Die FPÖ warnte in Österreich als einzige Partei davor, Nato-Waffensysteme auf Ziele in Russland einzusetzen. Jetzt gibt ihr der Militärexperte Ralph Thiele recht. Im Gespräch mit Focus Online warnt er vor möglichen schwerwiegenden Folgen weiterer Eskalation.
Risiko eines Dritten Weltkriegs gerät außer Kontrolle
„Was kommt als Nächstes? Der Einsatz von Nato-Bodentruppen im Russland-Ukraine-Konflikt?“, fragte EU-Abgeordneter Harald Vilimsky in einer Aussendung. Damit würde das Risiko eines Dritten Weltkriegs endgültig außer Kontrolle geraten, was auch unvorstellbare Konsequenzen für Europa und seine Bürger bringen könne.
Deutscher SPD-Kanzler folgte USA
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) folgte nach langem Zögern den USA und erlaubte, dass deutsche Waffen von der Ukraine nun auch gegen militärische Ziele auf russischem Boden eingesetzt werden dürfen.
Keine größeren Konsequenzen für Russland
Für Russland habe die Freigabe westlicher Waffen zum Einsatz auf russischem Boden bei Charkiw keine größeren Konsequenzen, außer dass sie sich darauf einstellen werden müssen, jetzt mehr Soldaten zu verlieren, meinte Thiele im Focus-Gespräch. Putin verfüge über reichlich Soldaten und genügend Munition. Ein Blick auf die Zahlen bestätige das: Laut Global-Firepower-Daten verfüge Russland über 62,27 Prozent mehr Militär als die Ukraine.
Russland wird weiterhin die Oberhand behalten
Russland habe dreimal so viele Männer wie die Ukraine und produziere zudem dreimal so viele Panzer wie die USA und habe seit Kriegsbeginn konsequent auf Kriegswirtschaft umgestellt, während der Westen in dieser Hinsicht zurückliege, so Thiele. Zusammenfassend sagte der Militärexperte: Die Front-Situation bleibe schwierig, und Russland werde aufgrund seiner Ressourcen und Produktionskapazitäten weiterhin die Oberhand behalten.
Erfahrene politische Führer hätten Eskalation sicher vermieden
Als Problem sieht Thiele, „dass auch Teile der Politik und der Medien den Einsatz von Waffen, Truppen und Luftfahrzeugen nicht ausreichend reflektiert vorantreiben“. Und er verglich die Situation mit früheren besonnenen politischen Führern wie Willi Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und Konrad Adenauer, die seiner Einschätzung nach aufgrund ihrer eigenen traumatischen Kriegserfahrungen vergleichbare Eskalationen mit Sicherheit vermieden hätten.
Appell an die Politik
Es brauche das Ende dieses Krieges, um die Ukraine und den Westen vor noch größerem Schaden zu bewahren. Gleichzeitig müsse der Westen verstehen, dass er dringend an seiner eigenen Resilienz arbeiten müsse. Dies sei ein wesentliches Kriterium, um die Verteidigungsfähigkeit in Zukunft zu stärken, appellierte der Militärexperte an die Politik.