Von Scott Greer
Mehrere republikanische Senatoren und konservative Experten in den USA fordern offen einen Regimewechsel im Iran. „Ein Regimewechsel liegt im besten Interesse Amerikas“, sagte Senator Ted Cruz auf Fox News. „Der Ayatollah ist nicht zu erlösen.“ Doch weil die amerikanische Öffentlichkeit jede Erinnerung an den Irakkrieg und das Nation-Building ablehnt, kleiden die Befürworter ihre Forderung in neue Worte: Regimewechsel ohne Wiederaufbau.
Das ist jedoch eine Illusion. Schon 2011 wurde diese Strategie in Libyen versucht – mit verheerenden Folgen. Statt Frieden entstand ein gescheiterter Staat am Mittelmeer, der Millionen von Afrikanern den Weg nach Europa ebnete. Das Libyen-Desaster zeigt: Ein Regimewechsel im Nahen Osten führt nicht zu Stabilität, sondern zu Migration.
Israel profitiert – Europa trägt die Last
Ein Sturz der Islamischen Republik würde Israels Feinde – Hamas, Hisbollah, Houthis – massiv schwächen. Für Israel wäre ein destabilisiertes, entvölkertes Iran ein strategischer Vorteil. Doch Europa müsste die Folgen tragen. Mehr Muslime im kampffähigen Alter, die fliehen, bedeuten für Europa: neue Migrantenströme. Schon der syrische Bürgerkrieg hatte diesen Effekt.
Auch der Iran ist kein ethnisch homogener Staat. Ein Machtvakuum könnte zu Sezessionsbewegungen bei Kurden und Aseris führen, zu innerstaatlichen Konflikten und letztlich zu einem Flächenbrand. Islamistische Gruppen würden nicht verschwinden, sondern neu aufblühen – wie ISIS nach dem Irakkrieg.
Kein Regimewechsel hat je Frieden gebracht
Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen – sie alle sind nach westlichem Eingreifen keine Demokratien, sondern fragile, teils zerstörte Staaten. Iran, mit über 85 Millionen Einwohnern, ist größer als alle diese Länder. Eine Eskalation dort hätte noch gravierendere Folgen.
Die Fluchtbewegungen aus Syrien (6 Millionen), dem Irak (über 2 Millionen) und Afghanistan belegen: Regimewechsel erzeugt Migration. Libyen wurde nach Gaddafis Sturz zum Haupttor Afrikas nach Europa. Im Jahr 2011 überquerten rund 28.000 Menschen das Mittelmeer – 2016 waren es über 163.000.
Die Syrien-Krise veränderte Europa. Angela Merkel nahm 2015 Hunderttausende auf, was politisch zu einem Wendepunkt wurde. Kriminalität, kulturelle Spannungen, politische Polarisierung – das war die Folge. Migration wurde zum Top-Thema in Europa, neue Parteien erstarkten, die EU drohte zu zerbrechen.
Europa am Limit – und ohne Kontrolle
Die europäischen Regierungen tun sich bereits schwer, ihre Grenzen zu sichern. Wer wie Italiens Innenminister Matteo Salvini Boote blockieren will, wird verklagt. Griechenland drohen Sanktionen, weil es Migranten abweist. Die EU-Gerichtsbarkeit untergräbt nationale Migrationspolitik. Sogar die Abschiebung von verurteilten Straftätern scheitert regelmäßig.
Ein weiterer Massenexodus aus dem Iran würde Europa endgültig überfordern.
Trumps Aufgabe: Frieden, nicht Chaos
Amerika ist zwar geographisch besser geschützt, doch auch die USA wären betroffen. Schon jetzt ist der Druck groß, sich an „Lösungen“ für Migrationskrisen zu beteiligen. Die USA finanzierten die Rebellion in Syrien – das Ergebnis: ISIS und Flüchtlingswellen.
Wer glaubt, man könne ein Land wie den Iran „einfach stürzen“ und es werde sich schon regeln, ist naiv oder ignorant. Es gibt keine realistische demokratische Alternative zu den Mullahs, die das Land zusammenhalten könnte. Der Preis eines chaotischen Zusammenbruchs wäre unkontrollierbare Migration und regionaler Flächenbrand.
Fazit
Wer Massenmigration verhindern will, sollte alles daran setzen, einen neuen failed state zu vermeiden. Ein Abkommen mit Teheran und diplomatische Stabilisierung sind klüger als ein zerstörerisches Abenteuer. Regimewechsel bedeutet nicht Demokratie – er bedeutet Flüchtlingslager.