Alle Jahre wieder. Kaum ist Sommer, schon liest man die ersten Schlagzeilen: „Tumult im Freibad“, „Rettungsschwimmer angegriffen“, „Mädchen belästigt“. Es ist wie eine widerliche Routine geworden – ein toxischer Cocktail aus Testosteron, Respektlosigkeit und Staatsversagen, der jedes Jahr aufs Neue hochkocht. Und doch hat es mich diesmal stärker getroffen. Weil ich gemerkt habe: Ich darf mich nicht daran gewöhnen.
Keine Gewalt in Hannovers Bädern 🛑 Am Wochenende kam es im Lister Bad zu einem gewaltsamen Vorfall. OB @BelitOnay & Sportdezernentin Susanne Blasberg-Bense besuchten heute das Freibad, um ihre Unterstützung zu zeigen. 👉 https://t.co/ik9VzDYKgY pic.twitter.com/6Zyj87Kllz
— Stadt Hannover (@hannover) June 26, 2025
Zuerst waren es die üblichen Meldungen: In Hannover müssen inzwischen sogar Sicherheitsdienste anrücken, weil der normale Badebetrieb nicht mehr gesichert ist. Weil Rettungsschwimmer – Menschen, die Leben retten – verprügelt werden. Von Jugendlichen, die nie gelernt haben, was Anstand ist – weil ihnen niemand Grenzen gesetzt hat. Nicht die Eltern, nicht die Lehrer, nicht der Staat. Für die Empathie ein Fremdwort ist und Gewalt ein legitimes Mittel. Die sich aufführen wie kleine Götter, weil sie wissen: Es passiert ihnen ohnehin nichts. In einem Klima, das Täter zu Opfern erklärt und Wegsehen zur Tugend verklärt.
Ich habe gezögert, darüber zu schreiben. Nicht, weil ich keine Meinung dazu habe – sondern weil ich es leid bin, in jedes Sommerloch dieselben Worte zu gießen.
Doch dann kam Gelnhausen.
„Neun Mädchen im Freibad missbraucht: Vier Männer festgenommen“, wird jetzt gemeldet. Die mutmaßlichen Täter: vier junge Männer zwischen 18 und 28 Jahren, syrischer Herkunft. Die Opfer; Mädchen zwischen elf und 17 Jahren. Die Täter sollen ihre Opfer am ganzen Körper angefasst haben. Angeblich wurden sie festgenommen. Ob sie zwischenzeitlich schon wieder auf freiem Fuß sind? Nichts genaues weiß man nicht. Wie so oft in diesem Land.
Als ich diese Nachricht aus der beschaulichen Kleinstadt in Hessen las, war für mich klar: Ich muss etwas sagen. Auch wenn es wehtut. Auch wenn ich Gefahr laufe, wieder in die falsche Ecke gestellt zu werden. Denn als Vater von zwei Töchtern kann ich dazu nicht schweigen. Will ich auch nicht.
Was ist los in diesem Land?
Wie kann es sein, dass unsere Freibäder zu rechtsfreien Räumen verkommen, in denen sich Mädchen nicht mehr sicher fühlen dürfen? Warum ist es so schwer, Probleme beim Namen zu nennen, ohne gleich unter Generalverdacht zu stehen? Warum schaffen wir es nicht, Zuwanderung und Integration ehrlich zu diskutieren – auch in ihren Schattenseiten?
Ich will keine pauschalen Urteile. Ich will keine hasserfüllten Kommentare. Aber ich will Klarheit. Und ich will Schutz – für unsere Kinder, unsere Frauen, für das Miteinander in diesem Land. Wer das nicht ernst nimmt, verspielt das Wichtigste, was eine offene Gesellschaft braucht: Vertrauen.
Es gibt längst Freibäder, in denen Mädchen nur noch in Gruppen gehen. Wo Eltern ihre Kinder nicht mehr unbeaufsichtigt lassen. Wo Rettungsschwimmer kündigen, weil sie Angst um ihre Gesundheit haben. Das ist kein Alarmismus. Das ist Realität. Und es wird schlimmer, wenn wir wegsehen.
Natürlich kann man nun fordern, mehr Polizei, mehr Kameras, mehr Abschiebungen. Vielleicht braucht es all das. Sehr wahrscheinlich sogar. Aber vor allem braucht es Ehrlichkeit. Und Konsequenz. Wer seine Schutzpflicht nicht erfüllt, macht sich mitschuldig. Und wer lieber über die „falsche Instrumentalisierung“ empört ist als über das, was in Gelnhausen und anderswo quer durch die Republik passiert und passiert ist, der hat den moralischen Kompass verloren.
Nein, ich will mich nicht daran gewöhnen. Ich will nicht abstumpfen. Ich will nicht jedes Jahr dieselben Text schreiben – mehrfach. Ich will einfach, dass meine Kinder sicher schwimmen gehen können.
Ist das zu viel verlangt?
Bin ich deswegen „Extremist“? Oder gar Nazi?
Oder einfach nur ein Vater, der sich weigert, den Verstand und das Herz an den Zeitgeist zu verlieren?
PS: Ich habe lange überlegt, ob ich in der Überschrift und in den sozialen Medien „sexuell belästigt“ oder „sexuell missbraucht“ schreiben soll. Die Polizei spricht offiziell von „Belästigung“, und die meisten Medien übernehmen das. Doch wenn vier erwachsene Männer minderjährige Mädchen im Freibad am ganzen Körper anfassen, dann ist das für mich mehr als nur Belästigung. Denn das klingt nach verbalen Übergriffen – nicht nach Betatschen, das gerade bei jungen Mädchen schwere psychische Folgen haben kann. Die „Bild“ spricht in ihrer Schlagzeile von „sexuellem Missbrauch“ – und ich habe mich bewusst daran orientiert. Weil ich glaube: Die verharmlosende Sprache vieler offizieller Stellen ist längst Teil des Problems.
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