Gartenglück: Hochbeete machen Gärtnern bequemer, ertragreicher und sind angewandter Klimaschutz. Am besten unter Einsatz einer Erfindung der Indigenen aus dem Amazonas
Die Schwarzerde „Terra Preta“ verspricht mehr Ertrag im Hochbeet
Foto: Haus Klaus/Stocksy
Die Phänologie ist die Lehre der Erscheinungen in der Natur, Phänologen befassen sich mit den Wachstumsphasen der Pflanzen und Tiere im Jahresverlauf. Bei den Phänologen ist jetzt schon Frühling, denn der beginnt als Vorfrühling mit der Blüte des Haselstrauches Mitte Februar.
Für Gärtner also höchste Zeit, sich auf die neue Saison vorzubereiten. Zum Beispiel mit dem Bau eines Hochbeetes. Dieses Gärtnern in die Höhe bietet enorme Vorteile: Weil Sonne und Luft das Beet auch von den Seiten erwärmen, kann früher mit der Aussaat begonnen und länger geerntet werden. Die Erträge sind auf einem Hochbeet oft doppelt so groß, was am tiefgründigen, nährstoffreichen Boden liegt. Weder Staunässe noch verdichtetes Erdreich behindern das Wachstum. Bequemer ist das Arbeiten in Hüfthöhe außerdem.
Gute Gründe also für ein Hochbeet. Und dann kommt noch „Terra Preta“ dazu. Das ist eine Wundererde, die Pflanzen schneller wachsen lässt, die Erträge nochmals deutlich steigert und zudem praktizierter Klimaschutz ist. Denn Terra-Preta-Erde bindet Kohlendioxid sehr viel stärker als andere Böden. Der Begriff Terra Preta stammt aus dem Portugiesischen, übersetzt heißt er „schwarze Erde“.
Rote-Bete-Köpfe so groß wie Handbälle
Gefunden wurde diese im Amazonasbecken, eine Hinterlassenschaft der Indigenen. Forscher untersuchten in den 1990er-Jahren die oft meterdicken Schwarzerdeschichten. Erste Überraschung: Diese Erde ist menschengemacht, sie entstand aus einer Mischung von Viehmist, Holzkohle und Kompost. Zweite Erkenntnis: Die Fundstellen sind bis zu 7.000 Jahre alt. Drittens überzeugten diese Böden im Gartenbau: In Brasilien wuchsen im Terra-Preta-Beet Bananenstauden bis zu fünf Meter pro Jahr, in Rheinland-Pfalz wurden Rote-Bete-Köpfe so groß wie Handbälle erzielt.
Entscheidend für die Wunderwirkung der Böden ist die Holzkohle: Offenbar entsorgten die Indios ihre Siedlungsabfälle genauso wie die Exkremente ihrer Tiere und die Rückstände ihrer Feuer an ein und derselben Stelle. Dafür spricht, dass in den Erdschichten beispielsweise Fischgräten und Tonscherben gefunden wurden. Die poröse Holzkohle sorgte für besseres Bodenleben; sie bot Mikroorganismen viel Platz, die dadurch sehr effektiv Kohlen- und Nährstoff in die Erde einwebten. Das wiederum brachte derart produktiven Boden, dass die Indigenen diesen für den Anbau nutzten.
Wir können das heute den amerikanischen Ureinwohnern nachmachen – am effektivsten mit einem Hochbeet. Dafür werden vier Pfosten mit Brettern so verschalt, dass ein rechteckiger Rahmen entsteht, der bis zur Hüfte reicht. Ratsam ist, das Holz zu schützen, im Baumarkt gibt es dafür extra Noppenfolie. Diese sorgt dafür, dass das Holz belüftet wird, und hält das Gießwasser zurück.
Der Verschnitt von Hecken und Obstbäumen im Frühjahr ist willkommen für das Befüllen: Die Äste dienen quasi zur Grundierung des Terra-Preta-Brutkastens. Dann wird eine Ladung Holzkohle darauf gestreut. Für die Klimabilanz ist wichtig, dass es sich um einheimische Holzkohle handelt: Man sollte ein Produkt mit dem Siegel des Bio-Verbands wählen.
Die Mischung macht’s
Wird im Mai zum ersten Mal der Rasen gestutzt: Die Mahd ist ideal für die nächste Schicht. Immer auch die Küchenabfälle mit einbringen, es kommt darauf an, den Kompost so divers wie möglich anzuhäufeln. Pferdeäpfel, Kuhdung oder Mist aus dem Stall sind auch sehr willkommen, über die Schicht wieder Holzkohle streuen oder den Rest vom Lagerfeuer. Als optimal gilt ein Mischungsverhältnis von 20 Prozent Holzkohle zu 80 Prozent Biomasse.
Normalerweise füllt sich das Hochbeet gen Herbst zu zwei Dritteln. Die Holzkohle führt dazu, dass im hochgelegten Kompost ein intensives Werk der Mikroorganismen für Stoffumwandlung und Temperatur sorgt. Durch den Abbauprozess wird Energie freigesetzt, bis zu 50 Grad kann der Unterbau des Hochbeets warm werden – und damit die Saat befeuern.
Leider kann ein solches Terra-Preta-Hochbeet erst im zweiten Jahr bepflanzt werden: Der Unterbau ist notwendig, um die Produktivität zu erzielen. Auf den Komposthaufen im Rechteck kommt dann noch eine Schicht Gartenerde und die Saat. Sie werden spätestens ab Juni 2026 staunen, wie wirksam dieser Unterbau für Tomaten und Co ist: wie aus der schwarzen Erde neue Früchte wachsen.