Sie steht da wie eine Anklägerin. Wie eine Prophetin. Wie eine, die die Welt untergehen sieht – und alle anderen daran schuld. Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende der Grünen, redet in der Generaldebatte des Bundestags. Aber was da aus ihr herausbricht, ist weniger eine Rede als ein Aufschrei. Laut, schrill, fahrig, stellenweise so emotional aufgeladen, dass die Stimme zu kippen droht. Es ist ein öffentliches Gefühlserlebnis – mit dem Etikett „Politik“ versehen.

Hört man genauer hin, treten auffällige emotionale Ausschläge zutage – besonders zwischen Minute drei und fünf sowie gegen Ende der Rede. In diesen Phasen spricht Katharina Dröge deutlich lauter, mit spürbarer stimmlicher Anspannung. Diese Peaks decken sich mit inhaltlich aufgeladenen Passagen über Spahn, Merz, Klimakrise und die Rechte von „Queeren“.

Was dabei aus den Lautsprechern dringt, klingt stellenweise wie ein sirenenhaftes Anklagen – laut, ungebremst, geradezu flehend. Die Stimme überschlägt sich nicht völlig, aber man hört: Die Rednerin steht unter hohem emotionalem Druck. Ein Muster, das man zuletzt auch bei Klima-Aktivistin Anja Windl beobachten konnte – als sie im Furor eine ServusTV-Debatte verließ, weil Widerspruch nicht ins Weltbild passte (siehe hierzu meinen Text „Wenn Hysterie Politik ersetzt„).

Und genau diese Hysterie macht diese Rede so bezeichnend. Denn sie zeigt im Brennglas, was die Grünen längst geworden sind: eine Partei der moralischen Eskalation. Eine Partei, die ihre Legitimation nicht mehr aus Argumenten zieht, sondern aus Alarm. Je lauter der Weltuntergang, desto größer die eigene Bedeutung. Je stärker das Entsetzen, desto klarer das Selbstbild: Wir sind die Guten. Wir sind die Letzten, die noch kämpfen.

Und genau das macht diese Rede so bezeichnend. Denn sie zeigt im Brennglas, was die Grünen längst geworden sind: eine Partei der moralischen Eskalation. Eine Partei, die ihre Legitimation nicht mehr aus Argumenten zieht, sondern aus Alarm. Je lauter der Weltuntergang, desto größer die eigene Bedeutung. Je stärker das Entsetzen, desto klarer das Selbstbild: Wir sind die Guten. Wir sind die Letzten, die noch kämpfen.

Aber was, wenn der Kampf längst ins Leere geht?

Dröge klagt über Ungleichheit, über zu wenig Klimaschutz, über zu viel fossile Energie, über Kinder, die unter brennender Sonne lernen müssen. Sie wirft Merz vor, nichts zu investieren, sich nicht zu kümmern, alles nur für Reiche zu tun. Und sie kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, vom Heizungsgesetz zur Ukraine, von der Schuldenbremse zur Regenbogenflagge. Irgendwann wirkt es nicht mehr wie eine Analyse, sondern wie eine Überforderung.

Wer die Rede hört – und nicht nur liest – merkt, wie der Druck steigt. Die Stimme hebt sich, vibriert, drängt. In den entscheidenden Momenten kippt sie fast: Als sie über Spahns Maskendeals spricht. Als sie Merz unterstellt, den Planeten brennen sehen zu wollen. Als sie sagt, es interessiere ihn „einen Dreck“, ob junge Menschen noch eine lebenswerte Welt haben.

Das ist nicht mehr Rhetorik, das ist Projektion. Und es ist gefährlich.

Denn wenn Politik zur Gefühlsregulation wird, verliert sie den Bezug zur Wirklichkeit. Wenn man den Eindruck bekommt, die Rednerin habe mehr Existenzangst als Argumente, dann geht es nicht mehr um Fakten. Dann wird das Parlament zur Bühne für ein Drama, das nicht mehr unterscheidet zwischen persönlichem Furor und öffentlicher Verantwortung. Dann ersetzen Schuldzuweisungen die Lösung – und Moral das Denken.

Natürlich darf eine Politikerin emotional sein. Natürlich darf man Leidenschaft zeigen. Aber wenn diese Leidenschaft in apokalyptische Bilder kippt – „den Planeten brennen sehen“ – dann hat man jede Maßhaltung verloren. Dann geht es nicht mehr um Diskurs, sondern um moralische Erpressung: Wer widerspricht, will angeblich das Schlimmste.

Und wer sich dem verweigert, wird zur Zielscheibe.

Merz wird in dieser Rede nicht nur kritisiert – er wird entmenschlicht. Ihm wird Gleichgültigkeit unterstellt, Zynismus, Gefühlskälte. Und am Ende sogar eine gewisse Boshaftigkeit: Dröge spielt auf eine Formulierung an, mit der Merz wenige Tage zuvor in der Talkshow die Debattenkultur kritisiert hatte – er sagte zum Thema „Regenbogenfahne auf dem Reichstag“, das Parlament dürfe kein „Zirkuszelt“ sein. SPD und Medien unterstellten ihm daraufhin, er habe queere Menschen beleidigen wollen. Dröge suggeriert nun, ein solcher Satz – den sie natürlich für ganz, ganz schlimm und diskriminierend hält, könne Merz „nicht einfach so eingefallen“ sein. Er müsse „in seinem Kopf“ entstanden sein – also aus einem dunklen Inneren, das sie offenbar zu kennen glaubt. Als ob der politische Gegner nicht mehr irren kann, sondern nur noch böse ist.

Genau hier wird es unheimlich. Und es wird gefährlich.

Denn während Dröge sich in eine emotionale Anklage hineinsteigert, zieht SPD-Fraktionschef Matthias Miersch kurz danach im selben Plenum eine noch größere Schleife: Alice Weidel benutze angeblich Begriffe, „die an die Rassenlehre erinnern“. Man kann sich kaum etwas Abgründigeres vorstellen – und doch bleibt es unwidersprochen stehen. Es ist die altbekannte Methode: Wer rhetorisch nicht mithalten kann, zieht die moralische Notbremse.

Bemerkenswert ist, wer dazu schweigt: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner von der CDU. Dieselbe Frau, die kurz darauf Weidel selbst wegen eines Zwischenrufs mit dem Rauswurf droht. Dieselbe Frau die sich kürzlich gleich doppelt empörte – weil das Wort „Lüge“ gefallen war. Einmal bei der AfD, einmal bei der Linkspartei. Zwei Ordnungsrufe wegen eines Begriffs, den sie offenbar für gefährlicher hält als persönliche Unterstellungen, schrilles Dauerfeuer oder Nazi-Vergleiche im Plenarsaal.

Vielleicht aber stellt sich eine noch grundlegendere Frage: Warum verfängt diese Hysterie überhaupt? Warum wirkt sie – trotz aller Übertreibung – auf viele nicht abschreckend, sondern geradezu mobilisierend?

Eine steile These von mir – ohne Anspruch auf absolute Wahrheit: Weil echten existenziellen Sorgen in jenen wohlstandsverwöhnten Bevölkerungsschichten, aus denen sich die Grünen rekrutieren, die Grundlage fehlt. Wer spürt, dass das eigene Leben materiell abgesichert ist – trotz Inflation, trotz Energiepreisen – der kann sich moralischen Bedrohungsszenarien mit umso größerer Inbrunst hingeben. Dann wird der Klimawandel zur Apokalypse, soziale Ungleichheit zur moralischen Schuld und jede politische Meinungsabweichung zum Tabubruch. Wer nicht täglich um das eigene Überleben kämpfen muss, kann sich mit ganzer Seele in abstrakte Kämpfe stürzen – und verliert dabei nicht selten das Maß.

Diese emotionale Entgrenzung ist ein Luxusphänomen. Und sie erklärt vielleicht auch, warum Parteien wie die Grünen – trotz wachsender Ablehnung – so großen Einfluss auf Medien, Kultur und Institutionen behalten konnten: Nicht weil sie die Mehrheit überzeugen, sondern weil sie das moralische Deutungsmonopol beanspruchen.

Was also bleibt von dieser Rede? Ein Gefühl. Nicht das, das sie erzeugen wollte – Empörung, Mobilisierung, Aufbruch. Sondern eines, das sich wie ein Schleier über alles legt: Erschöpfung. Denn wenn die politische Kommunikation nur noch aus Mahnungen, Vorwürfen, Weltuntergangsbildern und moralischer Selbstvergewisserung besteht, dann macht sie nicht wach. Sie macht müde.

Vielleicht war das der lehrreichste Moment dieser Rede: Dass man am Ende weniger über Merz nachdachte als über sie selbst. Über die grüne Fraktionschefin, die da stand wie eine Verzweifelte, die nicht mehr anders kann, als mit dem ganzen Körper zu warnen. Nicht mehr redet, sondern ruft. Nicht mehr überzeugt, sondern beschwört.

Und das nennt sich dann Zukunftspartei.

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Von Veritatis

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