Der 14. Dalai Lama feiert am Sonntag seinen 90. Geburtstag. Gleichzeitig ist eine Debatte um seine Nachfolge entbrannt – zwischen China und dem Büro des geistlichen Führers der tibetischen Buddhisten.

Gläubige suchen Reinkarnation in einem kleinen Kind

Während in der katholischen Kirche der Nachfolger des Papstes durch ein Kardinalskonklave gewählt wird, ist das Reinkarnations-System des tibetischen Buddhismus ganz anders und einzigartig: Nach dem Tod eines hohen Lamas suchen Gläubige seine Reinkarnation in einem kleinen Kind, das durch spirituelle Zeichen, Prüfungen und rituelle Anerkennung identifiziert wird. Dieser Prozess prägt die religiöse und politische Landschaft Tibets seit Jahrhunderten.

Nicht nur eine religiöse Frage

Aber wer entscheidet über die Reinkarnation? Peking vertritt die Ansicht, die Wiedereinsetzung des Dalai Lama müsse nach chinesischem Recht und chinesischen Vorschriften erfolgen. Da der derzeitige (14.) Dalai Lama in den 1940er Jahren mit Zustimmung der Zentralregierung anerkannt wurde, müsse auch sein Nachfolger vom Staat anerkannt werden. Die chinesische Regierung betont, dass es sich nicht nur um eine religiöse Frage handele, sondern auch um nationale Souveränität und soziale Stabilität.

Staatliche Genehmigung erforderlich

Zu diesem Zweck erließ China 2007 die „Maßnahmen zur Verwaltung der Reinkarnation lebender Buddhas im tibetischen Buddhismus“. Diese schreiben vor, dass alle Reinkarnationen, insbesondere bei einflussreichen religiösen Persönlichkeiten, durch ein staatlich kontrolliertes Verwaltungsverfahren genehmigt werden müssen. Diese Maßnahme verbietet die unbefugte Identifizierung wiedergeborener Lamas, einschließlich aller Versuche exilierter tibetischer Führer, unabhängig einen Nachfolger zu bestimmen.

Dalai Lama: Rein spirituelle Angelegenheit

Im Gegensatz dazu argumentieren der 14. Dalai Lama und die Zentrale Tibetische Verwaltung (CTA) mit Sitz in Dharamsala, Indien, dass die Reinkarnation des Dalai Lama eine rein spirituelle Angelegenheit sei, die innerhalb der tibetisch-buddhistischen Tradition verbleiben sollte. Der Dalai Lama hat wiederholt erklärt, dass nur er und die tibetische Religionsgemeinschaft die Autorität haben, zu entscheiden, ob und wie er wieder geboren wird. Er hat sogar die Möglichkeit vorgeschlagen, die Linie des Dalai Lama zu beenden oder außerhalb Chinas wieder geboren zu werden, was Peking vehement ablehnt. Tibetische Exilanten warnen, dass jedem vom chinesischen Staat ernannten Dalai Lama die religiöse Legitimität und Akzeptanz unter den tibetischen Buddhisten fehlen werde.

In Zukunft zwei Dalai Lama?

Wird es in Zukunft also zwei Dalai Lamas geben? Mit dem Alter des 14. Dalai Lama wächst das Risiko einer zukünftigen Nachfolgekrise. Eine viel diskutierte Möglichkeit ist die Entstehung zweier rivalisierender Dalai Lamas: einer, der von China anerkannt und in Tibet inthronisiert wird, und ein anderer, der von der tibetischen Exilgemeinschaft im Ausland gewählt wird.



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Von Veritatis

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