Der Österreichische Rundfunk (ORF) hat im März 2025 seinen Transparenzbericht für das Jahr 2024 vorgelegt. Damit erfüllt er die gesetzliche Verpflichtung zur Offenlegung sämtlicher Gehälter über 170.000 Euro, der Gehaltsschema, Zulagen sowie Angaben zu Nebenbeschäftigungen enthält.
Sagenhafte Gehälter
Da geht es um Beträge, von denen die anderen Österreicher nur träumen können. Moderator Robert Kratky geht mit einem Jahresbruttogehalt von 472.701,82 Euro nach Hause. Aber das ist ihm nicht genug. Pro Monat streift er noch durchschnittlich 1.750 Euro zusätzlich aus Nebenbeschäftigungen ein.
Zum Vergleich: Das Bruttojahreseinkommen (Median) der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten in Österreich betrug (2023) 51.500 Euro. Kratky verdient allein beim ORF neunmal so viel wie der durchschnittliche Arbeitnehmer.
Üppige Nebenverdienste
Auch sein Chef, Generaldirektor Roland Weißmann, gönnt sich ein üppiges Salär, nämlich 427.500,04 Euro pro Jahr. Er ist auf Platz 3, denn zwischen Kratky und Weißmann nimmt noch Pius Strobl (früher bei den Grünen) mit rund 451.700 Euro Platz.
Dagegen wirkt ZIB-Moderator und stellvertretender Chefredakteur Armin Wolf geradezu ärmlich. Er verdient „nur“ 266.855,26 Euro brutto im Jahr – das ist fünfmal so viel wie der gemeine Österreicher. Aber seine Nebenbeschäftigungen fetten das Gehalt ordentlich auf: Durchschnittlich 7.463,18 Euro pro Monat streift er noch ein. Damit verdient er schließlich siebenmal so viel wie die Österreicher.
Überdurchschnittliche Gehälter auf allen Ebenen
Insgesamt liegt der überwiegende Teil der Gehälter im Bereich unter 150.000 Euro jährlich. Von den 4.431 Beschäftigten des ORF waren aber nur 614 in der untersten Kategorie mit bis zu 50.000 Euro Jahresbrutto eingestuft, also annähernd am österreichischen Median.
Alle anderen verdienen deutlich mehr als gewöhnliche Arbeitnehmer. 1.064 zwischen 75.000 und 100.000 Euro und 700 Beschäftigte zwischen 100.000 und 150.000 Euro. 37 Personen verdienten mehr als 200.000 Euro brutto im Jahr.
Nebeneinkünfte dreimal höher als Medianeinkommen
Zusätzlich zum Grundgehalt wurden die durchschnittlichen monatlichen Bruttobezüge aus Nebenbeschäftigungen ausgewiesen. Diese lagen in den meisten Fällen unter 1.150 Euro monatlich. Eine Ausnahme bildete der Moderator Andreas Knoll, der fast 9.800 Euro monatlich aus Nebentätigkeiten erzielte. Das ist das Dreifache dessen, womit der normale Österreicher nach 38,5 Stunden Arbeit regulär nach Haus geht. Der normale Arbeitnehmer fragt sich, wann die Herrschaften vom ORF solche gigantisch bezahlten Nebentätigkeiten zusätzlich zu ihrer Hauptbeschäftigung ausführen können.
Zementierte Strukturen
Die Gehaltsstruktur des ORF ist das Ergebnis jahrzehntelanger Anfütterung der Journalisten durch die Regierungen, allen voran von ÖVP und SPÖ. Ältere Vertragsmodelle aus den 1960er Jahren sehen zum Teil progressive Gehaltsanstiege vor. Rund 60 Prozent der Belegschaft sind noch älteren Vertragswerken unterstellt. Neueintritte erfolgen seit 2015 nur mehr im Rahmen des KV 2014, der laut ORF rund 30 Prozent geringere Durchschnittsgehälter vorsieht.
ORF-Begründung: Verantwortung und Qualifikation
Der ORF betont, dass Spitzengehälter vor allem mit leitenden Funktionen verbunden seien. Viele Führungskräfte trügen die Verantwortung für große Redaktionen oder Hauptabteilungen mit bis zu dreistelligen Millionenbudgets und hafteten dafür persönlich. Zudem beschäftige der ORF einen hohen Anteil an Akademikern und spezialisierten Fachkräften, deren Qualifikation und Marktwert über dem Durchschnitt lägen.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt…
Neben der Gehaltsdarstellung wird im Transparenzbericht auch auf strenge Regeln zu Nebenbeschäftigungen verwiesen. 2024 wurde ein Ethikkodex beschlossen, der Interessenkonflikte verhindern und die journalistische Unabhängigkeit sicherstellen soll. Offenbar ein Eingeständnis.