Offiziell sind Dieselimporte aus Russland in die Europäische Union verboten. Doch Not macht erfinderisch, und angesichts der hohen Dieselpreise in Europa suchen manche Unternehmen nach einer Umgehung der Sanktionen – und erhalten Hilfe über Drittstaaten. Zum Beispiel durch Marokko.
Schon früher wurde bekannt, dass beispielsweise indische Raffinerien neben den Ölimporten aus dem Nahen Osten auch russisches Erdöl verarbeiten und den Treibstoff dann ebenso nach Europa verkaufen. Mit Gewinn, natürlich. Ein Geschäft, das sich wohl auch andere Länder nicht entgehen lassen. Darunter offensichtlich ebenso Marokko. Ein Land, das bislang nicht als Dieselexporteur nach Spanien bekannt war.
Wie die spanische Zeitung “El Pais” berichtet, importierte Spanien alleine in den Monaten März und April aus dem südlichen Nachbarland ganze 123.000 Tonnen an Diesel. So viel dieses Kraftstoffes, wie in den ganzen vier Jahren zusammen nicht. Gleichzeitig hat das nordafrikanische Land in diesem Jahr bereits mehr als eine Million Tonnen Diesel aus Russland importiert. Man geht nun davon aus, dass die Marokkaner einfach den billigeren russischen Diesel quasi umetikettiert haben, um so zusätzliche Profite einzufahren.
Die spanischen Behörden ermitteln nun gegen die sogenannte Diesel-Mafia, die den (billigeren) Treibstoff aus sanktionierten Ländern wie Russland oder dem Iran über Drittstaaten wie Indien, die Türkei und Marokko in die Europäische Union einschleust. Ein profitables Geschäft, zumal gerade dieser Treibstoff wegen der Russland-Sanktionen und der Nahostkrise in Europa mit höheren Aufschlägen verkauft wird.
Jede Krise hat ihre Gewinner. Doch was die aktuellen Krisen in Sachen Ukraine und Naher Osten betrifft, scheinen diese nicht in der Europäischen Union anzutreffen zu sein. Denn die Unternehmen und die Bürger bezahlen für die energiepolitischen Eskapaden der Politik den Preis, während sich die Zwischenhändler (legal und illegal) die Taschen füllen. So wie wahrscheinlich auch jene in Marokko.