Wer heute über den Silbermarkt spricht, redet zumeist über Silber, das zwar den Preis bestimmt, aber lediglich auf dem Papier existiert. Faktisch ist der Silbermarkt dadurch zweigeteilt. Zum einen gibt es die Silberproduzenten. Sie fördern in ihren Bergwerken das Silber, das von der Industrie, der Schmuckindustrie und den Anlegern nachgefragt wird.
Gehandelt wird dieses Silber aber zu einem Preis, der an den Terminbörsen gebildet wird. Hier werden Tag für Tag von den Händlern, zumeist große Banken, Kontrakte gehandelt, welche theoretisch die Auslieferung von Milliarden von Unzen Silber versprechen. Allerdings wird die Masse dieser Kontrakte niemals zur Lieferung angemeldet.
Deshalb fällt es nicht auf, dass beständig deutlich mehr Silber gehandelt wird als die Minen produzieren. Pro Jahr sind dies weniger als 900 Millionen Unzen. Ihnen steht aber ein Handelsvolumen an Papiersilber gegenüber, dass schon an normalen Tagen leicht die Milliardenschwelle übersteigen kann.
Die Banken haben fünf Jahre Weltproduktion auf Termin verkauft
Kritiker bemängeln schon seit Jahren, dass eine Handvoll Großbanken mit ihrem Papiersilber den Silbermarkt kontrolliert und den Preis drückt. US-Gerichte haben bereits hohe Strafen wegen dieser Marktmanipulationen verhängt. Doch das System der Täuschung und Manipulation gebrochen und beendet hat bislang noch niemand.
Das Entscheidende an diesem Manipulationsskandal ist nicht so sehr die Manipulation selbst, sondern das schiere Ausmaß der Short-Positionen, mit deren Hilfe der Silberpreis seit Jahrzehnten gedrückt wird. Will man diese Short-Positionen, die rechtlich Lieferversprechen sind, vollständig einlösen, sind fünf Jahresproduktionen nötig. Oder anders ausgedrückt: Hier wird mit Silber, das es physisch gar nicht gibt, massiv in die Preisfindung eingegriffen.
Bislang hat dieses System gut funktioniert, denn es gab noch genügend große Silberlager aus denen bei Bedarf Silber entnommen werden konnte. Doch diese Lager sind inzwischen weitgehend geleert. Der Bedarf der Industrie besteht aber weiterhin. Deckt sich diese nun mit Silberkontrakten auf den Futuremärkten ein und verlangt am Ende der Laufzeit die Auslieferung, droht der Schwindel der Banken schnell aufzufliegen und allgemein bekannt zu werden.
Das Spiel der Banker geht in die letzte Runde
Zweimal 1980 und 2011 stieg der Silberpreis kurzzeitig über 30 US-Dollar an, drang bis 50 US-Dollar je Unze vor und fiel dann ebenso schnell wieder zurück. Deshalb ist nicht das Allzeithoch bei 50 US-Dollar, sondern die langjährige Preisobergrenze von 30 bis 35 US-Dollar die entscheidende Marke.
Sie wurde mit dem jüngsten Anstieg auf über 36 US-Dollar klar überschritten. Gelingt es den Banken nicht, den Silberpreis schnell wieder einzufangen, könnte in diesen Tagen der Anfang vom Ende der jahrzehntelangen Silberpreismanipulation eingeläutet worden sein. Noch ist diese Schlacht nicht entschieden. Sie spitzt sich aber erneut zu und steht auf des Messers Schneide.