Ein Israel ohne jede palästinensische Präsenz: Vor zwanzig Jahren skizzierte Rabbi Yitzchak Ginsburgh seine Vision von der Errichtung einer jüdischen Vorherrschaft. Nach dem 7. Oktober droht seine Vision Wirklichkeit zu werden


Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser im besetzten Westjordanland nehmen deutlich zu

Foto: Jaafar Ashtiyeh/AFP/Getty Images


Die Idee, Palästinenser unter Zwang zu vertreiben, findet unter israelischen Juden zunehmende Akzeptanz – sowohl aus Gaza als auch innerhalb von Israels Grenzen. Das zeigte eine jüngst durchgeführte Umfrage. Sie ergab auch, dass eine bedeutende Gruppe, wenn auch eine Minderheit, die Massentötung von Zivilisten in feindlichen, von der israelischen Armee eroberten Städten unterstützt. Beunruhigende Trends, die die Radikalisierung des religiösen Zionismus seit Israels Rückzug aus dem Gazastreifen im Jahr 2005 widerspiegeln – aber auch das Versagen der säkularen israelischen Juden, eine Vision zu formulieren, die die jüdische Vorherrschaft in Frage stellt.

Die im März von der Pennsylvania State University in Auftrag gegebene Um

egebene Umfrage wurde von dem Historiker Tamir Sorek im Auftrag des israelischen Meinungsforschungsinstituts Geocartography Knowledge Group durchgeführt. Befragt wurde eine repräsentative Stichprobe von 1.005 jüdischen Israelis. Dabei wurden eine Reihe „unbequemer“ Fragen zum israelisch-palästinensischen Konflikt gestellt – Themen, die in der Regel in israelischen Meinungsumfragen vermieden werden.Laut Auswertung sprachen sich 82 Prozent der Befragten für die Vertreibung der Bewohner des Gazastreifens aus, während 56 Prozent die Ausweisung palästinensischer Bürger aus Israel befürworteten. Diese Zahlen markieren einen starken Anstieg gegenüber einer Umfrage aus dem Jahr 2003, in der die Unterstützung für solche Ausweisungen bei 45 Prozent beziehungsweise 31 Prozent lag. Wie kam es zu so einer starken Verbreitung dieser Ansichten?Jede palästinensische Präsenz im Land Israel eine Entweihung des Namens GottesReligiöse Auffassungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entstehung dieser Überzeugungen. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Antwortenden stimmten zu, dass „die israelische Armee IDF bei der Eroberung einer feindlichen Stadt wie die Israeliten unter Joshuas Kommando in Jericho handeln und alle Einwohner töten sollte“. 65 Prozent gaben demnach an, sie glaubten an die Existenz einer modernen Inkarnation von Amalek, dem biblischen Feind der Israeliten, den Gott im Bibelbuch Deuteronomium 25:19 zu vernichten befohlen hat. Von denen, die das glauben, gaben 93 Prozent an, dass das Gebot, die Erinnerung an Amalek auszulöschen, auch heute noch aktuell ist.Diese apokalyptische Rhetorik hat in religiösen zionistischen Kreisen fruchtbaren Boden gefunden, in denen die führenden Persönlichkeiten schon lange für eine solche extreme Politik eintreten.Placeholder image-1Eine der einflussreichsten Persönlichkeiten, die eine solche Politik fordern, ist Rabbi Yitzchak Ginsburgh, Leiter der Od Yosef Chai Yeshiva in der Siedlung Yitzhar im Westjordanland. Im Januar 2005, kurz vor der Auflösung der israelischen Siedlungen im Gazastreifen, hielt Ginsburgh eine Predigt in der Nähe des israelischen Parlaments (Knesset). Darin entwarf er eine Vision, die dem säkularen zionistischen Ideal eines „jüdischen und demokratischen Staates“ grundlegend widerspricht.Ginsburgh wurde berühmt-berüchtigt durch sein Pamphlet „Baruch Hagever“ („Baruch der Mann“), in dem er den Siedler Baruch Goldstein pries, der 1994 bei einem Massaker in Hebron in der Moschee im Grab der Patriarchen 29 muslimische Gläubige tötete. Nach der Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin 1995 wurde Ginsburgh in Administrativhaft genommen, also präventiven Gewahrsam. Später unterstützte er ein Buch, das die Tötung nichtjüdischer Frauen und Kinder billigte.Im Gegensatz zu den frühen Führern der Siedlerbewegung Gush Emunim ist für Ginsburgh jede palästinensische Präsenz im Land Israel eine Entweihung des Namens Gottes.Vorbereitung auf ethnische Säuberung in GazaSeine Rede von 2005, heute unter „Zeit, die Nuss zu knacken“ bekannt, war ein Aufruf, die jüdische Vorherrschaft in Israel anzuerkennen. Er bereitete damit seine Anhänger auf Massengewalt und „ethnische Säuberung“ vor – eine Politik, die sich zwei Jahrzehnte später in Gaza fortzusetzen scheint. Da Ginsburghs Vision scheinbar dabei ist, Wirklichkeit zu werden, lohnt es sich, noch einmal den von ihm entworfenen ideologischen Rahmen zu betrachten.Geboren 1944 in den USA begann Ginsburgh seine Rabbinerkarriere in der Chabad-Bewegung. Obwohl er immer noch in Kfar Chabad wohnt, ist sein größter Einfluss unter den nationalistischen Haredi-Juden innerhalb der religiösen zionistischen Bewegung. Seine Lehren verbinden chassidischen Mystizismus mit messianischem Nationalismus und sind von Rabbi Abraham Isaac Kook und der revisionistischen zionistischen Bewegung inspiriert. Mit seiner Anziehungskraft erreicht er sogar einige säkulare Israelis, die auf seine New-Age-Ideen und sein Konzept der „jüdischen Psychologie“ anspringen.Von der Hilltop Youth zu bewaffneten Siedlern in der WestbankDie radikalste Anhängerschaft von Ginsburghs Ideologie ist die sogenannte „Hilltop Youth“, „Hügeljugend“ – gewaltbereite, junge Siedler aus illegalen Siedlungen, die heute eine bewaffnete Miliz bilden, die für häufige Angriffe auf und gelegentliche Tötungen in Dörfern in der Westbank verantwortlich ist. Die frühen Anführer der Siedlerbewegung Gush Emunim akzeptierten zumindest nominell die Idee von Palästinensern, die als „Ger toshav“, also als Nicht-Juden im Land Israel leben.Ginsburgh dagegen betrachtet jegliche palästinensische Präsenz im Land Israel als eine Entehrung des Namen Gottes. In seinem „Nussknacker“-Sermon verglich Ginsburgh den Staat Israel mit einer Nuss mit vier Schalen, die die Frucht umschließen, die für das jüdische Volk steht. In Anlehnung an kabbalistische Konzepte beschrieb er diese Schalen (Kelipot) als spirituelle Unreinheiten, als Überbleibsel der Schöpfung, die zerbrochen werden müssen, um göttliche Funken freizusetzen. Während manche Schalen Spuren von Heiligkeit enthalten können, sind die meisten mit dem Bösen verbunden – der „sitra achra“, aramäisch für „andere Seite“.Um die Erlösung herbeizuführen, müssen die Schalen aufgebrochen werden. Die ersten drei – die Medien, die Judikative und die Regierungsinstitutionen – sind unheilbar unrein und müssen vernichtet werden.Anfangs waren die Hüllen laut Ginsburgh für die Entwicklung des jüdischen Volkes notwendig. Aber jetzt, behauptete er, seien sie zu Hürden geworden. Um die Erlösung herbeizuführen, müssten die Schalen aufgebrochen werden. Die ersten drei – die Medien, die Judikative und die Regierungsinstitutionen – sind in seinem Weltbild unheilbar unrein und müssen vernichtet werden. Die vierte, das Militär, könne gerettet werden, aber nur, wenn seine moralischen Fundamente gereinigt werden.Gegen die demokratischen Institutionen IsraelsDie säkularen Medien, behauptete Ginsburgh, „schaffen eine Atmosphäre, in der im Namen der Tora zu sprechen, als anachronistisch, primitiv und irrelevant für die grundlegenden Gespräche in unserem Leben betrachtet wird.“ Das Rechts- und Justizsystem ermutige „Assimilierung und Verwischung der Unterschiede zwischen Israel und anderen Nationen“. Es werde dabei häufig vom Bildungssystem unterstützt, „das auch danach strebt, … der Jugend diese fremden und verwirrenden Werte aufzuerlegen“. Unterdessen würden Knesset und Regierung Interessen vorantreiben, die dem jüdischen Volk fremd sind. Das Aufbrechen dieser drei Schalen steht kurz bevor, wobei das rasante Tempo des Regimewechsels auf die Justizreform des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, die Zerschlagung des Bildungssystems und die weitgehende Abkehr vom Berufsethos in den israelischen Medien zurückzuführen ist. Die israelische Armee IDF ist göttlichDie nationalistische ultraorthodoxe Haredi-Bewegung bietet Israelis einen religiösen Deckmantel für die Auslöschung palästinensischer Indigenität. Sie bietet eine Sprache und einen Handlungsplan sowohl für gläubige und säkulare israelische Juden.Die Armee hält Ginsburgh für die wichtigste und nützlichste dieser Schalen. Sie sei „weich und leicht zu verdauen“. Ihr Aufbrechen werde die ihr innewohnende göttliche Substanz in einem apokalyptischen Prozess freisetzen. Laut Ginsburgh wird ein einfacher Jude, der sich auf ein elementares Verlangen nach Rache verlässt und den er „den Nussknacker“ nennt, diesen Prozess anstoßen. Diese Person wäre in Ginsburghs Vorstellung nicht an die entmannenden Regeln des Militärs gebunden, an diese nichtjüdischen Werte, die mit der so genannten „Reinheit der Waffen“ verbunden seien und die Soldaten daran hinderten, das talmudische Gebot zu erfüllen: „Wenn jemand kommt, um dich zu töten, dann steh auf und töte ihn zuerst.“ Derselbe Nussknacker werde ohne moralische Beschränkungen Rache an den Arabern des Landes Israel nehmen. Er werde sich Baruch Goldstein zum Vorbild nehmen oder die biblischen Schimon und Levi, die nach der Vergewaltigung ihrer Schwester Dina alle Einwohner der Stadt Sichem töteten. Das, was Rabbi Ginsburgh den Preis für den „totalen Sieg“ über die Palästinenser nenntDabei handelte es sich nicht um eine Endzeitprophezeihung. Schon 2005 formulierte Ginsburgh eine klare Vision, nach der seine Anhänger handeln sollten. Aber der Plan erforderte ein Gelegenheitsfenster, um die Nuss aufzuknacken, eine Zeit, in der Rache spontan und organisch auf die Araber in Israel angewandt werden konnte, so dass die göttliche Substanz aus der Schale freigesetzt würde. An diesem Punkt würde dann nichts übrigbleiben als die Frucht, also das Volk Israel, bereit, die Stunde des Heils zu ergreifen. Im Augenblick der Rache, glaubt Ginsburghs, könnten sich die Rächer auch von den Fesseln der Halacha, des jüdischen Religionsgesetzes, befreien, das Blutvergießen einschränkt.Die Chance bot sich am 7. Oktober 2023 in Folge des Hamas-Massakers an Zivilisten in Israel. „Die bösartigen Taten der Menschen aus Gaza unterstreichen ihr Amalek-ähnlichen Eigenschaften“, schrieb er in seinem „Niflaot“-Pamphlet über eine wöchentliche ausgewählte Passage aus der Tora einige Wochen nach dem Massaker. Diese Eigenschaften, fügte er hinzu, „erfordern, dass wir das folgende Gebot einhalten: ‚Löscht das Gedenken an Amalek unter dem Himmel aus, ihr sollt es nicht vergessen‘ – totale Vernichtung, keine Sortierung“, was bedeutet, nicht zu prüfen, wer unschuldig und wer schuldig ist. Die Geiseln zu opfern, indem man jeden Deal ablehnt, der ihre Freilassung bringen könnte, ist aus seiner Sicht ein akzeptabler Preis für das, was der Rabbi wie Ministerpräsident Netanjahu „totalen Sieg“ nennt.Die breite Zustimmung in der säkularen Bevölkerung zu Positionen, die ethnische Säuberung und Völkermord zu unterstützen, ist ein weiterer Hinweis auf die Umsetzung von Ginsburghs Vision. Dieser Teil der Öffentlichkeit hat versagt, eine alternative Vision zum messianischen Zionismus zu artikulieren, die Menschrechte für alle fordert. So befürworteten 69 Prozent der säkularen Israelis in der Penn State-Umfrage die Vertreibung der Bewohner des Gazastreifens, während 31 Prozent von ihnen zustimmten, dass die IDF sich Joshuas Ausrottung der Bewohner Jerichos zum Vorbild nehmen sollte. Seit dem 7. Oktober: Wie Medien, Justiz und Bildung sich in Israel radikalisierenGinsburghs Erfolge sind tatsächlich ein Ergebnis des Aufbrechens der Schalen, selbst wenn die Umsetzung zum Großteil nicht durch seine eigentlichen Anhänger passiert. Die hebräischen Medien, die erste Schale, wurde schon immer zur Unterstützung des Staates herangezogen, aber sie hielten sorgfältig eine Aura des Professionalismus aufrecht. Seit dem 7. Oktober aber haben sie diese Haltung so gut wie aufgegeben. Viele Journalisten verzichten auf eine kritische Berichterstattung. Einige haben sich sogar den Rufen nach Rache, Vertreibung und Vernichtung angeschlossen. Was die Judikative betrifft, hat sie sich früher geweigert, eine jüdische Vorherrschaft im Land Israel und das Recht, die Feinde der Juden zu vertreiben, zu vernichten oder auszuhungern, offen zu postulieren, auch wenn sie die Besatzung unterstützte. Ginsburgh verglich das Justizwesen mit einer Stolperhürde, die „wir brechen müssen … mit Spott und ‚Missachtung des Gerichts‘“. Es scheint, als wenn die zweite Schale ebenfalls aufgesplittert ist, wenn nicht schon komplett entfernt.Die alternative Vision zu selbstmörderischem Messianismus ist eine echte, gleichberechtigte Partnerschaft zwischen dem Fluss und dem MeerVor zwei Monaten wies der Richter am Obersten Gericht David Mintz eine Petition der Menschenrechtsgruppe Gisha ab, Israel zu verpflichten, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu schicken. Mintz, der in der Siedlung Dolev im Westjordanland wohnt, erklärte, es handele sich um einen „Gebotskrieg“, wie er in der Tora steht. Er genehmigte faktisch die Verweigerung von Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten für zwei Millionen Gaza-Bewohner. Das Urteil, dem sich der Präsident des Obersten Gerichtes Isaac Amit und der in der Siedlung Alon Shvut lebende Richter Noam Sohlberg anschlossen, fordert bereits seinen Tribut.Das Bildungssystem, Teil der zweiten Schale, ist zu einem Arbeitsplatz geworden, an dem jüdischen Lehrkräften, die universelle Werte fördern, Entlassung droht (arabische Lehrer kennen diese Gefahr schon seit langem). Bildungsexperten weisen darauf hin, dass sich die Lehrpläne seit der zweiten Intifada stark in eine nationalistische, ethnozentrische Richtung entwickelt haben. Das hat zu wachsender Unterstützung für Vertreibung und Vernichtung beigetragen, insbesondere bei der Generation, die ihre Schulbildung in den vergangenen zwanzig Jahren abgeschlossen hat. Nur neun Prozent der Männer unter 40 lehnten Ideen der Vertreibung und Vernichtung von Palästinensern abGanze 66 Prozent der unter 40jährigen sind dafür, palästinensische Bürger Israels auszuweisen, und 58 Prozent wollen, dass die Armee dem Vorbild des biblischen Joshua in Jericho folgen. Ein Generationenunterschied bei politischen Positionen ist kein ungewöhnliches Phänomen, aber in Israel hat er sich seit 2000 stark vergrößert.Was in der Knesset und in der Regierung passiert, folgt ebenso genau der Prophezeiung des Rabbi. Ginsburgh forderte: „Wir müssen die Regierung ausradieren – links oder rechts – sie muss gestürzt werden. Und wenn eine neue gebildet wird, muss sie ebenfalls gestürzt werden, und so weiter, bis dieses Land eine auf die Tora gestützte Regierung hat.“ Nach fünf Wahlen in dreieinhalb Jahren konnte Ginsburgh sich auf eine gewisse göttliche Unterstützung berufen. Was die vierte Schale angeht, ist das Ziel praktisch auch erreicht. Nur schwer sind Soldaten zu finden, die sich illegalen Befehlen verweigern, wie hunderttausende Menschen dem Hunger auszusetzen, Todeszonen zu schaffen oder dicht besiedelte Wohnviertel zu bombardieren. Nur neun Prozent der Männer unter 40, die demografisch den Hauptteil der IDF-Soldaten in Gaza ausmachen, lehnten alle Ideen der Vertreibung und Vernichtung ab, die ihnen vorgelegt wurden.Die Kehrseite des Zionismus: Wunsch nach absoluter SicherheitGinsburgh hat den fundamentalen Politikwandel genau beobachtet, der im aktuellen Krieg stattfindet. Er war begeistert zu erfahren, dass die IDF die Anwesenheit von Zivilisten, die – in seinen Worten – „einen Schutz für Terroristen darstellen“, nicht mehr als Grund einstufen, nicht zu handeln. Im vergangenen September gratulierte er der Regierungsspitze „zum Wandel zum Besseren“ ihrer Position in dieser Sache. Manche halten den Schock und die Angst, die die israelische Öffentlichkeit in Folge des 7. Oktober ergriffen hat, für die einzige Erklärung für diese Radikalisierung. Aber es scheint, das Massaker hat nur die Dämonen freigesetzt, die seit Jahrzehnten in den Medien sowie im Rechts- und Bildungssystem genährt wurden. Zionismus ist nicht nur eine nationale Bewegung, sondern auch eine Bewegung von Immigranten-Siedlern, die versuchen, die lokale Bevölkerung zu vertreiben.Siedler-Immigranten-Gesellschaften stoßen immer auf unterschiedslos gewaltsamen Widerstand der einheimischen Gruppen. Der Wunsch nach absoluter und permanenter Sicherheit kann zu dem Bestreben führen, die Widerstand leistende Bevölkerung zu beseitigen. Daher birgt praktisch jedes Siedlungsprojekt das Potenzial für ethnische Säuberungen und Völkermord, wie in Nordamerika im 17. bis 19. Jahrhundert oder in Namibia zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschehen.Sicherlich ist Ginsburgh nicht die Ursache für Israels moralischen Zusammenbruch. Aber die nationalistische Haredi-Bewegung, mit Ginsburgh als einem ihrer prominentesten Führer, bietet den Israelis einen religiösen Deckmantel für die Auslöschung der palästinensischen Indigenität. Es bietet eine Sprache und einen Handlungsplan sowohl für gläubige als auch säkulare israelische Juden, die eine Lösung für den Konflikt suchen, der sie nicht zwingt, auf die Privilegien zu verzichten, die das Regime der jüdischen Vorherrschaft ihnen bringt.Und die Gegner des Messianismus? Kein Mut zur Abschaffung der jüdischen VorherrschaftDer Einsatz biblischer Sprache zur Rechtfertigung von Kriegsverbrechen ist auch keine Erfindung des Zionismus. Die puritanischen Siedler in Amerika, Irland und anderen Ländern griffen auf die Bibel zurück und verglichen die einheimische Bevölkerung, die sich ihnen widersetzte, mit Amalekitern und Kanaanitern. Auch sie verübten „ethnische Säuberungen“ und Völkermord an den Einheimischen. Man beachte, dass dieser Prozess nicht deterministisch ist. Der messianische Zionismus versucht zwar, die Entkolonialisierung in Israel und Palästina zu blockieren, aber er macht sie nicht unmöglich. Die Gegner des Messianismus hätten verschiedene Gelegenheiten gehabt, einen anderen Weg zu wählen. Aber der Preis wäre gewesen, dass sie sich als Israelis neu hätten erfinden und die jüdische Vorherrschaft hätten abschaffen müssen. Da die Bereitschaft zu diesen Veränderungen fehlt, bleibt die Tür offen für den unbändigen Geist von Ginsburgh und seinesgleichen.Wenn es überhaupt eine Chance gibt, den Weg zu einer spartanischen, ausgestoßenen Gesellschaft aufzuhalten, dann liegt sie in der Ablehnung der Idee der jüdischen Vorherrschaft und der Judaisierung, selbst in der Version, die derzeit vom säkularen Zionismus akzeptiert wird. Die alternative Vision zu einem selbstmörderischen Messianismus ist eine echte, gleichberechtigte Partnerschaft zwischen dem Fluss und dem Meer.



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Von Veritatis

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