Trump.
„Es ist klar, dass Gavin Newsom versucht, diesen Moment zu nutzen, um sich national zu profilieren, indem er sich als Gesicht des demokratischen Widerstands gegen Donald Trump inszeniert“, sagt der Strategieberater Charlie Kolean, der für republikanische Kandidaten arbeitete. Der Gouverneur könne seine Chancen auf die Präsidentschaft gefährden, wenn die Wähler ihn auf der Seite der Unruhestifter verordneten, warnt Kolean.
FBI identifiziert Maskierten, der Bundesbeamten angegriffen hat
Todd Lyons, amtierender Leiter der Einwanderungsbehörde (ICE), erklärte, dass gewalttätige Randalierer zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie Bundesbeamte verletzen. Seine Behörde werde weiterhin die Einwanderungsgesetze der Nation durchsetzen.
„Sanctuary-Politiker täten gut daran, sich daran zu erinnern, dass die Behinderung unserer Bemühungen nur ihre Gemeinden, Strafverfolgungsbeamte und die Gefangenen, die sie zu unterstützen vorgeben, gefährdet“, sagte er.
Demonstrationen dauern an
Die Beamten, die alle dem Los Angeles Police Department anzugehören schienen, setzten Blendgranaten ein und schossen Wurfgeschosse in die Menge, während sie die Demonstranten durch ein belebtes, beliebtes Geschäftsviertel drängten. Passanten und Restaurantangestellte versuchten, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Einige Demonstranten zündeten Feuerwerkskörper und warfen Wasserflaschen auf die Beamten, riefen „Schande!“ oder skandierten „ICE raus aus LA“.
Bürgermeisterin: „Wir sind eine Stadt der Einwanderer“
Die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, wirft der Regierung Trump vor, ihre Stadt als „Testfall“ zu missbrauchen. Washington wolle sehen, „was passiert, wenn die Bundesregierung eingreift und dem Bundesstaat oder der Stadt die Entscheidungsmacht wegnimmt“, sagte sie bei einer Pressekonferenz am 9. Juni.
Bass ergänzte: „Ich denke nicht, dass unsere Stadt als Experiment dienen sollte.“ Trump hatte gegen den Willen des Bundesstaates Nationalgardisten und Marines entsandt. Bass sieht darin eine „provokative Maßnahme“. Sie habe vorab versucht, dem Weißen Haus klarzumachen, die Mobilisierung der Nationalgarde wäre „ein absichtlicher Versuch, Unruhe und Chaos in unserer Stadt zu stiften“.
Los Angeles sei vor den Razzien der Einwanderungsbehörde ICE eine friedliche Stadt gewesen. „Natürlich hat es Gewalt gegeben, und die Gewalt ist inakzeptabel.“ Vorwürfe, Los Angeles werde von Migranten und Kriminellen besetzt, wies sie zurück. „Das ist eine verachtenswerte Darstellung unserer Stadt.“ Bass fügte hinzu: „Wir sind eine Stadt der Einwanderer und haben dies immer begrüßt.“
Bass forderte tags darauf auf der Plattform X ein Ende der harten Einwanderungspolitik mit Razzien der ICE-Einheiten. „Washington greift unsere Menschen an, unsere Nachbarschaften, unsere Wirtschaft“, schrieb Bass. „In Los Angeles herrscht im Moment eine echte Angst. Eltern, Arbeiter, Großeltern, junge Menschen haben Angst, ihren Alltag zu bewältigen.“
„Task Force 51“ gebildet
Das U.S. Northern Command des Verteidigungsministeriums teilte am 9. Juni mit, dass 1.700 Mitglieder der kalifornischen Nationalgarde bereits im Großraum Los Angeles im Einsatz waren, um Bundespersonal und -eigentum inmitten der Proteste zu schützen.
Es wurde eine „Task Force 51“ gebildet, die aus 2.100 Soldaten der Nationalgarde mit einem „Title 10 Status“ und 700 angeforderten Marines besteht. Diese seien „in Deeskalation, Kontrolle von Menschenmengen und den Regeln für den Einsatz von Gewalt geschult“.
Seit Beginn der öffentlichen Unruhen hat Präsident Donald Trump zwei Einheiten der kalifornischen Nationalgarde mit insgesamt 4.100 Soldaten angefordert, die zusätzlich zu den Marines bereitstehen, um die staatlichen Strafverfolgungsbehörden in Los Angeles zu unterstützen.
Trump stützt die Übernahme des Kommandos über die Nationalgarde in Kalifornien unter anderem auf eine Bestimmung des „Title 10“ des Kodex der Vereinigten Staaten. Dieser erlaubt dem Präsidenten im Falle einer „Rebellion oder der Gefahr einer Rebellion gegen die Autorität der Regierung der Vereinigten Staaten“, die Kontrolle über die Nationalgarde an sich zu ziehen. Er argumentiert, die Proteste gegen die Beamten der Einwanderungsbehörde seien eine Rebellion gegen die Bundesregierung.
Kalifornien verklagt Washington
Bundesgesetze ermöglichen es dem US-Präsidenten, die Nationalgarde, die normalerweise unter dem Kommando der Bundesstaaten stehen, auf Bundesebene einzusetzen – wenn „eine Rebellion oder die Gefahr einer Rebellion gegen die Autorität der Regierung der Vereinigten Staaten besteht“ oder wenn die Vereinigten Staaten „von einer fremden Nation überfallen werden oder die Gefahr einer Invasion besteht“.
Auf diesen Passus beruft sich Trump. Newsom forderte Verteidigungsminister Pete Hegseth auf, die Entsendung der Truppen rückgängig zu machen. Das ist bisher nicht geschehen.
Kaliforniens Generalstaatsanwalt Rob Bonta sagte in einer Erklärung: „Es gibt keine Invasion. Es gibt keine Rebellion. Der Präsident versucht, für seine eigenen politischen Ziele Chaos und eine Krise vor Ort zu erzeugen. Die Föderalisierung der kalifornischen Nationalgarde ist ein Missbrauch der gesetzlichen Befugnisse des Präsidenten, den wir nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir fordern ein Gericht auf, diese rechtswidrige, beispiellose Anordnung zu stoppen.“
Newsom fügte hinzu, es sei „ein unmissverständlicher Schritt in Richtung Autoritarismus“ und „wir werden das nicht hinnehmen“.
Das letzte Mal berief sich der damalige Präsident Richard Nixon im Jahr 1970 auf diesen Passus des Gesetzes und setzte die Nationalgarde während eines Poststreiks ein.
Australische Journalistin beschossen
Der australische Regierungschef Anthony Albanese hat den Beschuss der australischen Journalistin Lauren Tomasi mit einem Gummigeschoss bei den Protesten in Los Angeles verurteilt.
„Wir finden es inakzeptabel, dass das passiert ist und denken, dass die Rolle der Medien besonders wichtig ist“, sagte Albanese am 10. Juni nach einem Gespräch mit der Journalistin. „Die Aufnahmen waren schrecklich.“
Tomasi war am 9. Juni mit einem Gummigeschoss am Bein getroffen worden, während sie für den australischen Sender „9News“ über die Proteste in Los Angeles berichtete. Wie Aufnahmen des Vorfalls zeigten, war sie als Pressevertreterin zu erkennen. Sie habe davon ausgehen können, nicht angegriffen zu werden, erklärte Albanese. Seine Regierung legte bei der US-Regierung Beschwerde ein.
Trump schickt weitere 2.000 Nationalgardisten
Präsident Donald Trump schickte weitere 2.000 Mitglieder der Nationalgarde in die kalifornische Metropole.
„Auf Anweisung des Präsidenten mobilisiert das Verteidigungsministerium zusätzliche 2000 Mitglieder der kalifornischen Nationalgarde“, erklärte Pentagon-Sprecher Sean Parnell am Montag (Ortszeit) im Onlinedienst X. Sie würden einberufen, um die Einwanderungsbehörde „ICE zu unterstützen und es den Bundespolizisten zu ermöglichen, ihre Aufgaben sicher auszuführen“.

Eine Reihe von Waymo-Fahrzeugen brennt auf einer Straße in der Innenstadt von Los Angeles am 8. Juni 2025.
Foto: Benjamin Hanson/Middle East Images/AFP via Getty Images
Gouverneur Newsom sagte hingegen, die Maßnahme sei unnötig, da alle bis auf 300 der 2.000 bereits in der Stadt stationierten Gardisten „unbenutzt in Bundesgebäuden ohne Befehl sitzen“. Er fügte hinzu: „Das ist rücksichtslos. Sinnlos. Und respektlos gegenüber unseren Truppen“.
Die Gardisten kommen zu den rund 700 Marinesoldaten hinzu, die bereits in der Stadt sind. Da Trump sich nicht auf das Aufstandsgesetz berufen hat, können die Gardisten sowie die Marinesoldaten, die in die Stadt entsandt werden, nur Bundesgebäude und Personal verteidigen. Sie sind nicht befugt, Verhaftungen vorzunehmen oder das Gesetz durchzusetzen.
Trump will Menschen, die sich illegal im Land aufhalten, abschieben und die Grenze zwischen den USA und Mexiko abriegeln. Er hat der Einwanderungs- und Zollbehörde das Ziel gesetzt, täglich mindestens 3.000 illegale Migranten zu verhaften.
Tom Homan, Grenzschutzbeauftragter des Weißen Hauses, sagte, die Einwanderungsbehörde (ICE) sei in Los Angeles gegen Mitglieder von Drogenkartellen in Mexiko und Kolumbien vorgegangen.
Ermittler sehen Anzeichen für bezahlte Proteste
Heimatschutzministerin Kristi Noem sagte am Montagabend, Ermittler sähen Anzeichen dafür, dass die Proteste in Los Angeles finanziert und organisiert worden seien.
Auf die Frage von Fox-Moderator Sean Hannity, ob es Beweise dafür gebe, dass die Demonstranten bezahlt worden seien, sagte Noem angesichts von Berichten, wonach sie mit Ausrüstung wie Gesichtsschilden und Ziegelsteinen ausgestattet worden seien: „Auf jeden Fall“.
„Das sind organisierte Leute. Das sind Leute, die dafür bezahlt werden. Man kann verfolgen, wie sie sich verhalten; die Signale, die sie sich gegenseitig in diesen Menschenmengen und bei diesen Protesten geben, um zu Gewalt anzustiften“, sagte sie. „Dies ist eine Operation, und sie ist professionell durchgeführt. Sie haben es schon einmal getan, und wir werden es stoppen und sicherstellen, dass wir jeden einzelnen von ihnen strafrechtlich verfolgen.“
In einem Social-Media-Posting sagte Noem außerdem: „Eine Botschaft an die Krawallmacher von LA: Ihr werdet uns nicht aufhalten oder verlangsamen. @ICEgov wird weiterhin das Gesetz durchsetzen.“

Ein Graffiti in der Nähe von Mitgliedern der kalifornischen Nationalgarde. Sie stehen Wache in Los Angeles am 9. Juni 2025 vor dem Bundesgebäude.
Foto: Apu Gomes/AFP via Getty Images
Demokratischer Senator: „Das ist Anarchie und wahres Chaos“
Der demokratische Senator John Fetterman erklärt: „Ich stehe ohne Wenn und Aber für Meinungsfreiheit, friedliche Demonstrationen und Einwanderung – aber das ist es nicht.“
In einem Social-Media-Post am Montagabend schrieb er: „Das ist Anarchie und wahres Chaos. […] Meine Partei verliert die moralische Überlegenheit, wenn wir uns weigern, das Anzünden von Autos, die Zerstörung von Gebäuden und den Angriff auf die Strafverfolgungsbehörden zu verurteilen.“
Einige Demokraten, darunter Gavin Newsom und die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, haben die Gewalt verurteilt. Sie kritisierten Präsident Donald Trump für die Maßnahmen zur Durchsetzung der Einwanderungsgesetze und für die Einberufung der Nationalgarde zur Bekämpfung der Unruhen.

9. Juni 2025: Der Polizeichef von Los Angeles, Jim McDonnell (2.l), vor Journalisten. Neben ihm Bürgermeisterin Karen Bass (l).
Foto: Patrick T. Fallon/AFP via Getty Images
Newsom will 800 zusätzliche Polizeibeamte schicken
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom kündigte am Montagabend an, mehr als 800 zusätzliche Polizeibeamte nach Los Angeles zu schicken, da sich die Unruhen in der Stadt dem fünften Tag nähern.
>„Chaos ist genau das, was Trump wollte, und jetzt muss Kalifornien das Chaos aufräumen“, schrieb Newsom in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform X.
„Wir arbeiten mit lokalen Partnern zusammen, um mehr als 800 zusätzliche staatliche und lokale Strafverfolgungsbeamte aufzustellen, um die Sicherheit unserer Gemeinden in LA zu gewährleisten.“
Mehr als 640 davon sind bei der California Highway Patrol, die Newsom direkt unterstellt ist.
Mehr als 240 weitere kommen aus den Nachbarbezirken San Bernardino County, Orange County, Santa Barbara County und Ventura County sowie einige aus dem Los Angeles County.
Verhaftungen und verletzte Polizei-Pferde
Das Los Angeles Police Department (LAPD) veröffentlichte erste Informationen zu Festnahmen. Demnach wurden am 7. Juni 29 Personen verhaftet, am 8. Juni 21 Personen. Die Anklagen reichen von versuchtem Mord mit einem Molotow-Cocktail, Angriffe auf Polizeibeamten mit einer tödlichen Waffe bis hin zu Plünderung und Nichtauflösung einer Demonstration.
Auch das FBI und andere Bundesbehörden verhaftet einige Teilnehmer der Proteste, diese Zahlen liegen noch nicht der Öffentlichkeit vor.
Während der Demonstrationen errichteten die Demonstranten und Randalierer Barrikaden, so dass die LAPD Tränengas einsetzen musste, um die als „feindselig“ bezeichnete Menge zu vertreiben. Die LAPD-Beamten setzten auch 600 Schuss „weniger tödliche Munition“ ein, was sich auf Gummigeschosse beziehen könnte. Fünf LAPD-Beamte und fünf LAPD-Pferde geritten leichte Verletzungen.

Polizisten werden mit Feuerwerkskörpern beschossen: Während einer Demonstration gegen die Einwanderungspolitik der Bundesbehörden in der Innenstadt von Los Angeles am 9. Juni 2025.
Foto: Frederic J. Brown/AFP via Getty Images
SWAT-ähnliche Einheiten stehen bereit
Beamte der Border Patrol Tactical Unit (BORTAC) wurden nach Los Angeles entsandt. Weitere Beamte der Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) stehen in Bereitschaft, um bei Bedarf eingesetzt zu werden, sagte eine Quelle der CBP gegenüber der Epoch Times, die anonym bleiben wollte.
Die BORTAC ist der hochqualifizierte und SWAT-ähnliche Arm der Grenzpatrouille. Diese Beamten konzentrieren sich auf Terrorismusbekämpfung, die Vollstreckung von Haftbefehlen mit hohem Risiko, Antidrogenoperationen und ähnlich gefährliche oder komplexe Vollzugsaktivitäten.

Wo am 9. Juni 2025 in Los Angeles Proteste stattfanden. Karte: Epoch Times
Demokraten: Trump übertreibt
Der Vorsitzende der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, erklärte, er unterstütze das Recht der Amerikaner auf friedliche Proteste. Doch wenn jemand, der an den Demonstrationen in Los Angeles beteiligt sei, die Grenze überschreite, müsse er die Verantwortung tragen.
Jeffries bezeichnete die Maßnahmen der Trump-Regierung zur Durchsetzung der Einwanderungsgesetze als „ungeheuerliche Übertreibung“. Die Nationalgarde sei in dem Gebiet nicht erforderlich, da sich bereits Tausende Polizeibeamte in dem Bundesstaat befänden.
Jeffries zufolge sollte sich die Durchsetzung der Einwanderungsgesetze darauf konzentrieren, die Sicherheit der Gemeinden zu gewährleisten. Informationen des Heimatschutzministeriums über kriminelle Vorgeschichten der Inhaftierten seien genau zu prüfen.