Der Schwerpunkt des jüngsten NATO-Gipfels wurde von Ukraine auf steigende Rüstungsausgaben verschoben – offenbar, weil das US-Präsident Donald Trump besser passte. „Daddy“ Trump, den die Europäer sichtlich bei Laune halten wollten, zeigte sich zufrieden. Russland sollte als Bedrohung für Europa und damit als Begründung für steigende Ausgaben dienen. Dabei wurde – bis auf wenige kritische Stimmen – gerne ignoriert, dass die NATO-Ausgaben mittlerweile das Mehrfache vom Militäretat Moskaus betragen, während der Kreml angesichts der wachsenden Wirtschaftsprobleme eine baldige Kürzung der Militärausgaben in Aussicht stellt. Eine neue Ausgabe der O-Töne.
Eröffnung des NATO-Gipfels am 25. Juni 2025
Beim Posieren zum „Familienfoto“ des NATO-Gipfels in Den Haag war für US-Präsident Donald Trump der Platz vorne in der Mitte vorgesehen – wie es sich für den „Familienvater“ auch gehört. Spaniens Premier Pedro Sanchez, der sich immer noch weigert, die Verteidigungsausgaben auf die von „Daddy“ Trump geforderten fünf Prozent des Staatshaushalts anzuheben, bekam den Platz ganz am Rande rechts.
(Quelle: Defense Now, ab Minute 18:45)
Bundeskanzler Friedrich Merz am 25. Juni 2025
„Die Bedrohung heißt insbesondere Russland. Russland bedroht nicht nur die Ukraine, Russland bedroht den gesamten Frieden, die gesamte politische Ordnung unseres Kontinents. Und deswegen will ich herzlich Dank sagen, dass wir in dieser großen Solidarität in der NATO heute zusammenkommen, will ausdrücklich sagen: Die Entscheidungen, die wir treffen, treffen wir nicht, um irgendjemandem einen Gefallen zu tun, sondern wir treffen diese Entscheidungen aus eigener Erkenntnis, aus eigener Überzeugung, dass die NATO insgesamt – und dies betrifft vor allem den europäischen Teil der NATO – in den nächsten Jahren mehr tun muss, um die eigene Verteidigungsfähigkeit zu sichern.“
(Quelle: phoenix, ab Minute 0:40)
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán am 25. Juni 2025
„Ich glaube, Russland ist nicht stark genug, um eine echte Bedrohung für uns darzustellen. Wir sind viel stärker. (…) Die NATO hat in der Ukraine nichts zu suchen. Die Ukraine ist kein NATO-Mitglied. Russland auch nicht. Meine Aufgabe ist es, die Situation so zu erhalten, wie sie ist.“
(Quelle: APT, ab Minute 2:14 und ab Minute 2:39)
US-Präsident Donald Trump am 25. Juni 2025
„Frage: NATO-Chef Mark Rutte, Ihr Freund, hat Sie vorhin ‚Daddy‘ genannt. Betrachten Sie Ihre NATO-Verbündeten als Ihre Kinder?
Trump: Ich glaube, er mag mich. Wenn nicht, werde ich es Ihnen sagen. Ich komme zurück und werde ihn verhauen.
(…)
Frage: Betrachten Sie Ihre NATO-Verbündeten als Ihre Kinder? Alle Verbündeten sind zwar wie Kinder, sie hören Ihnen offensichtlich zu und geben mehr Geld aus, und Sie wissen das offensichtlich zu schätzen. Aber hoffen Sie, dass sie tatsächlich in der Lage sind, sich selbst zu verteidigen, Europa aus eigener Kraft zu verteidigen?
Trump: Ich denke, sie brauchten am Anfang ein wenig Hilfe. Ich denke, sie werden dazu in der Lage sein.“
(Quelle: New York Post, ab Minute 0:12)
Kaja Kallas, Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, am 25.06.2025
„Frage: Es scheint, als ginge es nur darum, Donald Trump zufriedenzustellen. Stimmt das?
Kallas: Nun, wir wollen wirklich in die Verteidigung investieren. Das Ziel ist sehr ehrgeizig, und Präsident Trump spricht tatsächlich schon seit einiger Zeit darüber. Viele haben einfach nicht zugehört, aber jetzt befinden wir uns in einer Sicherheitslage, in der die meisten europäischen Länder erkannt haben, dass wir das tatsächlich tun müssen. Ja, wir haben Friedenszeiten, aber das Problem mit den Verteidigungsausgaben ist, dass man sie in Friedenszeiten ausgibt, um etwaige Aggressoren weltweit davon abzuhalten, uns anzugreifen.“
(Quelle: dw, ab Minute 0:15)
CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen am 25. Juni 2025
„Es ist keiner mehr da außer uns Europäern, der dieses Europa schützt. Das ist die neue Realität, in der dieser Gipfel ankommt. [Applaus] Die NATO bleibt also, weil sie europäischer wird. Und darin liegt das Historische, was ich unterstreichen möchte. Es ist ein neuer europäischer Wille da, es gibt eine neue europäische Identität, eine neue europäische Solidarität. Es geht nicht um fünf Prozent, um 3,5 Prozent, es geht nicht um Lastenteilung, sondern es geht um die Entstehung Europas in dem Willen, in der Fähigkeit, unser eigenes Haus, unser Europa auch militärisch zu verteidigen. Das ist das Neue und das ist das Positive.“
(Quelle: @N_Röttgen, ab Minute 0:09)
Russlands Präsident Wladimir Putin am 27. Juni 2025
„Wir haben vor, die Verteidigungsausgaben zu senken, und zwar sowohl im nächsten Jahr als auch im übernächsten und in den nächsten drei Jahren. Es gibt zwar noch keine endgültigen Vereinbarungen zwischen dem Verteidigungsministerium, dem Finanzministerium und dem Wirtschaftsministerium, aber grundsätzlich denken alle in diese Richtung. Und Europa denkt darüber nach, seine Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Wer bereitet sich also auf aggressive Aktionen vor, wir oder sie?
Ja, wir wollen die spezielle Militäroperation mit dem gewünschten Ergebnis abschließen. Natürlich. Genau darauf setzen wir, und nicht auf aggressive Pläne gegenüber Europa und den NATO-Staaten. Und wir planen, die Ausgaben zu senken, und sie planen, sie zu erhöhen. Wer verhält sich also aggressiv?“
(Quelle: kremlin.ru, ab Minute 19:37)
Titelbild: Screenshots phoenix, New York Post, APT, kremlin.ru