Die G7 schrumpfen zu G6 und können als solche nicht mehr viel Staat machen. Die führenden westlichen Industrieländer sind ohne die westliche Führungsmacht nicht einmal mehr die Hälfte wert. Höchste Zeit, daraus die Konsequenzen zu ziehen


Kurzer Besuch beim G7-Gipfel in Kanada: US-Präsident Donald Trump am Calgary International Airport (15.06.2025)

Foto: Brendan Smialowski/AFP/Getty Images


Es sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass Donald Trump das Weltgefüge, wie man es bisher gekannt hat, grundlegend verändert und sich darin nicht beirren lässt. Er hat dazu das Mandat von mehr als 77 Millionen Amerikanern. Wer sich sonst auf sein Bekenntnis zu demokratischer Staatskultur einiges zugute hält, sollte sich das gelegentlich in Erinnerung rufen.

Aufzuhalten sind die USA als imperiale Macht auf dem Pfad einer so eigenwilligen wie eigensüchtigen Selbstermächtigung bisher nicht. Es wird bis zur Selbstentsagung viel versucht, sich darauf einzustellen und damit umzugehen. G7-Gipfel-Gastgeber Kanada war um eine besonders andachtsvolle und servile Behandlung des US-Präsidenten bemüht und hat nicht viel erreicht, wie Donald Trump vorze

is zur Selbstentsagung viel versucht, sich darauf einzustellen und damit umzugehen. G7-Gipfel-Gastgeber Kanada war um eine besonders andachtsvolle und servile Behandlung des US-Präsidenten bemüht und hat nicht viel erreicht, wie Donald Trump vorzeitige wie demonstrative Abreise nahelegt. Eine leicht verschlissene, in die Jahre gekommene Instanz wie die G7 wird vorgeführt und muss es geschehen lassen. Aus den vermeintlich „großen Sieben“ werden die von Trump verschmähten „einsamen Sechs“. Dass der US-Präsident geht, kaum dass er kam, tut dem weltpolitischen Ranking dieses Ensembles von gestern nicht eben gut. Es wird dezimiert und in seinen Ansprüchen reduziert.Kehren die USA doch zu ihrer interventionistischen Politik im Nahen Osten zurück? Dabei hatte Israel drei Tage vor dem Gipfel in Kananaskis dafür gesorgt, dass die Agenda durch seinen Angriffskrieg gegen den Iran auf eine eher fragwürdige Weise gedehnt wurde. Über das Sterben in Gaza hätte man nicht reden müssen – dem Raketenkrieg zweier Regionalmächte ließ sich nicht entkommen. Es gibt inzwischen eine gemeinsame Erklärung, die sich jeder Kritik am Vorgehen Israels enthält und die aus diesem Grund wenig realistische Forderung erhebt, dass die Lösung der Iran-Krise zu einer umfassenderen Deeskalation der Feindseligkeiten im Nahen Osten führen solle – einschließlich einer Waffenruhe im Gazastreifen. Doch werden es die USA und nicht die G6 auf ihrem Rumpfgipfel sein, die auf den Schlagabtausch so Einfluss nehmen, dass er früher oder später eingedämmt wird. Unverkennbar steht die US-Regierung vor der Frage, ob sie an der Seite Benjamin Netanjahus zum jahrzehntelang gewohnten interventionistischen Modus ihrer Nahostpolitik zurückkehrt oder sich als paternalistischer Moderator an schwer konfliktgeladenen Verhältnissen versucht. Seit dem 13. Juni 2025, seit der ersten israelischen Angriffswelle gegen den Iran, haben sich die Aussichten auf diese Option allerdings eklatant verschlechtert.Wer glaubte, es hätte sich daher umso mehr angeboten, dies mit westlichen Verbündeten zu erörtern, wenn die sich doch gerade zu einem Gipfel treffen, hat sich getäuscht. Donald Trump kehrt nach Washington zurück, um seine Entscheidungen zu treffen, bei denen Sekundanten wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien oder Japan und Kanada nicht gefragt sind. Es war ein strategischer Fehler, sich Trump 2018 mit seiner Vertragskündigung nicht widersetzt zu habenFür die Europäer rächt sich einmal mehr, wie devot und defensiv sie sich nach dem Mai 2018 verhalten haben, als Trump während seiner ersten Präsidentschaft das Nuklearabkommen mit dem Iran kündigte. Zwar wurde in der Brüsseler EU-Zentrale, in Berlin und Paris danach viel darüber geredet, diese Übereinkunft retten zu wollen, zumal der Iran gegen keine Bestimmung des Vertrags von 2015 verstoßen hatte. Aber es fehlte an Mut, Selbstbestimmung und Einfallsreichtum, Teheran in der Sanktionsfrage entgegenzukommen – oder schlichtweg vertragskonform zu handeln. Wer sich nichts vormachen wollte, musste schon 2018 erkennen, zu welchem Affront die damalige US-Regierung gegenüber Staaten ausholte, die sich wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland darum bemüht hatten, dass der Nuklearvertrag mit Teheran 2015 zustande kam. Dass Donald Trump dies ungerührt und rigoros verwarf, war die schwerste Belastung für das transatlantische Verhältnis seit Gründung der NATO 1949 – vielleicht abgesehen von der Weigerung des „alten Europas“, an der Seite von George W. Bush 2003 in den Irak-Krieg zu ziehen. Sich Trump nicht durch eine eigenständige Iran-Politik widersetzt zu haben, war ein strategischer Fehler, der sich heute nicht mehr korrigieren lässt.



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Von Veritatis

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