Die russische Armee rückt im Osten der Ukraine langsam, aber stetig vor. Zugleich führt der russische Präsident Wladimir Putin auch einen hybriden Krieg gegen den Westen. Für den Militärexperten Gustav Gressel steckt dahinter eine klare Strategie.
Berlin.
Militärexperten wie Gustav Gressel, der als Hauptlehroffizier und Forscher am Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Landesverteidigungsakademie in Wien tätig ist, schlagen Alarm: Wenn der Westen seine Unterstützung für die Ukraine nicht ausbaut, werde der russische Präsident Wladimir Putin auch nicht an den Verhandlungstisch zu bewegen sein, erklärt Gressel in einem Interview mit t-online. „Nur weil man im Westen jetzt keine Lust mehr auf Krieg hat, heißt das nicht, dass Russland von seinen Zielen abrückt. Das ist eine völlige Illusion, ein völliges Hirngespinst, auch in Deutschland.“ Ohne stärkere Unterstützung verliere die Ukraine den Krieg.
Kontinuierliche Beschädigungen der Infrastruktur in der Ostsee
Dabei ist der Krieg gegen die Ukraine längst auch ein hybrider Krieg gegen den Westen und Deutschland. Vor allem in der Ostsee kommt es kontinuierlich zu Vorfälle, bei denen Russland als Verursacher im Verdacht steht. Darunter fallen auch die jüngsten Beschädigungen von Datenkabeln in der Ostsee zwischen Helsinki und Rostock und zwischen Finnland und Litauen. Militärexperte Gressel sieht darin einen Plan des Kreml-Chefs: „Putin möchte Deutschland bestrafen und sucht nach Möglichkeiten, mit denen er nicht gleich den Artikel 5 der Nato auslöst“, erklärt er in dem t-online-Interview. Artikel 5 – besser bekannt als Bündnisfall – besagt, dass ein Mitgliedsland der Nato im Falle eines Angriffs von außen von allen anderen Mitgliedsländern unterstützt wird. Auch und vor allem militärisch.
Gressel: Ein logisches Ziel
Die Ostsee hält Gressel dabei für ein logisches Ziel Putins. „Infrastruktur wie Datenkabel liegt ungeschützt auf dem Meeresgrund, und es gibt auf See oft niemanden, der schnell Alarm schlagen könnte“, so Gressel. „Außerdem lassen sich die Hergänge von Sabotageakten unter Wasser viel schwerer aufklären und beweisen als russische Angriffe an Land.“ (juerg)