Im Wettkampf um die beste KI hat Google schon vor Jahren wichtige Technologien erfunden. Bei der Vermarktung hinkt der Konzern aber hinterher. Nun nimmt das Unternehmen einen neuen Anlauf.

Mountain View.

Google bessert seine Suchmaschine und andere Dienste mit Künstlicher Intelligenz auf. So werden von KI erzeugte Übersichten zu Suchergebnissen bald für alle Nutzer in den USA verfügbar sein und weitere Länder sollen folgen, kündigte Konzernchef Sundar Pichai zum Auftakt der Entwicklerkonferenz Google I/O an.

Google setzt im Wettbewerb mit dem populären Chatbot ChatGPT und anderer Software mit Künstlicher Intelligenz auf das hauseigene KI-Modell Gemini. Die neue Devise bei der Websuche sei, „wir erledigen das Googeln für sie“, sagte die zuständige Top-Managerin Liz Reid. So könne man nun in einer Suchanfrage mehrere Fragen stellen – zum Beispiel nicht nur, wo sich Pilates-Studios in Boston befänden, sondern auch wie man dort hinkommt und ein Zeitfenster bucht.

„Dimension der menschlichen Neugierde“

Mehrere KI-Startups versuchen, Google stärker Konkurrenz bei der Internet-Suche zu machen. Sie setzen dabei darauf, den Nutzern schneller konkrete Antworten statt Weblinks zu liefern. Wenn sich ein solches Suchverhalten einbürgert, könnte das Googles bisheriges Geschäftsmodell gefährden, denn der Konzern macht nach wie vor den Großteil seiner Einnahmen mit Links von Werbekunden, die neben den Suchergebnissen platziert werden.

Bisher konnten die KI-Wettbewerber wie Perplexity AI die Dominanz des Internet-Riesen in dem Geschäft aber nicht ernsthaft infrage stellen. Google selbst führte derweil bereits unter anderem eine Funktion ein, bei der es für eine Internet-Suche reicht, ein Objekt auf einem Foto oder Worte auf dem Smartphone-Display einzukreisen.

Mit den neuen Funktionen geht der Konzern selbst stärker über das Konzept der nützlichen Links hinaus. „Google Suche ist generative KI in der Dimension der menschlichen Neugierde“, sagte Pichai. Ein weiteres Beispiel war, dass es reichen soll, die Suche mit dem Bild von einem defekten Plattenspieler zu füttern, damit die KI-Software Lösungen für den Defekt findet.

Die neue KI-gestützte Suche wird zunächst in den USA auf Englisch eingeführt. Sie soll aber „in absehbarer Zeit“ nach Europa und Deutschland kommen. „Wir investieren seit mehr als einem Jahrzehnt in KI“, betonte Pichai. Und doch sei man bei der Technologie erst am Anfang.

1500 Seiten auf einmal auswerten

Google arbeitet unter anderem daran, das sogenannte „Kontext-Fenster“ zu erweitern – die Menge an Informationen, die ein KI-Modell gleichzeitig auswerten kann. Aktuell könne die KI-Software in der Abo-Version ein bis zu 1500 Seiten langes PDF-Dokument oder ein einstündiges Video auf einmal erfassen und Fragen dazu beantworten. Kein anderer Chatbot sei dazu in der Lage, betonte Google-Managerin Sissie Hsiao. Zum Jahresende wolle man die Werte verdoppeln.

Google setzt auch auf „KI-Agenten“ – Assistenten, die eigenständig Aufgaben mit mehreren Schritten erfüllen können. Sie könnten sich etwa komplett um Retouren kümmern oder bei einem Umzug die nötigen Ummeldungen erledigen und nützliche Adressen in der neuen Nachbarschaft heraussuchen.

Pichai demonstrierte unter anderem, wie die Software jetzt aus der Sammlung persönlicher Fotos auf Wunsch alle Bilder heraussuchen kann, bei denen es zum Beispiel um die Schwimm-Fortschritte eines Kindes geht. Zum Schluss ließ der Google-Chef Gemini nachzählen, wie oft der Begriff KI in der knapp zweistündigen Präsentation fiel: Es waren demnach mehr als 120 Mal.

Die Konkurrenz legt vor

Am Vortag hatte der ChatGPT-Entwickler OpenAI die Latte für die Google-Ankündigungen hochgelegt. OpenAI präsentierte eine ChatGPT-Version, die sich fließend mit Menschen unterhalten und auch deren Gemütszustand erkennen kann.

Google experimentierte schon seit Jahren mit KI-Software, der Chatbot ChatGPT überholte dann aber Software des Internet-Riesen beim Markteintritt. Google demonstrierte zunächst in einem Video eine Version seiner KI mit dem Namen „Project Astra“, mit der man sich ohne Verzögerungen unterhalten und Fragen zu Objekten stellen kann, die sie über die Smartphone-Kamera sieht. (dpa)

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Von Veritatis

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