Während einzelne Gewalttaten von Nicht-Deutschen medial und politisch hochgejagt werden, wird die alltägliche Gewalt gegen Frauen heruntergespielt. Eins vereint jedoch beides: Die Täter sind fast immer Männer
Gewalt gegen Frauen wird politisch immer noch nicht ausreichend behandelt
Foto: Noel Richter
Inmitten der politischen Schnappatmung nach der Gewalttat von Aschaffenburg ging die Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes fast unter. Irgendwie symbolisch für den deutschen Gewaltdiskurs: Ein psychisch kranker Mann tötet zwei Menschen, alle drehen durch, weil er Nicht-Deutscher ist, und versuchen sich gegenseitig darin zu überbieten, wer am lautesten menschenverachtende Politik machen und gegen Männer „aus dem Milieu der Asylbewerber“ hetzen kann.
Zwischen der Tat in Aschaffenburg am 22. Januar und der Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes am 31. Januar hat es mindestens drei Femizide gegeben, in zwei der Fälle wird der Ex-Partner verdächtigt. Der öffentliche Aufschrei bleibt aus.
Politiker:innen überbieten sich nicht mit Forderungen dan
am lautesten menschenverachtende Politik machen und gegen Männer „aus dem Milieu der Asylbewerber“ hetzen kann.Zwischen der Tat in Aschaffenburg am 22. Januar und der Verabschiedung des Gewalthilfegesetzes am 31. Januar hat es mindestens drei Femizide gegeben, in zwei der Fälle wird der Ex-Partner verdächtigt. Der öffentliche Aufschrei bleibt aus.Politiker:innen überbieten sich nicht mit Forderungen danach, patriarchale Vorstellungen von Geschlechterrollen zu bekämpfen, die jeden Tag dafür sorgen, dass Frauen in ihrem eigenen Zuhause geschlagen und im schlimmsten Fall getötet werden. Stattdessen will Merz Frauen vor den Folgen unkontrollierter Migration schützen, damit „wir“ uns hier in Deutschland wieder sicher fühlen können. Wieder?Kein Sicherheitsgefühl für FrauenKeine Ahnung, mit welchen Frauen er redet (wahrscheinlich keinen), aber ich kenne keine, die sich hier uneingeschränkt sicher fühlt. Zum einen, weil jede Frau schon von Männern in der Öffentlichkeit bedrängt, beschimpft oder begrapscht wurde, zum anderen, weil die größte Gefahr für Frauen von den Männern in ihrem direkten Umfeld ausgeht – nicht von einem Asylbewerber, den sie nie zuvor getroffen haben.Wenn Politik primär ein Geschäft von Männern für Männer ist, fallen Themen, die Frauen betreffen, hinten runter. Dazu gehört häusliche Gewalt, die einzige Form von Gewaltdelikten, neben Sexualstraftaten, von denen Frauen mit 71 Prozent der Opfer viel stärker betroffen sind als Männer.Deshalb galt bis Ende Januar 2025 rechtlich: Frauen, die zu Hause Gewalt erfahren, haben keinen Anspruch auf staatlichen Schutz. Denn erst mit dem Gewalthilfegesetz wird Frauen ein Recht auf einen Frauenhausplatz eingeräumt. Der CDU war dabei übrigens wichtiger, dass trans* Frauen und nicht-binäre Personen nicht im Gesetzestext auftauchen, als cis-Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen.Der größte Nenner bei Gewaltdelikten: MännerWie der Name des Gesetzes sagt, geht es in erster Linie darum, Betroffenen von häuslicher Gewalt zu helfen, indem Hilfsangebote gestärkt, vernetzt und ausgeweitet werden. Häusliche Gewalt wird dabei nicht gezielt bekämpft.Dafür müsste sich politisch damit auseinandergesetzt werden, wer in diesen Fällen die Täter wären. Überraschenderweise liefert sowohl die Statistik zur häuslichen Gewalt als auch die allgemeine Kriminalstatistik einen Punkt, den die überwältigende Mehrheit der Täter:innen teilen: 95 Prozent der Gefängnisinsass:innen, 82 Prozent der rechtskräftig Verurteilten, 86 Prozent der Verdächtigen in Mord- und 99 Prozent in Vergewaltigungsfällen sind Männer.Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Merz nie über Asylbewerberinnen spricht? Männer sind egal, welcher Herkunft, gewalttätiger als Frauen. Trotzdem käme niemand auf die Idee, Männer generell unter Verdacht zu stellen. Oder sie aufzufordern, sich endlich zu integrieren. Oder ihr Geschlecht mit Gewalt gleichzusetzen.Wer wie Merz politisch für Sicherheit stehen will, müsste eigentlich gegen die gesellschaftliche Akzeptanz von männlicher Gewalt vorgehen. Männern Angebote machen, wie sie lernen, gewaltfrei zu leben und anerkennen, dass der Vater aller Probleme das Patriarchat ist.