Dass Handys oft zur Überwachung genutzt werden, ist bekannt; das betraf ja schon Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nun hat ein Schreiben eines US-Senators auf eine Praxis aufmerksam gemacht, an der vermutlich auch deutsche Behörden beteiligt sind.

von Günther Strauß

Offenbar geben Google und Apple Informationen über Pushnachrichten an verschiedene Dienste weiter. In einem Schreiben an den Generalstaatsanwalt wies jetzt der US-amerikanische Senator Ron Wyden darauf hin und forderte, es Apple und Google zu erlauben, die Kunden und die Allgemeinheit darüber zu informieren.

Pushnachrichten sind die kleinen Meldungen, die beispielsweise auf dem Handy mitteilen, wenn eine E-Mail eingegangen ist oder irgendeine andere App eine Nachricht meldet. Dabei kann es sich um ganz unterschiedliche Apps handeln, von Informationen über Postsendungen bis zu Diätvorschlägen oder Sport-Apps. In vielen dieser Apps sind derartige Nachrichten integriert, die aber nicht von den Betreibern der Apps verschickt werden, sondern bei iPhones über den Server von Apple, bei Android-Telefonen über den Server von Google laufen.

Selbst die Inhalte der Nachrichten werden oft nicht verschlüsselt verschickt. Dadurch sind sie bei einem Zugriff auf den Server für Dritte lesbar. Doch auch ohne diese Inhalte entsteht durch die gesammelten Daten ein umfängliches Profil des Handybesitzers, das auch Bewegungsmuster und Kontakte umfasst. Der Zugriff auf die bei den beiden Unternehmen aufgehäuften Daten ermöglicht es auch, Personen in anderen Netzwerken zu identifizieren.

“Im Frühjahr 2022”, schreibt Wyden, “erhielt mein Büro einen Hinweis, dass Regierungsstellen in anderen Ländern Aufzeichnungen über Pushnachrichten von Google und Apple einforderten. Meine Mitarbeiter sind diesem Hinweis ein Jahr lang nachgegangen, wobei sie auch Apple und Google kontaktierten. In der Antwort auf die Nachfrage teilten die Firmen meinen Mitarbeitern mit, die Regierung untersage die Veröffentlichung dieser Information.”

Um welche ausländischen Regierungsstellen es sich dabei handelt, führt Wyden nicht weiter aus. Die Tatsache, dass die US-Regierung es untersagt, darüber zu informieren, weist aber darauf hin, dass es sich um mit den Vereinigten Staaten verbündete Regierungen handelt. Wenn man sich an die Überwachung der Netzknoten erinnert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich auch Bundesbehörden darunter finden.

“Apple und Google sollte es erlaubt werden, mit rechtlichen Anforderungen insbesondere von ausländischen Regierungen transparent umzugehen, so, wie die Firmen regelmäßig über andere Arten von Datenanforderungen durch Regierungen berichten. Es sollte ihnen gestattet werden, allgemein offenzulegen, ob sie genötigt wurden, diese Überwachungspraxis zu erleichtern, gesammelte Statistiken über die Zahl der Anforderungen zu veröffentlichen, die sie erhalten haben, und, sofern dem keine gerichtliche Anordnung entgegensteht, die einzelnen Kunden über die Anforderung ihrer Daten zu informieren.”

Wie gewaltig der Umfang der Informationen ist, die auf diese Weise erlangt werden können, kann jeder Handynutzer selbst überprüfen, indem er eine Zeit lang beobachtet, was alles in seinen Pushnachrichten enthalten ist. Nutzer von Telegram und anderen sozialen Netzwerken beispielsweise erhalten regelmäßig Mitteilungen über neue Meldungen auf den von ihnen abonnierten Kanälen, wodurch unter Umständen eine komplette Übersicht über die abonnierten Kanäle möglich ist. Es wäre dringend erforderlich, zu überprüfen, ob und inwieweit deutsche Behörden an dieser Praxis beteiligt sind.

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Von Veritatis

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