In Frankreich wollen linke und grüne Abgeordnete die Berichterstattung über schwere Verbrechen von Migranten stärker regulieren. Rund 40 Parlamentarier reichten dazu am 25. Juni einen Änderungsantrag ein. Dieser sah vor, die Berichterstattung über Kriminalfälle („faits divers“) im öffentlich-rechtlichen Rundfunk einer verstärkten redaktionellen Kontrolle zu unterwerfen. Die Antragsteller forderten „redaktionelle Überlegungen zum Stellenwert von Einzelkriminalfällen in der Berichterstattung“ anzustellen.
Die Abgeordneten begründeten ihren Vorstoß mit der Sorge, Einzelverbrechen würden als Instrument der politischen Debatte missbraucht. Sie verwiesen dabei auf Begriffe wie „Francocide“, also ethnisch motivierte Morde an Franzosen, den der rechte Politiker Éric Zemmour geprägt hatte. Laut den Abgeordneten seien solche Begriffe politische Kampfmittel geworden, die die Gesellschaft spalteten.
Konkret verwiesen sie auf die Morde an der 12-jährigen Lola 2022 und an Thomas in Crépol 2023. Diese Fälle seien von rechten Medien genutzt worden, um eine „rassistische Rhetorik“ zu verbreiten und Migration pauschal zu problematisieren. Besonders kritisiert wurde in diesem Zusammenhang der private Nachrichtensender CNews. Die Antragsteller befürchten, dass ähnliche Narrative auch in die Berichterstattung der öffentlichen Medien Eingang finden könnten.
Auch Präsident Emmanuel Macron hatte am 10. Juni Medien vorgeworfen, einem „Suivisme de l’actualité“ (übersetzt etwa: unkritisches Folgen von Schlagzeilen) verfallen zu sein. Er sprach sinngemäß von einer Gehirnwäsche der Bevölkerung durch Medienberichte, die den Eindruck einer Invasion Frankreichs durch Migranten erwecken würden.
Die Reform des öffentlichen Rundfunks, in deren Rahmen der Änderungsantrag eingebracht worden war, wurde am 30. Juni von der Nationalversammlung insgesamt abgelehnt. Damit ist der Antrag zunächst hinfällig. Das Reformpaket liegt nun dem Senat vor, wo es in der Kommission bereits Zustimmung fand.
Geplant ist die Gründung einer Holding „France Médias“ ab dem 1. Januar 2026, unter deren Dach France Télévisions, Radio France und das Institut national de l’audiovisuel (INA) zusammengeführt werden sollen.