Am 22. September vergangenen Jahres gelang Dietmar Woidke und seiner Brandenburger SPD in Brandenburg ein Achtungserfolg. 30,9 Prozent für Woidkes SPD, die damit die AfD, die auf 29,1 Prozent kam, auf den zweiten Platz verwies. Im Wahlkampf setzte Woidke alles auf eine Karte. Wenn die SPD nicht stärkste Kraft wird, würde er nicht weitermachen, so seine Parole, die Erfolg hatte.
Doch Woidke wird nicht jünger – im Oktober wird er 64 Jahre alt. Bei der nächsten Landtagswahl, die planmäßig im Herbst 2029 stattfinden wird, wird der Landesvater, je nach Wahltermin, entweder 67 oder 68 Jahre alt sein. Es wird für die märkische SPD also Zeit, einen Nachfolger aufzubauen, um das Bundesland, das seit der Wiedervereinigung von der SPD regiert wird, auch weiterhin regieren zu können.
Im politischen Berlin wird darüber spekuliert, dass die ehemalige Regierende Bürgermeisteri eine mögliche Nachfolgerin von Woidke wäre. Giffey wurde im brandenburgischen Frankfurt (Oder) geboren und wuchs im nahegelegenen Briesen auf. Sie dementierte das Gerücht gegenüber der Berliner Zeitung. Auslöser des Gerüchts könnte sein, dass Giffey parteiintern als Kandidatin für die Spitzenkandidatur zur Abgeordnetenhauswahl 2026 gehandelt wird, was nicht allen in der Partei gefällt. Ein Wechsel der Politikerin nach Brandenburg erscheint als eine Lösung des Problems.
Auf Giffey angesprochen, wiegelte Woidke in einem Interview mit der MOZ ab und verwies darauf, dass die Brandenburger SPD „beim Nachwuchs, gerade für Führungspositionen, sehr gut“ dastehe. Doch dies kann angezweifelt werden. Nachdem Innenministerin Lange aufgrund der Entlassung des Verfassungsschutzchefs zurückgetreten war, setzte Woidke auf den parteilosen Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), René Wilke, als ihren Nachfolger. Wilke trat mit 16 Jahren der PDS bei und verließ im Juni 2024 die Linke. Parteilos möchte Wilke erst einmal bleiben, wie er der B.Z. sagte.
Die märkische SPD, die bisher mit Linken, CDU, BSW und einmal mit CDU und Grünen koalierte, muss beim Woidke-Nachfolger, wenn sie weiterhin Erfolg haben will, darauf achten, dass es wieder ein Kandidat wird, der mit seiner Persönlichkeit von sich aus die Wähler anzieht. Denn die letzte Bundestagswahl, bei der die SPD in Brandenburg gerade einmal 14,8 Prozent holte, zeigt, wohin die Partei fallen kann, wenn der Kandidat, in dem Fall der in Potsdam wohnhafte Olaf Scholz, nicht zieht.
Und ob Giffey als Ministerpräsidentschaftskandidatin in Brandenburg zieht, ist fraglich. Schließlich ist sie, obwohl sie aus Brandenburg kommt, als Berliner Politikerin bekannt geworden. Viele Brandenburger würden eine in Berlin abgewählte Ex-regierende Bürgermeisterin ablehnen und damit die SPD ablehnen. Zu den größten Trümpfen im Personaltableau der märkischen SPD gehört derweil, dass die CDU ebenfalls keinen beliebten Kandidaten aufzuweisen hat. Ihr letzter Spitzenkandidat Jan Redmann machte im Wahlkampf vor allem damit auf sich aufmerksam, dass er alkoholisiert E-Scooter fuhr und deswegen seinen Führerschein abgeben musste.
Sollte Woidke sich also dazu durchringen, bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr zu kandidieren, wäre es durchaus möglich, dass er vorher abtritt, um seinem Nachfolger den Weg zu bereiten. Im August 2013 trat der damalige Ministerpräsident Platzeck aus gesundheitlichen Gründen zurück und gab dem damaligen Landesinnenminister Woidke die Möglichkeit, sich als Landesvater zu präsentieren. Mit Erfolg.