Im Oktober 2024 machte Kevin Kühnert (SPD) seinen Rückzug publik: Er begründete das mit der Aussage, dass er “leider nicht gesund” sei. Das Mitgefühl für ihn war auch unter politischen Gegnern groß. Nun plauderte Kühnert gegenüber der “Zeit” aus dem Nähkästchen: Er war gar nicht krank. Er beschreibt stattdessen ein diffuses Gefühl “absoluter Vergeblichkeit” und berichtet, dass u.a. kritische Bauern vor seiner SPD-Parteizentrale ihm Angst gemacht hätten. Diäten und Zulagen kassierte er seither weiterhin. Joana Cotar, ehemals Teil der AfD, zuletzt parteilos, weiß als Oppositionspolitikerin, wie sich echte Bedrohung anfühlt – und zeigt für Kühnert überhaupt kein Verständnis.
Das Portal “Nius” fand für Kühnerts Offenlegungen drastische Worte: “Kevin macht blau! Kühnert kassierte 100.000 Euro Steuergeld nach gelogener Krankmeldung“, so titelte das Medium. Wundern muss man sich über diese Beschreibung wohl nicht, denn während Kühnert im Oktober seinen Rückzug mit gesundheitlichen Problemen und Energiemangel begründete, berichtete er nun der “Zeit” von unbestimmten Gefühlslagen – insbesondere von einem Gefühl der Bedrohung.
“Kühnert sagt, bei ihm habe es keinen Schlüsselmoment gegeben, auch keine medizinische Diagnose, die ihn zum Aufgeben zwang. Stattdessen sei da ein diffuses Gefühl gewesen, das sich anfangs ganz gut verdrängen ließ, aber irgendwann derart präsent war, dass es von ihm Besitz zu ergreifen drohte: das Gefühl, nicht mehr sicher zu sein”, liest man im Artikel der “Zeit”.
Die Beispiele? Eine “Coronaleugnerin” habe ihm ein Ei entgegengeschleudert. Da habe er lachen müssen. Hinterher habe er sich dann aber gefragt, was gewesen wäre, wenn die Frau ein Messer gezückt hätte. Außerdem hätten kritische Bauern vor seiner SPD-Parteizentrale demonstriert: Sie hätten selbstgebastelte Galgen bei sich gehabt. Ein AfD-Wähler habe ihm gesagt, dass er ihn hasse. Männer in der Bahn hätten hörbar darüber sinniert, ihm die “Fresse zu polieren”. Außerdem hätten da mal zwei Männer “in Neonazikluft” vor seinem Hotel gestanden, die ihn zwar gegrüßt hätten, sich aber in ihrem persönlichen Gespräch laut über irgendwelche Politiker (wohl nicht über ihn) aufgeregt hätten. “Wahrscheinlich ist das Verfolgungswahn”, gab Kühnert laut Medium selbst an.
Dass man Menschen und ihre Ansichten nicht wahrheitswidrig als Leugner von irgendwas delegitimieren oder jeden Mann mit maskuliner Optik im Zweifelsfall in die Neonazi-Schublade stecken sollte, scheint Kühnert und der “Zeit” als seinem Sprachrohr nicht bewusst zu sein – das macht es umso kurioser, dass er sich darüber zu wundern scheint, dass er und seine Partei immer weniger Menschen erreichen konnten. Das habe ein Gefühl “tiefer Vergeblichkeit” ausgelöst.
Nun sollte man sich einig sein, dass man seine Mitmenschen nicht mit Eiern bewirft oder anderweitig attackiert (oder ihnen Schläge androht). Man kann sich aber auch einig sein, dass Politiker nicht einfach das tiefe Gefühl der Vergeblichkeit des Volks übergehen und weiter Diäten und Zulagen und somit das Geld der Steuerzahler kassieren sollten, während sie behaupten, krank zu sein – wegen einer Handvoll Kritiker und Menschen, die sie nicht ausstehen können. Warum weiter ohne Gegenleistung abkassieren? Ist das fair? Das fragen sich nun einige Bürger.
Joana Cotar fassungslos: “Ernsthaft?”
Was die SPD und andere Altparteien seit einigen Jahren besonders ausmacht, ist die Hetze, die gegen die Opposition und deren Wähler betrieben wird. Dass sich das Mitgefühl für diffuse Bedrohungsgefühle von SPD-Politikern jetzt nicht nur bei Regierungskritikern, sondern auch bei Oppositionspolitikern in Grenzen hält, die die Folgen dieser Hetze am eigenen Leib erfahren, war vermutlich erwartbar. Insbesondere, da sie trotz Gefahr für Leib und Leben weiter für ihre Wähler arbeiten.
Joana Cotar, ehemals AfD-Politikerin, zuletzt im alten Bundestag partei- und fraktionslos, fand auf X sehr deutliche Worte: Für sie ist Kühnerts Verhalten “erbärmlich”. Ihr Statement, für das sie einigen Zuspruch erhielt, lesen Sie nachfolgend:
Kevin Kühnert hatte Angst und ein Gefühl der Vergeblichkeit und hörte daher einfach auf, zu arbeiten. Die Diäten strich er trotzdem ein.
Da fehlen mir die Worte.
Ich habe in meiner aktiven politischen Zeit keine Auftritte ohne Polizeischutz absolvieren können, neben jedem Wahlkampfstand stand ein Polizeiauto, zeitweise ist die Polizei jede Stunde an meinem Haus vorbeigefahren, weil es einen konkrete Bedrohungslage gab. Von Verunstaltungen alleine zum Auto gehen – nicht machbar. Vor jedem Parteitag gab es umfangreiche Sicherheitshinweise, die wir zu beachten hatten, um nicht angegriffen zu werden. Die Sicherheitskräfte hinter den Kulissen waren teilweise ausgestattet, als ob sie in den Krieg ziehen würden.
Und Kühnert hat Angst vor den Bauern? Weil er nur 1,70m groß ist?
Ich bin 1,63m, lieber Kevin. Und ich bin nicht nur von Bürgern angepöbelt worden, sondern auch von Politikkollegen Deiner Partei, die mir zB. prognostiziert hatten, dass meine Postings bald ein Ende haben werden, wenn erstmal die Antifa vor meiner Tür stünde. Eine entsprechende Anzeige wurde natürlich eingestellt. Hat ja in dem Fall die Richtige getroffen.
Und Du hattest Angst?
Ernsthaft?
Und bist dann nicht aus dem Bundestag ausgeschieden, sondern hast weiter 16.000 EUR im Monat kassiert. Unfassbar. Aber klar, auf dem Rücken der Steuerzahler kann man einfach blau machen, weil Bauer Hans bedrohlich geguckt hat. Es ist erbärmlich.