Das Internet ist voller Spinner in Lamborghinis, die uns erzählen, wie man blitzschnell reich wird. Alles Bullshit! Zum Glück gibt es für Menschen mit weniger Geld auch seriöse Wege, das Konto aufzufüllen. Hier sind 10 Ideen

Illustration: Johanna Goldmann für der Freitag


Wie bitte? Anlagetipps in einer linken Zeitung? Klingt erst mal schräg, wenn man bedenkt, dass etwa ein Fünftel der Deutschen am Ende des Monats überhaupt kein Geld übrig hat. Und dass die Finanzindustrie auf dieser Seite zumeist schlecht wegkommt. Klar, das ist hier keine Werbung für Börsenspekulation. Die Sache ist nur: Davon, dass die, die sparen können und wollen, ihr Geld auf dem Sparkassenkonto versauern lassen, hat niemand etwas (außer die Sparkassen). Wenn man schon im Kapitalismus leben muss, kann man auch ein paar Prozent mehr mitnehmen und damit vernünftige Dinge anstellen. Doch vergessen Sie Krypto-Scams, den Traum vom Betongold oder Telekom-Aktien. Hier sind Tipps, die wirklich Ihre finanzielle Situation verbessern.

1. Das eigene Spa

n paar Prozent mehr mitnehmen und damit vernünftige Dinge anstellen. Doch vergessen Sie Krypto-Scams, den Traum vom Betongold oder Telekom-Aktien. Hier sind Tipps, die wirklich Ihre finanzielle Situation verbessern.1. Das eigene Sparziel als Fixkosten betrachtenDie allermeisten Menschen, die sparen wollen, gehen die Sache so an: Sie bezahlen ihre Fixkosten und haushalten mit dem Geld, das darüber hinaus übrig bleibt. Wenn am Ende des Monats noch ein paar Euro verfügbar sind, landen diese vielleicht auf einem Sparkonto. Das psychologische Problem dieser Herangehensweise besteht darin, dass es in unserer Konsumgesellschaft natürlich an allen Ecken und Enden verlockende Angebote gibt. Und solange Geld auf dem Konto ist, neigen wir dazu, es auszugeben. Warum also nicht die eigene Sparvorgabe als Fixkostenanteil betrachten, der zu Monatsanfang abgezogen wird?2. Nicht in die „Ratenfalle“ tappenIch war dreizehn Jahre lang alleinerziehend und absolvierte in dieser Zeit mein Bachelor- und Masterstudium. Geld: knapp! Also kaufte ich Klamotten oder Haushaltsgegenstände auf Raten. Später kamen Finanzdienstleister wie Klarna und Paypal ins Spiel: heute kaufen, in 30 Tagen zahlen … Oft zahlt man die Raten noch ab, wenn die Klamotten schon verschlissen sind. Noch fataler ist der Kauf mittels Kreditkarte, für die manche Anbieter derzeit bis zu 25 Prozent effektiven Jahreszins erheben. Auch für Dispokredite werden bis zu 15 Prozent fällig. Es stimmt leider: Wer eine Jeans nur auf Pump kaufen kann, muss verzichten.3. Sechs Monate Gehaltspuffer ansparenDie unteren 15 Prozent der Bevölkerung haben Schulden und keine nennenswerten Reserven. Es klingt zynisch, wenn man einkommensärmeren Menschen das Sparen nahelegt. Doch sobald das Einkommen etwas anwächst, etwa, weil man von Teilzeit auf Vollzeit wechselt, sollte ein Notfallpolster zum Primärziel werden. Internetfinanzgurus raten zu einem Sparpuffer von drei bis sechs Monatsausgaben. Gemeint sind nur die lebensnotwendigen Fixkosten, da man im Falle eines Jobverlustes seinen Lebensstil rasch einschränken und sich etwa das Essengehen sparen würde. Je nach Haushaltsgröße könnten dies also 4.000, 12.000 oder 24.000 Euro sein. Klingt für viele Menschen mit geringem Einkommen unrealistisch. Doch das Ziel ist es nicht, die Summe auf einen Schlag anzusparen, sondern monatlich Sparrücklagen zu bilden.4. In ETFs investierenFakt ist: Bausparen, Sparbücher oder Tagesgeld stellen kein Investment dar, wenn die angebotenen Zinssätze zwischen 0,05 und einem Prozent liegen. Selbst Festgelder bleiben derzeit mit durchschnittlich 2,5 Prozent unter dem Inflationsniveau. Auch offene Immobilienfonds, über die Kleinanleger vermeintlich am Immobilienboom teilhaben können, bieten derzeit keine attraktiven Renditen. Für Investitions-Anfänger sind dagegen ETFs geeignet. Diese „Exchange Traded Funds“ sind börsengehandelte Fonds, die Wertentwicklungen verschiedener Indizes abbilden. Keine Panik: Zeitweilige Wertverluste bedeuten keinen Totalverlust der Geldanlage. Entscheidend ist, dass man langfristig investiert und so nicht in die Lage gerät, Anteile just in jenem Moment verkaufen zu müssen, in dem die Kurse am Boden liegen.5. Investitionsbasiswissen erwerbenAktien, Fonds, Anleihen und Derivate – wer soll in diesem Begriffswirrwarr noch durchblicken? Die gute Nachricht: Ein Kleinanleger muss sich kein Aktienportfolio zusammenstellen – auch wenn Ihnen das Youtuber nahelegen. Die wenigsten von uns sind kleine Warren Buffetts. Viel wichtiger ist es, zu verstehen, womit die Banken ihr Geld verdienen – und welche Produkte Ihnen zugutekommen.Die Stiftung Warentest veröffentlicht monatlich ihren Finanztest mit Schwerpunktthemen – etwa welche Bausparangebote sich unter Umständen doch lohnen können. Dabei wird Fachwissen für Laien aufbereitet. Es kann auch nicht schaden, einen Finanzratgeber aus der Bibliothek auszuleihen. Wichtig ist bloß: Vertrauen Sie niemandem, der Ihnen beibringen will, wie man reich wird, während er in einem Lamborghini sitzt oder an einem Hotelpool herumlümmelt!6. Ein vernünftiges Risiko eingehenWer einmal Einkommensarmut erlebt hat, der wird vor jedem finanziellen Risiko zurückschrecken. Dann eben doch lieber das klassische Sparbuch oder das Geld unter das Kopfkissen stecken? So aber lässt man sich Zinsen entgehen und das Geld verliert, inflationsbedingt, an Kaufkraft. Bei nicht wenigen Deutschen rufen auch Telekom-Aktien oder „Dotcom-Blase“ schlimme Erinnerungen wach. Doch bleiben Sie ruhig und setzen Sie einfach nicht Ihr ganzes Geld auf ein Pferd. Als ich vor Jahren meine private Rentenversicherung abschloss, kam ich mir vor wie eine Spielerin, weil ich die „Risikostufe 3“ wählte. Dabei handelt es sich um ein seriöses Produkt, das noch dazu Testsieger der Stiftung Warentest war. Doch meine Psyche sah das anders.Man kann grob zwischen fünf Risikoklassen unterscheiden: von 1 (konservativ) zu 5 (hochspekulativ). Wer ETFs in der Kategorie 3 einkauft, kann derzeit mit Zinsen von circa 8,5 Prozent rechnen. Eine Totalpleite ist da ziemlich unwahrscheinlich. Trotzdem ist Angst verständlich. Finanz-Youtuber sprechen auch von „Loss Aversion“. Das meint: Der Schmerz über hundert verlorene Euro ist doppelt so groß wie die potenzielle Freude über hundert gewonnene Euro. Da hilft nur ein Blick in die Statistik: Langfristig sichert der Aktienmarkt die besten Gewinne. Das Stichwort lautet aber: langfristig.7. Den Zinssatz für sich arbeiten lassenWer über Jahrzehnte hinweg investiert, kann kleine Beträge in viel Geld verwandeln. Das Stichwort lautet „exponentielles Wachstum“. Wir neigen dazu, beim Geldvermehren an lineares Wachstum zu denken. Tatsächlich wächst das Geld dann linear, wenn man konservativ investiert. Dann vermehrt sich das Geld nur um die Summe, die man monatlich einzahlt.Ein Rechenbeispiel: Sie legen monatlich hundert Euro für die Dauer von zehn Jahren unter Ihr Kopfkissen. Sie kämen am Ende der Zeit auf zwölftausend Euro. Legen Sie dagegen hundert Euro monatlich über zwölf Jahre hinweg zu sieben Prozent Zinsen an, haben Sie am Ende bereits 16.580 Euro – beinahe ein Drittel der Summe ist Zinsanteil, nämlich 4.850 Euro. Lassen wir die Sache nun über dreißig Jahre laufen: Dann erhalten Sie am Ende des Zeitraums bei monatlich hundert Euro schlussendlich 113.353 Euro. Der Clou: Der Zinsanteil liegt hier bei 77. 353 Euro, also zwei Dritteln der Summe! Liegt Ihr Geld dagegen unter dem Kopfkissen oder auf dem Sparkonto, haben Sie nach dreißig Jahren nur 36.000 Euro.8. Schulden bedienen oder investieren?Angenommen, man hat nach längerer Zeit der Arbeitslosigkeit Schulden angehäuft, nun einen Job gefunden und nach Zahlung aller Fixkosten zwei- oder dreihundert Euro übrig. Sollte man das Geld lieber investieren oder schnell die Schulden abtragen? Mein Tipp: Muss man Raten abstottern, die gering verzinst sind (also etwa unter drei Prozent), wäre es sinnvoll, nur die Mindestraten zu leisten und mit dem verbliebenen Geld etwa in ETFs zu investieren. So erwirtschaftet man selbst nach Abzug der Inflation ein Plus. Wer dagegen unter der Last von Kreditkartenschulden ächzt oder tief im Dispo steckt, sollte die Schulden so schnell wie möglich bedienen. Ich selbst freute mich einst über ein hübsches Plus auf meinem Konto, übersah dabei aber die Horrorzinsen von bis zu 9,5 Prozent für den Studienkredit.9. Ein Haushaltsbuch führenDer Finanz-Youtuber Ramit Sethi hat in seinem Podcast regelmäßig Paare zu Gast, die von „Paycheck-to-Paycheck“ leben – also am Ende des Monats kein Geld mehr übrig haben. Das Verrückte daran: Diese Paare haben bisweilen ein jährliches Haushaltseinkommen von zweihundert- oder dreihunderttausend Dollar. Doch sie haben vollständig den Überblick über monatliche Kosten verloren. Mein Tipp: Führen Sie eine Liste über Ihre Ausgaben. Besonders, wenn Sie sich fragen, warum am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist.Ob nun eine Finanz-Tracking-App, das gute alte Haushaltsbuch oder eine Excel-Liste: Hauptsache, Sie behalten den Überblick. Mein Partner und ich etwa waren lange Zeit überzeugt, dass wir monatlich circa 450 Euro für Einkäufe ausgaben. Dann führten wir drei Monate lang Buch. Ergebnis: Wir geben im Schnitt 700 Euro aus! 250 Euro machen in der Detailplanung durchaus einen Unterschied. Hat man die genauen Kosten ermittelt, kann man dann entscheiden, ob es Sparpotenziale gibt. Kann man günstiger einkaufen? Braucht man wirklich Netflix, Joyn, Amazon Prime und Youtube-Premium?10. Die „Lifestyle-Inflation“ vermeidenFinanz-Gurus betonen gerne, dass man eine „Lifestyle-Inflation“ vermeiden soll. Gemeint ist, dass viele Menschen mit wachsendem Einkommen dazu neigen, ihre Ausgaben entsprechend zu erhöhen. Man geht häufiger essen, man kauft mehr Kleidung, macht teurere Urlaube. So wird ein Einkommensplus rasch durch den neuen Lebensstil aufgefressen.Die Folge: Die Spar- und Schuldenquote bleibt gleich, dafür besitzt man allerdings eine neue hübsche Uhr.Hier wird’s allerdings knifflig: Wer jahrelang am Rande des Existenzminimums gelebt hat, der darf sich auch etwas gönnen, wenn er endlich etwas mehr Geld verdient. Klar will man dann mal essen gehen oder endlich einen schönen Urlaub machen. Da hilft erneut Tipp eins: Wer monatlich Geld für Spar- und Investitionsziele zurücklegt, der kann ohne lästige Schuldgefühle sein Geld für Schönes ausgeben. Am besten budgetiert man diese Ausgaben und setzt sich ein monatliches Limit. Wenn man dann noch Buch über die Ausgaben führt, steht einem kleinen Extraurlaub ja wohl nichts mehr im Weg, oder?



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Von Veritatis

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