Die Wintersonnenwende naht, da sollte der Garten fertig für die kalte Jahreszeit sein. Haben Sie im Oktober und November an alles gedacht? Welche Schritte man beachten sollte, bevor sich der Raureif über den Rasen legt


Bald ist Wintersonnenwende, dieser natürliche Kreislauf, der verspricht, es geht wieder aufwärts, egal, was in der Welt passiert

Foto: Mora Leal/Connected Archives


Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder und der Herbst beginnt, sangen wir in meiner Kindheit. Stoppelfelder sind in Berlin eher selten, aber in der Domäne Dahlem liegen sie schon brach. Immerhin gedeiht dort noch der Winterkohl. Bei uns wächst gar nichts mehr.

Die letzte Kletterrose überm Schuppendach hat vor Kurzem ihr Leuchten eingestellt. Die Blüten der jährlich emporschießenden Tagetes, die bis zum ersten Frost eigensinnig ihre Existenz verteidigen, hocken nun schwarz und durchnässt auf ihren Stängeln, vom licht gewordenen Laub des Weins tropft es melancholisch. Die Füchsin und ihre überlebenden Jungen, die im Frühjahr unter den Bohlen der Laube Schutz fanden und für viel Aufregung sorgten, haben längst das Weite gesucht. Lange haben wir darüber nachgedacht, ob wir den Bau irgendwie versiegeln. Es ist eine halbherzige Lösung geworden.

Oktober und November sind harte Arbeitsmonate für gärtnernde Menschen. „Winterfest“ heißt das Zauberwort, in dem so viel notwendige Tätigkeiten stecken. Es war kein gutes Gartenjahr bei uns, die Kirschen konnte man an den Fingern abzählen, die Pfirsichblüten hingen verkümmert an den Ästen, die Ernte fiel völlig aus, ähnlich bei den Äpfeln. Und schließlich hinterließ eine einzige eiskalte Nacht im Mai eine schwarze Rankenwand, aus der Wein hätte werden sollen. Auch die Rambler-Rose, mit der wir den toten Kirschbaum hatten begrünen wollen, stellte im zweiten Lebensjahr weitgehend das Wachstum ein.

Den Rest erledigten die unzähligen Schnecken, die es in einer Nacht fertigbringen, aus einem prangenden Gemüsebeet ein Pflanzengrab zu machen. Immerhin: Die Tomaten (alte Sorten!) blieben uns treu, die Samen für die kommende Saison sind schon verwahrt. Im November haben wir die letzten grünen Früchte eingesammelt, die auf dem Fensterbrett nachreifen. Sind die Pflanzen einmal herausgerissen, die Stangen im Schuppen untergebracht, weiß ich, die Saison ist zu Ende. Die Augenweide unseres Gartens sind alljährlich die Dahlien. Manche werden über zwei Meter hoch und treiben wie Tyler James oder Akita üppigste Blüten. Die Mühe, sie im Frühjahr in die Erde zu bringen, vergelten sie mit langlebiger Pracht.

Im Herbst allerdings, nach dem ersten Frost, müssen sie ausgegraben werden, und es ist ein echt harter Job, 40 Knollen in beißender Kälte aus dem Boden zu holen und in einen kellertauglichen Zustand zu bringen. Männerarbeit. Doch immer wieder sind wir überrascht über das Volumen, das eine einzige Pflanze über den Sommer hinweg angesetzt hat. Dieses Jahr gab es kaum Ausfälle.

Nach den ersten Herbststürmen geht es ans Laub

Wenn die ersten Herbststürme dann vorübergezogen sind und sich die Bäume lichten, geht es ans Laub. Prüfend blicken wir in die altersschwache Pflaume und fragen uns, ob sie noch einen Winter übersteht. Ökologisch gesehen soll man die Blätter einfach liegenlassen als Winternahrung für Regenwürmer und andere Insekten, aber bei uns hat sich der Monilia-Pilz in einigen Obstbäumen eingenistet, der über das Laub weiterverbreitet wird. So taugt es nicht einmal für den Kompost, sondern muss in teuren Laubsäcken entsorgt werden.

Inzwischen sind auch die Tulpen- und Narzissenzwiebeln für den kommenden Frühling gesetzt, die letzten Töpfe entleert und verstaut, das Laubendach abgekehrt und die Rosen geschnitten. Die Vögel haben sich schon lange zurückgezogen, selbst Erna und Erwin, unser Amselpaar, lassen sich nicht mehr blicken. Wir stellen das Vogelhäuschen auf und verteilen Meisenringe, aber noch finden sich keine Gäste ein.

Es ist nun richtig kalt geworden. Morgens liegt Raureif über dem Rasen, die Sträucher strecken ihr dürres Gezweig ins fahle Licht. Höchste Zeit, die Bewässerungsanlage einzusammeln und das Wasser abzudrehen, die Gartenstühle zu verstauen. Eine Nachbarin vermittelt einen neuen Baumschneider, unser bisheriger ist uns abhandengekommen. Aber vorerst stehen die Zeichen auf Rückzug, mit Weihnachtsplätzchen und was sonst dazugehört.

Bald, am 21. Dezember, ist Wintersonnenwende, dieser natürliche Kreislauf, der verspricht, es geht wieder aufwärts, egal, was in der Welt passiert. Ein letzter Blick noch in den Pflaumenbaum: Bleib uns erhalten! Das im Sommer frequentierte Meisenhäuschen auszukehren haben wir allerdings vergessen.



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Von Veritatis

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